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Nachricht vom 19.11.2017    

Weltklassekünstler bei Folk & Fools in Montabaur

Auf das qualitative Spitzenprogramm der Kleinkunstbühne Mons Tabor ist Verlass. Zum Auftakt von Folk & Fools am Freitag, 17. November gab es erstmals ein „A-Cappella-Special“ mit den „MEDLZ“ und „BASTA“. Am Samstagabend boten die lustig-skurrilen „CHAPERTONS“ aus Spanien und die Weltmusiker „SEDAA“, ein Quartett aus der Mongolei und dem Iran, begeisternde Unterhaltung.

Schottenröcke aus Autoschläuchen boten die lustig-skurrilen „CHAPERTONS“ aus Spanien. Fotos: Wolfgang Tischler

Montabaur. Während am Freitagabend die Stadthalle Mons Tabor wie gewohnt mit vierhundert Leuten besetzt war, die bester Stimmung waren, waren am Samstag, 18. November im Saal nur rund hundert Menschen, die sich indessen genauso gut amüsierten. Der Zuschauerschwund dürfte dem experimentellen Programm mit noch unbekannten Künstlernamen geschuldet sein. Sprecher Uli Schmidt stellte fest, dass sich das Festival im Wandel befinde, dass man aber weiter Neues anbieten wolle: „Wenn wir nicht neue Dinge machen, macht’s sonst keiner.“

Ganz neue Dinge machten die drei „CHAPERTONS“ aus Barcelona mit unzähligen Autoschläuchen verschiedener Größen. Mit ihrer Mischung aus Clownerie und Comedy begeisterten sie das Publikum, das am Ende bedauerte, jemals einen Schlauch im Müll entsorgt zu haben, aus dem sich so etwas Tolles wie eine Klobrille, eine schicke Weste, ein Mikrofonständer oder ein Sombrero hätte gestalten lassen.

Mit urkomischer Mimik und passgenauer Tontechnik bot das Trio ein irrwitziges Comedy-Theater, in dem es sich und seine Schläuche permanent verwandelte. Tänzelte eben noch eine Blume im Tutu, umschwärmt von einer liebestollen Hummel, über die Bühne, so raste im nächsten Moment ein Auto heran. Fahrradfahrer verwandelten sich in eine feurige Spanierin mit Stufenrock und Hochsteckfrisur und einen Torrero mit Hut, Weinschlauch und Capa. O-beinige Cowboys mit Westernpferden mutierten zu drei musizierenden Schotten mit Kilt, Käppi, Drum und Dudelsack. Sogar ein großer Elefant samt Dompteur stand auf der Bühne. Er wurde abgelöst von funkensprühenden Auto-Scootern, Cancan-Tänzerinnen und lanzenschwingenden Rittern zu Pferd. Herzzerreißend traurig zwitscherten kleine hungrige Vögel im Nest. Ganz ohne Worte kommunizierten die Künstler in einer universellen Sprache inklusive Abgang mit Knalleffekt, als sie einen großen Reifen platzen ließen.

Durch ihre eigene musikalische Sprache überzeugten auch die virtuosen Künstler im zweiten Programmteil: Das hoch ausgezeichnete Quartett „Sedaa“ - drei Mongolen und ein Iraner - das seit neun Jahren an fast 200 Tagen im Jahr gemeinsam unterwegs ist, verarbeitet viele Eindrücke musikalisch und verbindet die Traditionen der Heimat mit modernen Eigenkompositionen. Sedaa entführte die Zuhörer in eine exotische Welt. Sie hörten ganz deutlich die Pferde über die Steppe galoppieren, den Wind sausen, die Reiter rufen, die Jagdfalken schreien, Peitschen knallen, Pferdeschmuck klingeln, Pferde wiehern und die Liebenden klagen. Dazu mussten die Worte nicht übersetzt werden.



Atemlos horchten die Menschen auf die beeindruckenden Sänger Nasaa Nasanjargal, der zur Bassgeige Untertongesang und Kehlgesang beherrscht und besonders dem überaus vielseitigen Nasaa Nasanjargal, der mit Untertongesang und Kehlgesang in beeindruckende Höhen und Tiefen schwingt, dazu die Pferdekopfgeige, mongolische Oboe und die zweisaitige Dombra spielt und nach Belieben pfeift. 120 Saiten bespielt Ganzorig Davaakhuu auf dem Yochin, einer mongolischen Hackbrettversion. Er beherrscht den Untertongesang wie auch der Perser Omid Bahadori. Der dazu Gitarre, Cajon und Rahmentrommel spielt und als Ansager fungiert.

Er stellte fest, dass in ihren Herkunftsländern 98 Prozent aller Liebeslieder „voll dramatisch“ seien. In der mongolischen Version hörte man die Trauer und das Klagen, während in der persischen Variante die traurigen Texte rhythmisch verpackt werden, „sodass man dazu tanzen kann.“ Standing Ovations zwangen Sedaa zu mehreren Zugaben, denn das Publikum hatte vom Reiten noch lange nicht genug.

Wer diese Veranstaltung verpasste, hat viel verpasst, denn derart virtuose und ungewöhnliche Kunstdarbietungen findet man andernorts in der Region nicht. Daher sollte man sich, im Vertrauen auf das Können der Kleinkunstbühne Mons Tabor, die Termine des kommenden Jahres vormerken: „Kabarett am Gelbach“ in der Gelbachtalhalle Montabaur-Ettersdorf mit Thomas Freitag am Samstag, 27. Januar, 20 Uhr und Sonntag, 28. Januar, 17 Uhr. 25-jähriges Jubiläum feiert die „Westerwälder Kabarettnacht“ gleich vier Tage lang – vom 15. bis 18. März in der Stelzenbachhalle Oberelbert und das bewährte Format „Musik in alten Dorfkirchen“ läuft den ganzen Sommer über. htv


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