Soziale Medien in Krisensituationen
Wie nutzen BürgerInnen Soziale Medien und Apps in Notsituationen? Die Universität Siegen stellt ihre Ergebnisse aus der ersten deutschlandweit repräsentativen Studie zum Thema vor.
Siegen. Helfer bei Hochwassergefahr mobilisieren oder bei einem Terroranschlag Freunden auf Facebook mitteilen, dass es einem gut geht – immer mehr Menschen nutzen Soziale Medien in Krisensituationen, bei Katastrophen und in anderen Notsituationen. Eine Forschergruppe der Universität Siegen, der Technischen Universität Darmstadt und des „Tavistock Institutes“ in London hat in der ersten deutschlandweit repräsentativen Studie untersucht, wie und wozu Menschen Soziale Medien in Krisensituationen nutzen und auf welche Probleme sie dabei stoßen.
Die meisten der 1.069 Befragten nutzen Soziale Medien in Notsituationen, um Informationen zu suchen und zu teilen. Die größten Hindernisse seien falsche Gerüchte (für Dreiviertel der Befragten) und unglaubwürdige Informationen. „Viele Menschen sind skeptisch und möchten Sozialen Medien in Gefahrenlagen nicht vollständig vertrauen. Da zahlreiche Inhalte dort nach ausschließlichem Lesen der Überschrift bereits geteilt werden, ist gewisse Vorsicht und Abwägung, was man glaubt und was man teilt, auch sinnvoll“, sagt Prof. Dr. Christian Reuter, Leiter der Studie.
Außerdem haben viele der Befragten Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes, und fürchten, dass Soziale Medien im Notfall nicht richtig funktionieren könnten. Viele Menschen nehmen Soziale Medien im Vergleich zu anderen Kanälen als schneller wahr. Trotzdem nutzen die Befragten mit zunehmendem Alter aufgrund ihrer Bedenken oft andere Kanäle, zum Beispiel Nachrichtensendungen im Fernsehen oder im Radio. Facebook wird von mehr als der Hälfte der Befragten täglich genutzt. Twitter hingegen deutlich seltener. Bis zu 70% gaben in der Umfrage an, diesen Dienst nie zu nutzen.
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Smartphone-Apps für Notsituationen werden gerade mal von 16% genutzt, vor allem von männlichen und jüngeren Nutzern. „Weit verbreitet sind Unwetter-Apps. Spezielle Warn-Apps, wie die in Darmstadt-Dieburg genutzte App KATWARN oder die in Siegen-Wittgenstein verbreitete App NINA des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz, werden derzeit nur von etwa einem Zehntel der Bevölkerung genutzt. Dabei könnten in Schadenslagen relevante Informationen dort sehr einfach empfangen werden – und das nicht nur bei großen Lagen, wie dem Amoklauf in München, sondern auch bei vielen kleineren Schadenslagen, wie Evakuierungen bei Bombenfund“, so Prof. Dr. Christian Reuter.
Knapp 70% der befragten TeilnehmerInnen in der Umfrage erwarten, dass die Rettungsdienste die Sozialen Medien überwachen und ungefähr die Hälfte von ihnen wünscht sich sogar, innerhalb einer Stunde über diesen Weg eine Antwort zu erhalten. Vor allem jüngere Nutzer glauben jedoch, dass die Rettungsdienste zu beschäftigt sind, um Soziale Medien ständig im Auge zu behalten. Einfache Systeme, die dies ermöglichen, wurden im Projekt erforscht.
Forscher der Uni Siegen, TU Darmstadt und des Tavistock Institutes in London führten die Befragung und Analyse im Rahmen des EU-Projekts EmerGent und der Nachwuchsforschergruppe KontiKat des Bundesministeriums für Bildung und Forschung durch.
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PM Universität Siegen
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