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Nachricht vom 06.02.2017    

In Hundsangen bebte der Beton

„Fastnacht, Fastnacht, nur wer sie wirklich kennt, weiß wie das Feuer brennt…..“ Als Sitzungspräsident Frank Göbel mit seinem neuen Karnevalssong den Hundsänger Elferrat pünktlich um 19.33 Uhr in die proppenvolle Narrhalla der Ollmersch-Halle führte, da kam dies einer närrischen Erstürmung gleich. Die Stimmung stieg von Null auf Hundert und jeder hatte das ultimative Gefühl: Jetzt hat die närrische Saison wirklich begonnen.

Fantastische Kappensitzung in der Ollmersch-Halle. Fotos: privat

Hundsangen. Mit ein paar schmackigen Kommentierungen über das Zeitgeschehen hielt Göbel sein Publikum bei bester Laune, ehe er die Puppen tanzen ließ. Dies geschah zunächst in Form des HCV-Junioren-Balletts, das unter der Leitung von Lea Kunz und Anne-Kathrin Pörtner mit einem spritzigen Gardetanz die Lebensgeister inspirierte.

Das Symbol für die Spitzzüngigkeit des Narren wurde auf der Bühne zentriert, die Bütt. Der Protokoller Dieter Ehinger ließ nicht den Hauch eines Zweifels daran, dass er ein erfolgreicher Interpret dieser Karnevalstradition ist. Als Ampelmann nahm er sowohl die regionalen Ereignisse („Der Sohn von einem Westerwälder Borsch, der neue Bischof, der Bätzing-Schorsch“) als auch die große Weltpolitik (Brexit, Rechtspopulisten, Trump) amüsant aufs Korn. Als er schließlich ein in den Ruhestand tretendes Hundsänger Original als Speerspitze der fiktiven „Freien Rentner Partei“ als Gegenkandidaten für Verbandsbürgermeister Klaus Lütkefedder ins Rennen schickte („Endi for President“), da schoss das Stimmungsbarometer durch die Decke.

Szenenwechsel. Die Kulisse eines Campingplatzes diente der Gruppe „INTERNATIONAL“ als Hintergrund. Die allesamt sehr verschrobenen Camper starteten mit ihren Dialogen und Spielszenen einen äußerst erfolgreichen Angriff auf die Lachmuskulatur. Schreiendes Gelächter erzeugte die Vorführung einer neu installierten „Lügen App“ auf dem I-Phone der Zeltplatzaktivisten. Dennis Mehlert und Matthias Hönig hatten den Auftritt kreiert.

Äußerst kontrastreich dazu war der Auftritt des HCV-Gardeballetts. Hier traf sich tänzerische Perfektion mit strahlender Eleganz, ausgeführt mit einer Lebensfreude erzeugenden Leichtigkeit. Nadja Kremer hatte ihr Team wieder einmal mehr glänzend eingestellt. Es machte einfach großen Spaß den Mädchen zuzuschauen.

Wieder wurde die Bütt hereingeschoben und wuchtig von Gestalt und Ausdruck betrat ein Pfarrer das närrische Mobiliar, Friedhelm Meudt. Er berichtete in köstlicher Art darüber, dass er sich zunächst um die freiwerdende Stelle als Bischof beworben habe. Als dies trotz Fitnessprogramm und entzündeten Kerzen misslang, habe er sich für das Dschungel Camp beworben: „Ausgemusterter Bischofskandidat als Tarzan auf dem Dschungel-Pfad“. Dort traf er prominente Kandidaten, unter anderen Sahra Wagenknecht, die ein rothaariges Kind bekam („lag das an dem vielen eisenhaltigen Wasser oder war die Leitung von Oskar rostig geworden“). Ein Vortrag, der eine Lachsalve nach der anderen produzierte.

Die Gipfelstürmer mit ihrem Fitness-Studio Bärengym kannten keine Gnade mit dem bereits stark malträtierten Zwerchfell des Publikums. Diese herrlich durchgeknallten Typen feuerten Stakkato-artig ihre Pointen ab („Letzte Woche sprach mich eine Prostituierte an: Für 50 Euro mach ich dir alles!“ „Und?“ „Gestern hat sie bei mir Laminat verlegt“). Als zum Schluss der Fat-Minimizer sein Behandlungsziel komplett verfehlte, blieb kein Auge trocken. Ein toller Slapstick nach einer Idee von Markus Novian.

„Aufstehen, Brust raus, Hände an die Hosennaht!“ Prinzessin Nadja I. vom Löher Jagdschloss mit ihrem Gefolge gab sich die Ehre. In ihrer charmanten Art mit einer gehörigen Portion Schalk im Nacken lobte sie die rustikale Strahlkraft des naturbelassenen Elferrates und die prickelnde Frische des Publikums aus echter närrischer Bodenhaltung.



„Rock me Amadeus“, lautete der Titel des Auftrittes der „Blue Sticks“. Das 22 Tänzerinnen starke Ensemble rockte in herrlichen Kostümen aus der Zeit des großen Salzburger Musikgenies mit einer fantastischen Choreografie zu modernen Klängen von Falco das Publikum. Christiane Fein, Julia Wörner, Andrea Benten und Kerstin Schäfer zeichneten verantwortlich dafür.

Angeführt von Frank Wagenbach zog mit beherztem Ratschbum das Blechzinnober ein. Wie kaum ein Zweiter versteht es Frank Wagenbach die Schönen und Reichen, die „Großkopferten“ und Mächtigen auf die Schippe zu nehmen. Dabei wurde er immer wieder stimmungsvoll von seinem 14-köpfigen Orchester musikalisch unterstützt, so dass der Stimmungspegel den oberen Level nicht verließ. Auch Prinz Thorsten I. vom Dreierbund Limburg-Diez-Hadamar machte mit seinem Gefolge seine Aufwartung.

Und dann kam der Chef höchstpersönlich. Gemeinsam mit Susanne Eichmann setzte Sitzungspräsident Frank Göbel noch eines drauf. Als Ordnungshüter der Verbandsgemeinde sorgten sie für einen Klamauk, der in keine Schublade passt. Bei Radar-Kontrollen wurde das Personal der Gemeindeverwaltung bei deutlichem Unterschreiten der zulässigen Mindestgeschwindigkeit geblitzt. Das Publikum bog sich vor Lachen und es stand zu befürchten, dass auch die Armierung der ehrwürdigen Ollmersch-Halle sich verbiegen könnte.

Das Freibad von Hundsangen bot dann die Kulisse für den Auftritt der Wambachlerchen. Mit schmissigen Dialogen und ihren schwungvollen Parodien drehten sie wieder einmal in ihrer unnachahmlichen Art den Scheinwerfer auf das Zeitgeschehen der kleinen und großen Welt. So schwamm eine Muslimin mit einem Ganzkörperschwimmanzug („Das ist der itzy bitzy teenie weenie Honululu Strandburkini“) im Becken. Frauke Petri („Petri Heil“) und selbst Donald Trump, angereist mit der Freiheitsstatur und Horst Seehofer drehten ihre Runden. Die fetzige Musikshow der Wambachlerchen riss das Publikum von den Stühlen. Manuel Malm und Michael Novian waren die geistigen Urheber des Spektakels.

Und immer dann, wenn das Gefühl entsteht, dass eine Steigerung nicht mehr möglich ist, dann kommen sie, das Showballett des HCV. 25 rosarote Panther und 2 Inspekteurs Clousseau wirbelten in einem atemberaubenden Tempo virtuos über die Bühne, ohne dabei Exaktheit und Eleganz zu vernachlässigen. Sie schienen zuweilen die Erdanziehungskraft zu ignorieren, und so wurden einige Pink Panther zu flying Panthers. Teresa Gröschen hatte mit ihren Amazonen einmal mehr eine Meisterleistung präsentiert.

Gehörten Standing Ovations zu dem üblichen Prozedere des Publikums nach fast jedem Programmpunkt, so standen viele auf den Stühlen, als bei dem großen Finale alle 130 Aktiven noch einmal die Bühne einnahmen. Als dann die Hundsänger Fastnachtshits ein letztes Mal geschmettert wurden, da stimmten 500 Kehlen stimmgewaltig mit ein und 1000 Beine tanzten und trampelten, so dass das Gefühl entstand: Hier bebt der Beton.


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