Inklusion statt Abschottung gefordert
Aufschlussreiche Zahlen zur Migration erläuterte Pfarrer Andreas Lipsch bei einem Vortrag zur Flüchtlingspolitik in Hachenburg. Andreas Lipsch ist Leiter der Abteilung Flucht, interkulturelle Arbeit und Migration der Diakonie Hessen und interkultureller Beauftragter der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau.
Hachenburg. Zunächst begrüßte Dekan Martin Fries die rund 50 Zuhörer und führte ins Thema ein, unter anderem indem er auf die aktuellen Abschiebungen nach Afghanistan bei einer sich stetig verschlechternden Sicherheitslage des Landes hinwies.
Zu Beginn seines Vortrages zeigte Pfarrer Andreas Lipsch anhand von offiziellen Statistiken, dass die Anzahl aller Menschen, die ihr Land aus unterschiedlichen Gründen verlassen, bei rund fünf Prozent der Weltbevölkerung und damit auf einem historischen Tiefstand liegt. Der Anteil der Flüchtlinge liege derzeit bei 0,3 Prozent. Davon gehen 86 Prozent in die unmittelbar benachbarten Länder. Im Falle vom Bürgerkriegsland Syrien ist das der Libanon, der bei einer Bevölkerungsanzahl von knapp sechs Millionen Menschen bisher rund 1,5 Millionen Flüchtlinge aufnahm, die Türkei, Jordanien, Irak und Ägypten.
Die Flüchtlingsaufnahme in die sechs reichsten Staaten der Welt, USA, China, Japan, Deutschland, Großbritannien und Frankreich, nimmt ab. Hier werden insgesamt weniger als neun Prozent aller Flüchtlinge aufgenommen. Weiterhin berichtete Pfarrer Lipsch über den Türkei-Deal und seine Folgen. Da die Türkei die Genfer Flüchtlingskonvention nicht unterschrieben habe, sei es nicht möglich als Nicht-Europäer in der Türkei Asyl zu beantragen. Die Abmachung habe bezüglich der Grenzschließung funktioniert, in Bezug auf die Verteilung der Flüchtlinge allerdings nicht. Von den circa drei Millionen Flüchtlingen in der Türkei haben alle europäischen Staaten zusammen lediglich 3.098 Menschen aufgenommen.
Durch die Verschärfung der Dublin-Verordnung komme es zudem zu einer erschwerten Integration und zu einer Zunahme von illegalen Flüchtlingen, sagte Pfarrer Lipsch und forderte die restriktiven Maßnahmen der Flüchtlingspolitik zu beenden. Die Folgen seien Abschottung, Ausgrenzung und Verunsicherung. Er forderte statt Ausgrenzung Inklusion, statt Abschottung Flüchtlingsaufnahme und statt Verantwortung abzuschieben und Fluchtwege zu zerstören, eine gerechtere Weltsozialpolitik. Im Anschluss an den kurzweiligen Vortrag entwickelte sich eine angeregte Fragerunde und Diskussion unter den Zuhörern. Veranstalter des Vortragsabends war der Arbeitskreis Integration und Asyl (Zusammenarbeit der evangelischen und katholischen Kirchengemeinden in Hachenburg) zusammen mit der Evangelischen Erwachsenenbildung Westerwald und der Verbandsgemeinde Hachenburg. (shg)
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