Historischer Rat tagte zum Westerburger Stadtjubiläum
Theateraufführung unter freiem Himmel kam bestens an. Die Stadt Westerburg feierte am Wochenende bei strahlendem Sonnenschein, hochsommerlichen Temperaturen und zusammen mit vielen Gästen ihr 725-jähriges Stadtjubiläum. Viele lobende Worte gab es für die Organisatoren der zweitägigen Veranstaltung, die unter freiem Himmel auf dem Rathausplatz stattfand.
Westerburg. Den Auftakt machte am Samstagabend, dem 26. August die Historische Ratssitzung. Hierbei handelte es sich aber nicht um eine gewöhnliche Stadtratssitzung, obgleich die Stadtratsmitglieder nahezu vollständig versammelt waren. Diesmal waren sie in historische Gewänder gekleidet. Sie alle waren Akteure eines amüsanten Theaterstücks, das unter der Regie des Vorsitzenden des Petermännchen-Theaters, Markus Kachler, stand.
Es war der 66. Abend nach der Sommersonnenwende im Jahr 1317, so als seien seit der Verleihung der Stadtrechte gerade mal 25 Jahre ins Land gegangen. Eine Stunde vor dem offiziellen Beginn der Veranstaltung waren die blau-rot geschmückten Tischreihen bereits allesamt belegt. Kurzerhand wurden Stühle dazu gestellt. Der ganze Rathausplatz war gefüllt mit Menschen, die gespannt auf das bevorstehende Spektakel warteten.
Spaß und Kurzweil bot zunächst Gaukler Ulenreich der Schelm, der auch später noch für reichlich Lacher sorgte. Nun marschierte der Fanfarenzug Koblenz-Karthause ein und gab Kostproben seines Repertoires. Dem Ausmarsch folgte ein neuer Einmarsch, diesmal zusammen mit dem Stadtrat.
Die Ratsmitglieder nahmen - in helle Leinenhemden gekleidet und mit einheitlichen schwarze Kopfbedeckung – auf der Bühne Platz. Da sie seinerzeit allesamt männlich waren, behalfen sie sich mit aufgeklebten Schnurrbärten und verstellter Stimme. Über allen „thronte“ das Stadtoberhaupt. So hatte Bürgermeister Ralf Seekatz, geschmückt mit seiner neuen Amtskette, diesmal als Schultheiß das Sagen. Ihm zur Seite, ebenfalls in schwarze Hemden gekleidet, saßen die Beigeordneten. Zunächst galt es, auf die „Freie Stadt“, die sie nunmehr 25 Jahre war, anzustoßen.
„Die Historiker unter Ihnen mögen es uns vergeben, dass natürlich nicht jedes Detail dem 14. Jahrhundert entsprechen kann. Betrachten Sie das Spiel vielleicht mehr mit einem wohlwollenden Schmunzeln“, erläuterte Kachler, der als Stadtschreiber schließlich auch den rechten Durchblick hatte.
Leere Stadtsäckel, die Wasserquelle von Gershasen, Entsorgung von Unrat, Geruchsbelästigung - viele Tagesordnungspunkte glichen in gewisser Weise denen von heute. Mit einem lauten Lachen machte nun das Westerburger Petermännchen auf sich aufmerksam. Es zeigte sich hoch über den Köpfen aus einem der Fenster des Ratssaals. „Lernt aus meiner damaligen Schwäche. Klagt nicht, sondern besinnt Euch auf Eure Stärken. Schaut über den Tellerrand hinaus“, rief es lautstark in die Menge. Abschließend galt es, noch über den Diebstahl eines Hahnes Gericht zu halten. Dem Stadtschreiber hatte es die arme Hildegard (Edith Kachler) schließlich zu verdanken, dass ihr neben einem neuen Gickel auch eine Henne zugesprochen wurde. War es doch der Schultheiß, der das Federvieh heimlich verspeist hatte.
Im Anschluss wurde bei Live-Musik mit dem Musikverein Bellingen im gemütlichen Beisammensein das Stadtjubiläum im illuminierten Ambiente gefeiert. Dank und Beifall galt den zahlreichen Spendern, so dass reichlich Freibier fließen konnte und auch antialkoholische Getränke kostenlos verteilt wurden. Nach Einbruch der Dunkelheit wurde vom Schlossgarten aus ein sehenswertes Feuerwerk gestartet, das unzählige Blicke auf sich zog. Die Besucher auf dem Rathausplatz kamen zudem noch in den Genuss der musikalischen Begleitung. Ulrike Preis
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