Premierenlesung von „Die Morde von Remagen“
Auf der Literaturbühne von Reuffel war am 29. August Kriminalhauptkommissar a.D. Gerhard Starke mit seinem neuen Buch „Die Morde von Remagen“ zu Gast. Im Gegensatz zu seinen drei vorherigen Büchern, in denen der pensionierte Leiter der Mordkommission Koblenz von verschiedenen Fällen berichtet, befasst sich „Die Morde von Remagen“ mit dem Vierfach-Mord von Remagen und der monatelangen Jagd nach Dieter Zurwehme.
Montabaur. Die Idee, sich mit diesem besonderen Fall, der 1999 ganz Deutschland in Atem gehalten hatte, auseinanderzusetzen, kam von Mauritius Kloft, der alles an Material über Zurwehme zusammengetragen hatte, sich aber darüber hinaus mit Gerhard Starke über die Hintergründe unterhalten wollte. Wie liefen die Ermittlungen ab? Was machen die körperlichen und seelischen Belastungen mit einem Polizeibeamten? Diese und noch viele weitere Fragen bewegten den Journalismus-Studenten und so kam es zu einem ersten Treffen der beiden in Remagen, wo sie die Originalschauplätze der Morde vom 21. März 1999 begingen.
Gerhard Starke las die Stelle, in der die Polizisten die Leichen fanden und auch den Part, in dem Mauritius Kloft und er sich zum ersten Mal begegnen. Auch wenn die Professionalität immer den Alltag der Kripobeamten bestimmen muss, so fällt es Gerhard Starke selbst heute noch schwer, seine Emotionen ganz auszublenden, wenn er über die Qualen der Opfer spricht, denen er mit diesem Buch ein Denkmal setzen möchte.
Als Zurwehme nach der monatelangen Flucht durch Deutschland, auf der er weitere Gewaltverbrechen beging, endlich am 18. August 1999 durch einen Zufall gefasst werden konnte, atmete ein ganzes Land auf. Jetzt ging es für die Kommissare darum herauszufinden, welche Motive Zurwehme zu diesen grausamen Taten bewegt hatten. Grundsätzlich waren es zwei Motive, die Zurwehme während seiner gesamten kriminellen Karriere umgetrieben hatte – die Beschaffung von Geld und die Befriedigung seiner sexuellen Bedürfnisse. Bei beidem waren Zurwehme die Opfer völlig egal, er handelte eiskalt und berechnend. Erst 2020 wird Zurwehme die lebenslange Haftstrafe mit anschließender Sicherungsverwahrung, die in Koblenz ausgesprochen wurde, antreten. Da er bereits Mitte Siebzig ist, steht also definitiv fest, dass er das Gefängnis nie wieder verlassen wird.
In der offenen Gesprächsrunde, die sich zwischen Starke und den Zuhörern im Anschluss entwickelte, kamen Fragen auf, die die Zuhörer bewegten. Wie kann es sein, dass ein zu lebenslanger Haft verurteilter Vergewaltiger und Mörder, der bereits einmal aus seinem Freigang nicht zurückgekehrt ist, ein weiteres Mal Hafturlaub bekommt? Was lässt einen Menschen wie Dieter Zurwehme zu einem solchen eiskalten und berechnenden Mörder werden? Was bewegt Frauen, den Kontakt zu einem solchen Menschen im Gefängnis zu suchen und ihn sogar zu heiraten? Und wieso wird das überhaupt gestattet? Wie gehen Beamte mit dem Erlebten um?
Viele dieser Fragen werden unbeantwortet bleiben, dennoch gewährte Gerhard Starke in seiner empathischen Art den Gästen einen umfassenden Einblick nicht nur in die Morde von Remagen, sondern er erzählte im zweiten Teil der Lesung auch noch einige der Geschichten aus seinem Buch „Sie hat einfach nicht aufgehört“, die mehr als ein Schmunzeln auf die Gesichter der Zuhörer zauberten. Besonders herzhaft lachten die Gäste über die Geschichten „Die Leiche lebt“ und „Sie hat einfach nicht aufgehört“. So wurde die Lesung trotz des grausamen Themas zu einem unterhaltsamen Abend, an dessen Ende Gerhard Starke noch geduldig viele Bücher signierte. AK
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