Jürgen Schmidt hat seine Schularbeiten gemacht
43 Jahre lang engagierte sich der ehemalige Pädagoge sehr aktiv in der Kommunalpolitik der Kurstadt. Fast 26 Jahre als Bürgermeister der Verbandsgemeinde Bad Marienberg und zuvor davon acht Jahre lang als ehrenamtlicher Stadtbürgermeister. Der überzeugte SPD-Politiker hinterlässt bei seinem Ausscheiden eine mustergültig geführte Verbandsgemeinde in geordneten Verhältnissen.
Bad Marienberg. Das Auf und Ab in der Politik allgemein und im Besonderen in der Kommunalpolitik erfordert stets vollen Einsatz. Wenn man dann an der Spitze einer Stadt und Verbandsgemeinde „gute Arbeit“ geleistet hat und über die Grenzen der Parteipolitik hinaus hohes Ansehen genießt, dann kann man mit Fug und Recht behaupten, er hat seine Arbeit gut gemacht und hinterlässt für seinen Nachfolger Andreas Heidrich ein geordnetes Haus. Der WW-Kurier, Reinhard Panthel, führte ein aufschlussreiches Interview zum Ende seiner Amtszeit mit Jürgen Schmidt.
Bürgermeister Jürgen Schmidt, 43 Jahre als Sozialdemokrat im Dienst der Demokratie ist im politischen Leben schon eine Seltenheit. „Ohne Skandale“, versteht sich. Wenn Sie zurück blicken, was waren die Höhepunkte im Amt des Bürgermeisters der einzigen Kurstadt im Westerwald?
Schmidt: Nach 43 Jahren aktiven Wirkens ist der Abschied zum 31. Dezember für mich nicht so ganz einfach, denn als heimatverbundener Mensch habe ich meine vielfältigen Funktionen immer mit Herzblut und Spaß ausgeführt. Dank vieler Innovationen wurden in meiner Amtszeit viele Projekte und Maßnahmen umgesetzt, die unsere leistungsstarke Verbandsgemeinde weit nach vorn gebracht haben. Höhepunkte waren unter anderem die bauliche und pädagogische Modernisierung unserer vier Grundschulen, des Schulzentrums in Bad Marienberg mit der Ansiedlung eines Evangelischen Gymnasiums im Jahr 2005, der Bau vieler wichtiger klassifizierter Bundes- und Landesstraßen, der enorme Boom unserer mittelständischen Wirtschaft mit 1.800 Betrieben und 8.000 Arbeits- und Ausbildungsplätzen.
Die Stärkung des Brandschutzes mit Ausrüstung, Ausstattung, Gerätehäusern und entsprechenden Fahrzeugen ist erwähnenswert. Die Schaffung von zeitgemäßen Angeboten in den Bereichen Jugend, Kultur, Gesundheit und Freizeit und nicht zu vergessen der Neubau einer bürgernahem Verwaltung mit Bürgerbüro.
Mit Millioneninvestitionen der Verbandsgemeinde und Millionenzuschüssen des Landes Rheinland-Pfalz als auch tatkräftiger Förderung durch den Westerwaldkreis konnten wir für unsere Bürger ein „Leben auf hohem Niveau“ realisieren und unsere Verbandsgemeinde fit machen für die Zukunft.
An welche Negativereignisse denken Sie zurück?
Schmidt: So richtige Negativerlebnisse blieben mir zum Glück erspart. Nur den Brand im ehemaligen Kurbad am 10. November 1991 - kurz vor Beginn meiner Amtszeit - kann man nicht vergessen. Doch mit dem Neubau des Marien-Bades konnten wir, dank der tatkräftigen Unterstützung aus Mainz, sehr zügig eine zeitgemäße Gesundheits-, Wellness und Freizeitoase schaffen und bereits Ende Oktober 1995 einweihen.
Welche Ihrer Vorhaben haben Sie verwirklichen können und was ist liegen geblieben?
Schmidt: Fast alle meine Vorhaben oder die des Verbandsgemeinderates und unserer Verwaltung konnten realisiert werden. Gerne hätte ich noch die seit Jahren angeleierte Fortsetzung der Bad Marienberger Umgehung mit Anschluss an die Nistertalstraße L 281 oder den planreifen kreuzungsfreien und dreispurigen Ausbau der B 414 als wichtige Verkehrsachse erlebt und natürlich auch eine konkrete Planung und Finanzierung der Ortsumgehung Kirburg. „Doch was noch nicht ist, muss noch werden!“
Was geben Sie Ihrem Nachfolger im Amt, Andreas Heidrich, als guten Ratschlag mit auf den Weg?
Schmidt: Mein Nachfolger Andreas Heidrich ist ein kompetenter und höchst erfahrener Verwaltungsfachmann und wurde von mir in seinen acht Jahren als hauptamtlicher Erster Beigeordneter unserer Verwaltung in allen wichtigen Angelegenheiten, Vorhaben und Planungen eng eingebunden und er ist mit vielen wichtigen Stellen in Wirtschaft und Verwaltung vernetzt. Deshalb bin ich sicher, dass er die Verbandsgemeinde in allen Bereichen gut voranbringt und die Menschen in die dafür notwendigen Entscheidungsprozesse gut einbindet. Dazu wünsche ich ihm ein herzliches „Glückauf!“
Dazu ein Kommentar von Reinhard Panthel
Beim Vergleich mit Nachbarn lernen
Im privaten Bereich ist es nicht anders als im beruflichen. Man schielt über den Zaun, vergleicht und fragt sich in verschiedenen Bereichen nach dem Warum. Im ehemaligen oberen Westerwaldkreis gibt es vier Verbandsgemeinden. Bad Marienberg und Hachenburg, seit Jahren SPD-geführt, Westerburg und Rennerod ebenso lange als CDU-Hochburg bekannt.
Vergleicht man nun die unterschiedlichen Entwicklungen der jeweiligen Verbandsgemeinden, so werden schnell Unterschiede erkennbar. Die geografische Lage, die Größe der Fläche, die Einwohnerzahl und die vorhandene Infrastruktur sind oft sehr unterschiedlich. Birnen lassen sich nicht mit Äpfeln vergleichen, politische Weichenstellungen aber schon.
Bad Marienberg hat die Weichen in eine positive Zukunft gestellt und hatte bisher Erfolg damit. Das ehemals unbedeutende Städtchen, kaum größer als ein Dorf, einst Kreisstadt mit Amtsgericht, Krankenhaus und nur wenig Industrie hat durch weitsichtige und visionäre Politiker Erfolgsgeschichte geschrieben. 1.800 Betriebe und 8.000 Arbeits- und Ausbildungsstellen, das sind Zahlen, um die sie heute von vielen anderen Kommunen beneidet werden. Gleichzeitig fragen sich die Bürger aus den anderen Kommunen, warum ist das so?
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