Forum Wirtschaftsethik diskutiert über Interkulturelle Kompetenz
Kulturelle Begegnungen irritieren beide Seiten, machte Referentin Sandra de Vries den Teilnehmern des „Forums Wirtschaftsethik“ in Bad Marienberg deutlich. Rund 60 interessierte Zuhörer waren zu der Veranstaltung mit dem Thema: „Kulturelle Unterschiede – Chance oder Konfliktpotential“ ins Europahaus gekommen. „Es ist völlig normal, dass wir die Unterschiede und nicht die Gemeinsamkeiten wahr nehmen“, führte de Vries weiter aus. Die weit gereiste Ethnologin beobachtet seit 30 Jahren die Entwicklung von Gesellschaften und die Rollen der Einzelnen darin.
Bad Marienberg. Sie berichtete, dass die eigene Wahrnehmung durch Stereotype vereinfacht werde, die durch die kulturelle Identität geprägt werden. So entstehe eine eingeschränkte Sichtweise, wie durch eine bunte Brille. „Erst wenn ich realisiere, dass ich eine „eingefärbte Brille“ trage, kann ich versuchen auf andere Weise zu sehen“, sagte de Vries. Fettnäpfchen seien vor allem in der Kommunikation vorprogrammiert. So sei es in vielen asiatischen Gesellschaften unhöflich mit „nein“ zu antworten, weswegen uns die eigentliche Handlungsabsicht unklar bleibe, sagte de Vries. In manchen Kulturen sei es dagegen respektlos anderen Menschen in die Augen zu schauen, was besonders irritierend sei, da in unserer Gesellschaft hauptsächlich über die Augen kommuniziert werde. Deshalb sei auch das Tragen von Burkas beispielsweise ein so emotional besetztes Thema, führte de Vries aus.
An die Begrüßung durch Landrat Achim Schwickert und den Impulsvortrag von Sandra de Vries schloss sich eine Podiumsdiskussion an, in der sich durchaus kontroverse Sichtweisen zeigten. Teilnehmer der Diskussionsrunde waren Barbara Hemkes vom Bundesinstitut für Berufsbildung, Müntaz Karagöz, Handwerksmeister und Mitglied im Prüfungsausschuss der Handwerkskammer Koblenz, Dirk Weigand, Schulleiter des Evangelischen Gymnasiums Bad Marienberg und Joachim Dell, Schulleiter der Berufsbildenden Schule Westerburg. In der von Moderatorin Selina Marx geführten Diskussion kamen brisante Themen, wie Bildungsselektion durch Migrationshintergrund oder Einkommensgrenzen und der Umgang mit Zwangsehen von Schülerinnen in der Türkei zur Sprache. Wie Unternehmen den Herausforderungen einer heterogenen Belegschaft begegnen und welche Rolle die Schulen für die Integration von Migranten spielen können – darüber war unter den Diskussionsteilnehmern keine Einigung zu erzielen. Denkanstöße gab es für das interessierte Publikum jedoch jede Menge. Im Anschluss an die rund zweistündige Veranstaltung gab es noch Gelegenheit weiter miteinander ins Gespräch zu kommen.
Das „Forum Wirtschaftsethik – Zukunft braucht Werte“ wurde im Jahr 2005 gegründet, pausierte zwischenzeitlich und wurde nun von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Westerwaldkreis mbH (WFG), den Evangelischen Dekanaten Selters und Bad Marienberg, der Katholischen Erwachsenenbildung im Bistum Limburg, der Industrie- und Handelskammer (IHK) Koblenz- Geschäftsstelle Montabaur und der Kreishandwerkerschaft Rhein-Westerwald wieder belebt. Ziel dieser Gemeinschaftsinitiative ist es, gesellschaftlich relevante Fragestellungen in den wirtschaftlichen Kontext zu übertragen und zu erörtern, wie Unternehmen und Gesellschaft mit diesen Themen umgehen können.
(PM Wirtschaftsförderungsgesellschaft Westerwaldkreis mbH und Sabine Hammann-Gonschorek)
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