Notfallseelsorge: neue Herausforderungen nach Verschnaufpause
Ein Teddybär, Taschentücher, Kerzen, eine Bibel. Manchmal passt Trost in einen Rucksack. Doch wenn die rund zwei Dutzend Westerwälder Notfallseelsorgerinnen und Notfallseelsorger im Einsatz sind, brauchen sie mehr als ihre Tasche mit Trostspendern. Sie müssen mitfühlen, mitleiden, zuhören können. Und sie brauchen viel Kraft. Denn die Einsätze gehen unter die Haut und sind anstrengend.
Westerwaldkreis. Die Leiterin der Notfallseeslsorge Rhein-Lahn und im Westerwaldkreis, Pfarrerin Ulrike Braun-Steinebach, weiß das und sucht deshalb händeringend nach weiteren ehrenamtlichen Helfern, die das Team verstärken. Und obwohl die Zahl der Einsätze im vergangenen Jahr deutlich zurückgegangen ist, könnte 2017 ein besonders anstrengendes für die Notfallseelsorge werden.
2016 bewältigte die Notfallseelsorge insgesamt 92 Einsätze. Ein Jahr zuvor waren es noch 126. Für die Helfer bedeutete 2016 also eine kleine Verschnaufpause, die bitter nötig war, sagt Ulrike Braun-Steinebach. „Wir gehen auf dem Zahnfleisch. Viele unserer rund zwei Dutzend Helfer sind berufstätig und deswegen nur begrenzt einsetzbar. Wir brauchen also dringend neue Ehrenamtliche, damit wir einen größeren Puffer haben, was das Personal angeht“, sagt sie und rechnet vor, dass eigentlich 40 Helferinnen und Helfer nötig sind, um stabil arbeiten zu können.
Was die Art der Einsätze angeht, hat sich gegenüber den Vorjahren nicht allzu viel verändert: Auch dieses Mal mussten die NFS-Helfer besonders häufig wegen eines häuslichen Todes ausrücken (44-Mal), 16-Mal wegen eines Suizids und 14-Mal, um eine Todesnachricht zu überbringen. Womit die Notfallseelsorger vorher jedoch kaum zu tun hatten, war der Einsatz an Schulen. Gleich sechs Mal waren die Helferinnen und Helfer vor Ort, um den Jugendlichen beizustehen, mit ihnen zu trauern und zu reden, nachdem es in einigen Schulen der Region Todesfälle gegeben hatte.
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Trotzdem konnten die Notfallseelsorger 2016 durchatmen und Kräfte für 2017 sammeln. Denn die werden sie brauchen, glaubt Ulrike Braun-Steinebach: „Bis Mitte Januar hatten wir schon 16 Einsätze. Wenn das so weitergeht, wird das ein besonders herausforderndes Jahr.“ Aber die Pfarrerin hofft, dass sich trotzdem – oder gerade deswegen – Männer und Frauen durch den Einsatz der Notfallseelsorge berühren und bewegen lassen. Denn die Arbeit ist wichtig: Sie hilft, dass sich Menschen, über die eine Katastrophe hereingebrochen ist, im Leid nicht alleine gelassen fühlen, sagt die NFS-Leiterin: „Wir leisten eben erste Hilfe für die Seele. Und diese Hilfe kann jeder leisten – solange sich dieser Mensch kennt und auch zu seinem Gegenüber eine Beziehung aufbauen kann.“ (bon)
Wer sich für die Arbeit der Notfallseelsorge interessiert, kann sich bei Pfarrerin Ulrike Braun-Steinebach unter Telefon 02602/950459 oder per E-Mail (nfs.ww@t-online.de) melden.
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