Trotz Arbeit sind im WW-Kreis 1.400 Menschen auf Hartz IV angewiesen
Im Westerwaldkreis sind derzeit 1.458 Menschen trotz Arbeit auf Hartz IV angewiesen. Eine große Zahl der Aufstockenden arbeitet in geringfügiger Beschäftigung. So haben 548 Aufstockende nur einen Minijob. Der Deutsche Gewerkschaftsbund sieht insbesondere die Minijobs sehr kritisch.
Montabaur. "Die Wirtschaft brummt. Doch viele Menschen im Westerwaldkreis haben nichts davon. Sie gehen arbeiten, können aber nicht davon leben. Das ist ungerecht!", so Sebastian Hebeisen, DGB-Regionsgeschäftsführer Koblenz. "Die Minijobs sind dabei keine Lösung, sondern ein Teil des Problems. Oft gelten Minijobs als Brücke in normale Vollzeitbeschäftigung. In der Realität dagegen sind Minijobs ein Armutsrisiko."
Besonders für Frauen, die nach der Familienphase den Wiedereinstieg in sozialversicherte Arbeit suchen, werden Minijobs zur Sackgasse. Sie bieten meist keine Perspektive auf Qualifizierung und Aufstieg im Beruf. Hinzu kommt, dass keine oder nur eingeschränkte Ansprüche für die gesetzliche Sozialversicherung erworben werden und dies oft über viele Jahre. Erst gilt "Minijob gleich Aushilfe" für viele geringfügig Beschäftigte, im Alter droht dann oft Altersarmut.
"Es ist deshalb dringend notwendig, dass die Jobcenter in der Region mehr für diese Gruppe der Beschäftigten tun", fordert Hebeisen. "Menschen, die sich in einer beruflichen Einbahnstraße befinden, brauchen keinen Druck und keine Sanktionen, sondern mehr Unterstützung.“
Dazu sind mehr Angebote der aktiven Arbeitsmarktpolitik nötig, insbesondere Angebote einer beruflichen Qualifizierung müssen weiter ausgebaut werden. "Viele Menschen mit Minijob wollen gerne mehr arbeiten, das bestätigen auch wissenschaftliche Studien." Für den Gewerkschafter ist deshalb klar: "Wir wollen, dass mehr Minijobs in sozialversicherte Arbeit umgewandelt werden. Der DGB hat dazu einige gute Vorschläge gemacht!“
Aber auch Land und Kommune sieht Hebeisen in der Verantwortung: "Es sind bundesweit vor allem Frauen, die nur eine geringfügige Beschäftigung haben und aufstocken müssen. Viele von ihnen können nur eine begrenzte Anzahl von Stunden arbeiten, da sie Familien- und Pflegearbeit leisten. Deshalb muss die Infrastruktur so ausgebaut werden, dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf endlich leichter zu meistern ist."
In den letzten zwölf Monaten ist bundesweit die Zahl der Aufstockenden geringfügig um rund 50.000 gesunken, ist aber mit fast 1,2 Millionen Betroffenen immer noch sehr hoch. Zum Jahresbeginn 2015 wurden 100.000 Minijobs in sozialversicherte Beschäftigung umgewandelt.
"Das liegt am Mindestlohn!", so Hebeisen. "Der Mindestlohn wirkt! Jetzt sind die Jobcenter in der Pflicht, sich mehr um die Aufstockerinnen und Aufstocker zu kümmern. Arm trotz Arbeit darf nicht länger gelten, da gibt es noch einiges zu tun." (PM DGB Region Koblenz)
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