Fahnenappell, chinesische Tänze, Papierschnitte und Qualitätsbewusstsein
Für die Schülerinnen-Delegation der Westerburger Berufsbildenden Schule geht der Eustress in Qingdao nach einer Woche weiter: Sie nahmen am landestypischen Fahnenappell teil, lernten anspruchsvolle chinesische Tänze und noch kompliziertere Scherenschnitte. Ein aufgrund seiner besonderen Unternehmensphilosophie erfolgreiches Elektrounternehmen und die überragende Gastfreundschaft beeindruckten sehr.
Westerburg/Qingdao. „Der erste Tag der Woche beginnt traditionell in chinesischen Schulen mit einem Fahnenappell. Daran nehmen auf dem schuleigenen Sportplatz alle Lehrer sowie alle Schüler der Schule teil. Auch wir durften uns mit einreihen. Der 20-minütige Fahnenappell, so unsere Austauschschülerinnen, diene der Förderung der Gemeinschaft und drücke die Verbundenheit mit der eigenen Nation aus. Auch wenn wir so einen Fahnenappell noch nie gesehen hatten und es ein bleibendes Erlebnis für uns bleibt, fanden wir die Idee unserer Lehrer, dieses zukünftig auch jeden Montag an der BBS Westerburg durchzuführen, nicht so ganz super.
Anschließend lernten wir gemeinsam mehrere chinesische Tänze aus verschiedenen Regionen Chinas unter anderem mongolisches Schulterschütteln und Jiazhou Yangko mit Fächern. Die Tänze stellten hohe Anforderungen an unsere Koordinationsfähigkeiten, Hände und Füße waren schwer zusammen zu bringen. Bis Donnerstag haben wir eine kleine Aufgabe seitens der chinesischen Schule bekommen: Sie wollen von uns einen typischen deutschen Tanz lernen. Erste Ideen gibt es schon. Aber mehr dazu gibt es dann im Bericht vom Donnerstag.
Der nächste Programmpunkt ermöglichte uns, in schönen Kostümen Grundzüge des chinesischen Papierschnittes zu erlernen. Dabei tranken wir hausgemachten Rosentee. Danach überreichten uns die chinesischen Schüler schon über 100 eigengefertigte Papierschnitte, die wir unseren deutschen Freunden und Bekannten schenken dürfen. Da wir es selbst erlebten, wie kompliziert so ein Schnitt pro Figur sein kann, kann man dieses Gastgeschenk gar nicht hoch genug einschätzen. Gegen 12 Uhr gab es endlich eine Mittagspause. Wir bekamen typisches chinesisches Essen, aber auch Pommes und Toast Hawaii. Unsere chinesischen Freunde sowie die chinesische Schule versuchen alles, dass wir uns hier wohl fühlen. Das ist schon wirklich super lieb. Die heutige Mittagspause war aber, wie auch an den anderen Tagen, nur sehr kurz, da wir dann schon wieder weiter mussten.
Wir fuhren circa eine Stunde zu dem ortsansässigen Elektrounternehmen HAIER. Die Busfahrt nutzten viele von uns, um ein wenig zu schlafen. Wir müssen hier nicht nur sehr früh aufstehen, sondern wir haben auch ein ganz umfangreiches Programm sowie unsere Arbeit am Projekt. Was nicht schlimm ist, aber es ist viel anstrengender als ein typischer Berufsschul- oder Arbeitstag im Westerwald. HAIER ist ein „global player“, der seit vielen Jahrzehnten hier für den Weltmarkt Produkte wie Kühlschränke, TV-Geräte, Toiletten, Sofas und vieles mehr mit modernster Technologie herstellt. Nach der Führung durch das historische Technikmuseum des Unternehmens, wo wir unter anderem uralte und riesige Handys aus der „Steinzeit“ (1980er) sehen konnten, erhielten wir viele Impulse für unser Marketingprojekt. Bei HAIER soll sich jeder Mitarbeiter als Geschäftsführer sehen, so die Unternehmensphilosophie. Egal ob er Buchhalter oder Außendienstmitarbeiter ist, jeder Mitarbeiter ist verantwortlich, die Kunden zu erreichen. Anschließend konnten wir noch erfahren, dass lebenslanges Lernen ein Hauptbestandteil des Unternehmens ist, wofür sie auch mehrere internationale Preise erhalten haben. Besonders interessant war die besondere Wertschätzung des Elektrounternehmens für eine extrem hohe Qualitätskontrolle. Für unser Projekt bleibt, neben vielen anderen Eindrücken, hängen, dass der chinesische Markt viel Wert auf Qualität legt und Marketing keine geschlossene Abteilung darstellt, sondern dass sich alle Mitarbeiter aktiv am Verkaufserfolg beteiligen, wenn ein Unternehmen erfolgreich sein möchte. Nach der Besichtigung und der Rückfahrt mit dem Bus trennten sich unsere Wege und wir erhielten die Möglichkeit, die Zeit mit unseren Gastfamilien zu nutzen. Aber wir hatten nicht nur Freizeit. Unsere beiden Lehren vergaßen auch heute mal wieder nicht, uns einen kleinen Arbeitsauftrag für das Projekt zu geben.
Hier noch der Link von der Eröffnungszeremonie vom letzten Mittwoch, wo das chinesische Fernsehen über uns sehr ausführlich berichtete. Bisher über 110.000 Likes.
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