Doppelt gefeiert ist noch besser: Jubiläum in Nentershausen
Nentershausen hat sich fein gemacht. Am Ortseingang grüßen die Strohfiguren Laury und Nenty und im Ort sind die Straßenränder mit gelb-weißen Schleifen geschmückt. Der 1175. Geburtstag der Ortsgemeinde und der 150. Weihetag der Laurentiuskirche sind Anlass für ausgiebige Feiern mit Bürgern, Vereinen und vielen Gästen.
Nentershausen. Die Fronleichnamswoche zeigt sich witterungsmäßig optimal und so strahlten auch die vielen Aktiven am Samstag, 17. Juni beim historischen Laurentiusmarkt mit über vierzig Attraktionen rund um die Laurentiuskirche. Die Ortsvereine hatten sich eine Menge einfallen lassen, um Mitbürger und Besucher aufs Beste zu unterhalten und zu verköstigen und dabei einen Einblick in die Geschichte zu bieten. Cheforganisator Norbert Noll zeigte sich mit dem Engagemant aller Beteiligten sehr zufrieden. In passende Gewandung gehüllt, führten die Nentershauser alte Handwerkstraditionen vor.
Ein Korbflechter und ein Drechsler demonstrierten ebenso wie Schmiede ihre Handwerkskunst. In der alten Schmiede wurde nicht nur Eisen zum Glühen gebracht, sondern auch hölzerne Herzen mit Brandzeichen zum Doppeljubiläum versehen. Bei den Tischlern konnte jedermann seine Geschicklichkeit unter Beweis stellen. Es musste ein Stamm präzise in der vorgegebenen Länge abgesägt werden bei nur zwei Millimeter Toleranz oder man konnte einen möglichst langen Span abhobeln mit der Aussicht auf einen Kasten Bier. Selbst gestalten konnte man in der Schreibstube und beim Basteln von Armbändern. Kinder beschäftigten sich mit der mechanischen Flaschenkorkmaschine und der Torwand der Eisbachtaler Sportfreunde Daneben boten Marktstände Waren aus Holz und Textilien sowie Blumen zum Kauf.
Drei Herren droschen mit Dreschflegeln auf der Tenne auf den Weizen ein, bis sie aus dem Takt oder aus der Puste kamen. Derweil fühlte sich der Nachwuchs auf den harten Sitzen betagter Traktoren wohl. Alte Gerätschaften fanden allenthalben Bewunderer und manche Hausfrau freute sich, dass die Waschmaschine inzwischen Waschbrett, Zuber und Stampfer abgelöst hat. Trotz ihrer schweren und schweißtreibenden Arbeit hatten die Waschweiber noch Luft zum Singen. Nentershausen bewies mit einem Dauerprogramm auf der Festbühne seine Musikalität. Neben Chören und Musikvereinen unterhielten die Pinocchio-Kinder mit Musical-Darbietungen das Publikum.
In alter deutscher Schrift wurden Leckereien wie Schmalzbrud, Forelle frisch aus dem Räucherofen und Brot aus dem Backes angeboten. Eine urige Taverne lud zur Erfrischung ein und bei den Mitgliedern des Projektchors gab es neben leckerem Met in Weiß und Rot auch Ablaßbriefe zu zwei Talern zu erwerben, ein Ärgernis für alle Protestanten ausgerechnet im Lutherjahr. Der von Ablaßprediger Johann Tetzel verfasste Generalablaß befreite den reuigen Sünder von den Strafen der Hölle und den Qualen des Fegefeuers. Zusätzlich sprach der Brief von allen zukünftigen Sünden frei. Darauf ließ sich frohgemut noch ein Met genießen und noch mehr Buße tun.
Napoleon selbst, der der Legende nach einst in Nentershausen campiert haben soll, ritt hoch zu Ross durch den Ort zu seinem Lager unterhalb der Kirche. Die war ebenfalls fein herausgeputzt worden. Die Besucher der frisch renovierten Laurentiuskirche schritten unter dem Himmel hindurch in das Kirchenschiff. Dort fanden sie lobende Worte für die farbliche Gestaltung des hellen Innenraums und flanierten erfreut an den Stellwänden mit Foto-Dokumenten entlang. Vor dem Gotteshaus wurde in einem Zelt ein Film zur Historie gezeigt. Außer der Dorfchronik ist – neu erschienen - ein Buch mit der Chronik der 150-jährigen Laurentiuskirche erwerbbar.
Am Sonntag, dem 18. Juni wird die Kirche im Mittelpunkt stehen, wenn sie um 9 Uhr in einem Pontifikalamt mit Bischof Georg Bätzing wiedereröffnet wird. Musikalisch wird die Messe vom Projektchor mitgestaltet, der die Missa brevis in B vom englischen Komponisten Colin Mawby aufführen wird. Im Anschluss an den Gottesdienst findet eine Fronleichnamsprozession durch die Straßen von Nentershausen zu den insgesamt vier festlich geschmückten Altären statt.
Das zweite Festwochenende wird dann vom 11. bis 14. August zur 150. Nentershäuser Kirmes mit einem hochkarätigen Programm gefeiert werden. htv
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