Ungewöhnliche Begegnung musikalischer Art begeisterte
Eine ungewöhnliche Begegnung musikalischer Art stand im Mittelpunkt des jüngsten Konzertes des Marienstatter Musikkreises in der Annakapelle des Gymnasiums Marienstatt.
Marienstatt. Zu Beginn gab es das einzige Violinkonzert von Johannes Brahms D-Dur op.77 - einzigartig dargeboten vom Ausnahmetalent Paul Kropfitsch. Geboren im August 2000 in Wien erhielt er mit vier Jahren seinen ersten Violinunterricht bei Prof. Marina Sorokova. Bereits als Elfjähriger spielte er das zweite Violinkonzert von Paganini mit dem Dubrovnik Symphonieorchester.
Der erste, in epischer Weite gehaltene Satz des Violinkonzertes ist mehr als 20 Minuten lang. Das zunächst einfache, periodisch ausgeführte Dreiklangthema leitet über zu einem Seitenthema mit starken synkopischen Artikulationen und endet gefühlvoll in einem schwärmerischen Gesangsthema. Brahms Werk wird für eines der wichtigsten Werke im Repertoire eines Geigers gehalten. Die technischen Anforderungen an den Solisten, mit dem Gebrauch von Doppelgriffen, gebrochenen Akkorden, sehr schnellen Passagen und rhythmischen Variationen sind eindrucksvoll. Paul Kropfitsch kommt ihnen allen nach. Hochkonzentriert, mit bisweilen zerreißend hohen Tönen, die Spannung förmlich greifbar, expressiv, zart, zwischendurch entrangen ihm kleine Seufzer, so sehr war er mit Leib und Seele dabei. Er verschmolz mit seiner Geige zu einer untrennbaren Einheit, fast wie in Trance. Seine Emotionen flossen durch seine Finger in sein Instrument und brachte dieses zum Klingen, entlockten diesem schier unglaubliche Töne und Klänge. Auch das Zusammenspiel von Klavier und Geige perfekt aufeinander abgestimmt. Das Ende des ersten Satzes ein Solo der Geige präsentiert sich virtuos, fast unerträglich schön. Kropfitschs Einstieg in das Konzert bereits phänomenal und ausdrucksstark.
Mit dem zweiten Stück stellte die 1999 in Stuttgart geborene Cellistin Lia Vielhaber ihr exzellentes Können unter Beweis. Sie begeisterte mit der Darbietung der Sonate Nr. 6 A-Dur von Luigi Boccherini in einem harmonischen, auf den Punkt gebrachten Spiel mit der professionellen Pianistin Noriko Ushioda.
Im Klaviertrio Nr. 1 in d-Moll op. 49 von Felix Mendelssohn Bartholdy - von Robert Schumann als das „Meistertrio der Gegenwart“ bezeichnet - vereinigten sich alle drei Instrumente. Stets souverän: die Pianistin Noriko Ushioda. Auch in diesem Stück steht das Klavier den Streichinstrumenten als selbstständiges Klang-Gegenüber entgegen. Ushioda studierte an der Toho-Gakuen Musikhochschule sowie an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien. Die Preisträgerin verschiedener Wettbewerbe ist derzeit als Korrepetitorin an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien tätig und gibt Solo- und Kammermusikkonzerte in Europa und Japan. Das Trio beginnt mit einem liedhaft schweifenden Thema, das die Streicher nahezu „singend“ vortragen, was folgte, war eine musikalische Kommunikation auf höchstem Niveau. Saiten und Tasten schwangen im Gleichklang.
Im Anschluss die Interpretation der Violinsonate Nr. 1 a-Moll op. 105 von Robert Schumann. Die notierte Leidenschaft fiel dem Ausnahmetalent Kropfitsch nicht schwer. Er legte sein ganzes Gefühl und Können in ein hochkonzentriertes Spiel, ein Tanz auf der Violine. Er versank, machte die Sonate zu einem Teil von sich, verinnerlichte die Töne und verdeutlichte wiederum sein hohes Maß an Musikalität, raubte den Zuhörern den Atem, versetzte sie in Staunen und traf ins Herz.
Musikalisch spürbare Leidenschaft lag auch in den Zigeunerweisen op. 20 des spanischen Geiger und Komponisten Pablo de Sarasate, die niemanden im Publikum unberührt ließen.
Einen fulminanten Abschluss eines außergewöhnlichen Konzertnachmittages gestalteten Noriko Ushioda am Klavier und Lia Vielhaber an ihrem Cello mit David Poppers „Polonaise de Concert op. 14“. Der böhmische Cellist und Komponist galt als „Liszt der Cellisten“. Energisch, facettenreich, tänzerisch, mit hohem Anspruch an die Fingerfertigkeiten.
Die Zuhörer bedankten sich mit reichlich Beifall und wurden mit einer Zugabe noch einmal in den „siebten Geigenhimmel“ versetzt. Das zarte Adagio aus dem zweiten Satz von Brahms Violinkonzert ergriff und bewegte. Fast unhörbar endete das Werk und löste sich nahezu sphärisch auf. Doris Kohlhas