Moschee in Hachenburg lässt viele Fragen offen
Dank der neu gegründeten Bürgerinitiative gab es wichtige Informationen für die verunsicherten Bürger, die sich um eine „bunte Stadt“ und das friedliche Miteinander mit Bürgern muslimischen Glaubens bemühen. Einziger erkennbarer Schwachpunkt und Grund für Unbehagen in der Bevölkerung ist die Aktivität der DITIB, die straff organisiert, als verlängerter Arm des türkischen Staatspräsident Erdogan bei der Mehrheit der Versammlungsteilnehmer befürchtet wird.
Hachenburg. Die misslungene Aufklärungsveranstaltung zum Thema Bau einer behördlich genehmigten Moschee in Hachenburg, die damals abrupt beendet wurde und sorgenvolle Fragen der Bürger unbeantwortet ließ, sorgte für die Gründung einer Bürgerbewegung „Hachenburg soll bunt bleiben“. Wie groß der Fragenkatalog noch war, konnte man daran erkennen, dass die interessierten Bürger für ein „volles Haus“ der Stadthalle sorgten. Die ehrenamtlich Aktiven des Podiums bemühten sich darum, Antwort auf möglichst viele Fragen aus dem Publikum zu beantworten. Wichtig dabei auch die Erläuterungen über die Struktur der muslimischen Gemeinde, die sich mittlerweile der Dachorganisation der DITIB-Gemeinden angeschlossen hat. Dabei wurde erkennbar, dass die Mehrzahl der Versammelten genau deshalb erhebliche Bedenken gegen den Einfluss der türkischen Politik befürchtete.
Notar Dr. Stefan Braun, Ingo Schneider, Dr. Ulrich Janes (Anwalt für Verwaltungsrecht), Christoph Mies und als Moderator fungierte Burghard Schmid, bemühten sich nach Kräften, jeder aus seiner Sicht, Aufklärungsarbeit zu leisten. Gleich zu Beginn wurde bedauernd festgestellt, dass keiner der Verwaltungschefs aus Verbandsgemeinde und Stadt Hachenburg, sowie die Vertreter der DITIB der Einladung zur Teilnahme an der Informationsveranstaltung Folge leisteten.
Über die Struktur der erst 1984 gegründeten DITIB klärte Notar Dr. Stefan Braun auf und zeigte anhand von Schautafeln, wie das Geflecht der aus der Türkei gesteuerten Religionsbehörde funktioniert. Durch mehr als 900 DITIB-Ortsvereine ist innerhalb der religiösen Dachorganisation Diyanet allein in Deutschland eine engmaschige Organisation entstanden, deren Mitglieder durch Aufsichtsräte und andere Kontrollorgane gesteuert werden. So gibt es etwa 120.000 Beschäftigte, die von der Türkei eingesetzt und auch bezahlt werden.
Ingo Schneider hatte sich auf die Vorstellung der detaillierten Baupläne für die Moschee vorbereitet. Das acht Meter hohe Gebäude auf zwei Geschossebenen soll keine Moschee-Optik bekommen und ohne Minarett schlicht gehalten werden. Rechts im dreigliedrigen Komplex wird ein Gebetsraum für 150 Personen entstehen. Baurechtliche Regeln für die geplante Moschee erläuterte Dr. Ulrich Janes, der ohne rechtliche Gründe keine Einwirkungsmöglichkeiten sah.
Eine klare Absage an alle Störenfriede, die die Veranstaltung für ihre politischen Ziele zu missbrauchen versuchten, fanden den Beifall der Versammlungsteilnehmer. Dabei verwies Janes auf die erfolgreich verlaufene Unterschriftenaktion, bei der jeder zum Mitmachen aufgefordert wurde. Die offizielle Fragestunde wurde von Burkhard Schmid eröffnet, der jeweils zehn Fragen zu bündeln versuchte. Es folgten freundliche und weniger höfliche Fragen, bei denen auch politische Tendenzen von „rechts und links“ erkennbar waren.
Dr. Braun erläuterte auf Anfrage, dass die muslimische Gemeinde Hachenburg zuerst eigenständig und erst seit 2013 der DITIB angeschlossen wurde. Auch trete die DITIB als Bauherr für die Moschee in Hachenburg in Erscheinung. Aus dem Publikum wurde bemängelt, dass einseitig gegen die DITIB argumentiert werde, obwohl sie nicht verboten sei. Es folgte eine spontane Aufzählung von Argumenten, die gegen diese Religions-Organisation sprechen. Besorgte Bürger aus Hachenburg, Müschenbach und der Kroppacher Schweiz machten ihrem Herzen Luft.
Anerkennende Worte aus dem Publikum galten den Mitgliedern des Podiums, die sich um die Sorgen und Nöte der Bevölkerung kümmern. Zwar gab es auch wegen der Tonart vereinzelt kritische Anmerkungen, aber ansonsten wurde das ehrenamtliche Engagement gelobt. Der vom Stadtrat angeregte „runde Tisch“ fand Zustimmung. Kritische Stimmen gegen Erdogan und die Verflechtungen der türkischen Politik mit der Religion waren nicht zu überhören. Politische Statements und Versuche den Verlauf der Versammlung zu stören wurden schnell unterbunden. Flugblattverteilungen gehörten draußen vor die Tür und die anwesenden Polizeibeamten brauchten nicht einzugreifen.
An der lebhaften Fragenstunde beteiligten sich unter anderem auch Gisela Schommers, Kurt Todt (Grüne) , Karl-Heinz Boll (CDU), Dietmar Kasper und Heiner Schneider, der sich überrascht zeigte von der großen Besucherzahl und das Miteinander zwischen den Religionen anregte und das Gespräch von Mensch zu Mensch forderte. Die Bürgerinitiative verteilte Aufnahmeformulare und warb um möglichst viele weitere neue Mitglieder, damit man auch in Zukunft die „bunte Stadt Hachenburg“ aktiv mitgestalten könne. repa
Kommentar von Reinhard Panthel:
Gegenseitiges Vertrauen ist Schlüssel zum Miteinander
In der Politik dominieren oft Macht, Größenwahn, Geldgier und wirtschaftliches Erfolgsstreben. Das ist ja weitgehend bekannt und jedes noch so umstrittene und rücksichtslose Mittel zum Erfolg wird angewendet. Aber bei Religionen, denen es um das Seelenheil ihrer jeweiligen Gläubigen geht, sollten doch andere Maßstäbe gelten. Das friedliche Miteinander zwischen den unterschiedlichen Kulturen und Religionen ist nur dann möglich, wenn die Basis für ein gegenseitiges Vertrauen geschaffen wird. Politische Hetze und religiöser Fanatismus erschweren das Bemühen der Menschen, die sich zum harmonischen Miteinander entschlossen haben. Herzen sollten sprechen und gegenseitigen Respekt zollen. Politische Eiferer von der einen und der anderen Seite entzweien statt zu vereinen.
Tägliche Horrormeldungen in Presse und Fernsehen über nachgewiesene Aktivitäten der DITIB als verlängertem Arm des türkischen Staatspräsidenten Erdogan lähmen die Ziele all derer, die sich zum Miteinander der „Bürgerschaft in einer bunten Stadt“ bekennen. Es wird schwer für die Christen und die Muslime, wenn es Beweise für politische Infiltration, Bespitzelung und Machtspiele gibt, wenn dem Trennenden größerer Raum als dem Verbindenden eingeräumt wird.
Die Trennung von Staat und Kirche - egal von welcher Religion auch immer - ist der erste Weg zum Erfolg für die Ziele der Menschen, denen es nur um die Religionsausübung geht. Die Christen beweisen seit Jahrzehnten, dass das friedliche Miteinander zwischen Katholiken, Protestanten, freien Gemeinden und Zeugen Jehovas möglich ist. Erst wenn die Muslime ein friedliches Nebeneinander zwischen Sunniten und Schiiten unter Beweis stellen, dann kann man erst von gegenseitigem Respekt mit anderen Religionen sprechen. Sind in der Hachenburger Moschee künftig alle Religions-Richtungen der Muslime willkommen, oder sind weitere Gebetshäuser oder Moscheen notwendig?
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