Wohnwünsche werden wahr
Vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung haben im vergangenen Jahrzehnt zunehmend mehr Menschen gemeinschaftliche Wohnformen für sich entdeckt. Eine Balance zu finden zwischen organisierter Nachbarschaftssolidarität, gemeinschaftlichen Aktivitäten und der Beibehaltung ihrer persönlichen Privatsphäre und dies demokratisch organisiert und in ganz unterschiedlichen Umgebungen.
Westerburg. Bei einer Veranstaltung der Friedrich-Ebert-Stiftung in Westerburg erhielten die zahlreichen Besucher Antworten auf ihre Fragen von Fachleuten aus der Praxis - rund um die Themen Projektentwicklung und Finanzierung sowie Erlebtes aus ganz persönlichen Erfahrungsberichten. Ganz konkret, authentisch, begeistert und begeisternd.
Dr. Martin Gräfe, Leiter des Regionalbüros Mainz, hieß die Gäste in der Stadthalle Westerburg herzlich willkommen. Anschließend führte Landtagspräsident Hendrik Hering in das Thema ein.
Sozialministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler stellte vor Ort die Initiativen und Möglichkeiten des Landes vor: „Neue Wohnmodelle sind ein Thema, das viele Menschen interessiert, nicht nur im Westerwald. Abhängig von verschiedenen Bedürfnissen und Voraussetzungen gibt es auch verschiedene Möglichkeiten der Umsetzung. Diese Projekte sind nicht nur Wunschdenken oder Zukunftsmusik, sondern bereits vielfach Realität. Denn gemeinschaftliche Wohnmodelle bringen Menschen zusammen, stärken die Gemeinschaft und die Verzahnung von nachbarschaftlicher und professioneller Unterstützung trägt dazu bei, dass Menschen bis ins hohe Alter in ihrer gewohnten Umgebung leben können.“
Die Moderatorin des Abends, Gabi Frank-Mantowski, führte gekonnt durch den Abend und stellte unterschiedlichste Wohnmodelle vor.
Berit Herger von der Landesberatungsstelle Neues Wohnen Rheinland-Pfalz berichtete von einem Strauß von Möglichkeiten. „So eine Veranstaltung wie heute macht Mut“.
Norbert Schäfer (Landesarbeitsgemeinschaft Gemeinschaftliches Wohnen e.V.) hatte die Wanderausstellung „Wohnprojekte in Rheinland-Pfalz“ mit im Gepäck, und seine eigene Begeisterung für sein Wohnprojekt Gutshof Kaiserbacher Mühle in Klingenmünster spürten auch die Anwesenden: „Wir sollten die lebendige Nachbarschaft und Synergieeffekte nutzen. Eine feine Sache, selbst wenn es auch nicht (immer) das Paradies ist. Ohne Toleranz geht es nicht.“ Er riet, das im Inneren Erreichte auch nach außen zu tragen.
Karin Stock von Vis-a-Vis, einem Neubau mit 33 barrierearmen Mietwohnungen von unterschiedlicher Größe mitten in Mainz machte in ihrem Erfahrungsbericht auf verschiedene Voraussetzungen und Stolpersteinen aufmerksam.
Dieter Ney aus Kastellaun charakterisierte sein Wohnprojekt als „verbindliche Nachbarschaft“ mit Technik- und Gemeinschaftsraum: „Nach einer intensiven Diskussion haben wir für unsere gemeinsame Freiheit in einer Wohnhofgemeinschaft wichtige Grundlagen gewonnen. Wir legen Wert darauf, dass wir unsere Entscheidungen einvernehmlich finden und mittragen.“
Sybille Stuart vom „Netzwerk für das Alter - Hoher Westerwald“ berichtete von den Möglichkeiten vor Ort, von Wohnformen im Alter inklusive hausärztlicher Versorgung, die Frage nach der Mobilität. Eine wichtige Frage sei die nach dem richtigen Zeitpunkt „Wann begebe ich mich in ein Wohnprojekt?“
Nach der ersten Veranstaltung im Herbst 2016 mit Henning Scherf sei nun ein guter zweiter Impuls gesetzt, fasste Hendrik Hering den informativen und interessanten Abend zusammen. Man spüre die Faszination derer, die ein solches Projekt angegangen seien.
„Nun ist es an uns allen, den Mut aufzubringen, einmal selbst solche Projekte zu besuchen.“
Hinweise für konkrete Hilfe: www.lzg-rlp.de/wohnpunkt-rheinland-pfalz.html und www.neues-wohnen.lzg-rlp.de. (PM Doris Kohlhas)
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