„Paradiesseits“ ganz real auf der Bühne der Hachenburger Stadthalle
Hinter der umgekehrten Redewendung „Das Geld liegt auf der Fensterbank, Marie“ verbirgt sich das Kabarett-Duo Wiebke Eymess und Friedolin Müller, das den Hachenburger Kulturzeit-Abonnenten von einem Auftritt vor fünf Jahren noch in guter Erinnerung ist. Seit der Vertreibung aus dem Paradies führen die Hannoveraner Nachfahren von Eva und Adam ihre Paar-Diskussionen auf den deutschen Bühnen weiter.
Hachenburg. Den Zuschauern kam die Gesprächsführung bekannt vor, denn am Ende einer Argumentationskette war der schuldige Partner immer der Mann. Trotz seiner lästigen Akribie räumt dieser die – noch nicht real existierende – Spülmaschine falsch ein. Sie wirft dem Mann vor: „Wer ordentlich ist, bekämpft die menschliche Natur!“ Er kontert. „Du bist die Apokalypse!“ Die Ursache wird in einem zarten Liebeslied klar: „Eigentlich bin ich ein Rationalist und du bist zu sinnlich für mich.“
Mit Zupf- und Tasteninstrumenten in normal- und Miniaturgröße begleiteten die Beiden ihre unromantisch-besinnlichen Liebeslieder, die sich mit Treibhaus-Effekt, winterharten Palmen und dem Sehnsuchtsort Copa Cabana befassten. Das funktionierte sogar mit angesagten Akkordwechseln gemeinsam auf einer Gitarre.
Sie will aufs Land ziehen, er will in der Großstadt bleiben. Die sich aus diesem Gegensatz entwickelnden Diskussionen endeten in der weiblichen Erkenntnis: Schuld ist der Frosch, weil der sowohl in der Muppet-Show als auch in der Sesamstraße mitspielt. Er konstatiert, dass ein Zwerghamster kein Statussymbol ist, auch nicht, wenn er von der Hamster-Nothilfe kommt und „Gutmensch“ ist ein Schimpfwort, weil „gut“ und „Mensch“ nicht zusammenpassen.
Eymess und Müller passen dagegen sehr gut zusammen, daher sind sie Eltern zweier Kleinkinder. Die Kulturzeit-Idee des Alleinkommer-Tisches wollten sie jedoch gern für ihre Familie aufgreifen, weil auch das tägliche Essen Diskussionen bewirkt. Gemeinsam stellten sie singend fest: „Uns ist viel weniger klar, wie gut es uns geht, als uns guttut.“
Wenn sie könnten, wie sie wollten, würde er schwarze Musik spielen auf den schwarzen Tasten und sie würde irgendetwas mit Mode oder Gesang machen. Immerhin trug sie nach der Pause bereits ein zum Show-Titel passendes Motto-Kleid mit ein paar Radieschen. Dafür erübrigte sich jede Intimrasur oder Waxing. Er trug analog feierliche fifty shades of grey. Der Schlusssong lautete zutreffend „Adamsapfel on the rocks“ oder „Heute Abend haben wir vom Baum der Erkenntnis gekostet.“
Die musikalisch verfeinerten Szenen einer Ehe fanden die Zuschauer so einzigartig, dass zwei Liebeslieder mit selbstzerstörerischer Tendenz als Zugabe erforderlich waren. htv
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