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Nachricht vom 13.01.2018    

Das besondere "AIRlebnis" – Auf lautlosen Schwingen

Das Seil strafft sich, die Maschine setzt sich auf der Piste in Bewegung. Beschleunigt rasant auf die Abhebegeschwindigkeit. Der Start erfolgt in steilem Winkel nach oben. Dann – sehr kurze Zeit später – schwebt die weiße Grazie frei. Segelfliegen, das ist Gleiten durch die Lüfte. Ganz ohne Motor, nur von Aufwinden getragen.

Jonas. Foto: Andreas Brück

Bad Marienberg/Oberroßbach. Der junge Pilot am Steuer der Maschine, die gerade vom über 400 PS starken Motor der Startwinde so rasant in die Höhe geschleppt wird, ist erst 15 Jahre alt. Jonas hat im Juli des vergangenen Jahres auf dem Flugplatz in Oberroßbach beim Luftsportclub Marienberg e.V. (LCM) seinen ersten Flug in einem Segelflugzeug erlebt. Zwei Monate und rund 50 weitere Flüge später saß er zum ersten Mal ohne Fluglehrer in der Schulungsmaschine. Ein wichtiger Schritt auf dem Weg, die Pilotenlizenz zu erwerben.

Der Fluglehrer hat ihm heute den Auftrag erteilt, mit einer einsitzigen Maschine in der Nähe des Flugplatzes den „Motor des Segelfliegens“ zu suchen, die Thermik. Am Ende des Starts schwebt er auf über 400 Meter Höhe über dem Flugplatz, ihm bietet sich ein traumhafter Blick über die gesamte, in Sonne getauchte Umgebung. Unten breiten sich Felder, Wälder und Wiesen aus. Die Ortschaften des schönen Westerwaldes sind zu erkennen und in den Kurven ist der Schatten der eigenen Maschine auf dem Grund sichtbar. Es braucht nur wenige Minuten in einem Segelflugzeug, um zu verstehen, warum Jonas unbedingt den Flugschein machen möchte.

Jonas hat Glück – oder Gespür? In engen Kreisen folgt er der Thermik und erlebt einen wunderbaren Flug, bis der Fluglehrer ihn über Funk wieder zur Landung bittet. Diese beherrscht er natürlich bereits genauso gut, wie das Fliegen selbst. Der Fluglehrer ist sich dessen sicher – er trägt schließlich die Verantwortung für seinen Schützling.

Ronald Noppe, der Vorsitzende des LCM beschreibt: „So, oder zumindest sehr ähnlich, erleben die meisten jungen und junggebliebenen Piloten die erste Zeit ihres neuen Hobbys. Aber auch die Zeit der Wintermonate oder der Tage mit weniger gutem Wetter verbringen die Fliegerkameraden oft auf dem Flugplatz. Die Förderung der Jugend und der Gemeinschaft liegt uns besonders am Herzen. Segelfliegen ist ein Hobby für (fast) jedes Alter, unser jüngster Flugschüler ist Jonas und unser ältester Pilot bereits über 80 Jahre alt. Auch Flugschüler über 50 findet man in unseren Reihen. Interessenten sind jederzeit herzlich eingeladen, uns zu besuchen und auch mitzufliegen.“

Um möglichst vielen den Einstieg in diese einzigartige Freizeitbeschäftigung zu ermöglichen, hat sich der Vorstand des LCM eine besondere Aktion für die Winterzeit einfallen lassen. Wer möchte, kann für sich oder als Geschenk, ein Schnupperjahr im Segelfliegen für nur 399 Euro beim Verein buchen. Das heißt in der Kurzfassung: Flatratefliegen als Vereins-Flugschüler vom Pilotensitz eines Segelflugzeuges mit einem der Fluglehrer. Es ist möglich, in diesem einen Jahr auch schon erste Alleinflüge zu absolvieren.



Die Aktion läuft bis März 2018, damit der Flugschüler auch möglichst eine volle Saison bei dem LCM Marienberg fliegen kann.

Kontakt: LCM Marienberg e.V., Ronald Noppe. www.lcm-badmarienberg.de oder auf Facebook.
Telefon 02667 961098 oder per E-Mail: kontakt@lcm-badmarienberg.de.

Hintergrundinfo; Thermik und Technik: Das Einmaleins des Segelfliegens
Das A und O des Segelfliegens ist die Thermik. Sie entsteht, wenn Sonnenlicht auf die Erdoberfläche trifft und Luft in Bodennähe erwärmt. Diese warme Luft steigt auf, kältere Luft aus höheren Schichten dagegen sinkt herab. Steuert ein Flugzeug in eine kräftige Strömung aufsteigender Luft, gewinnt es an Höhe.

Selbst bei besten Luftverhältnissen und idealer Thermik könnte ein Segelflugzeug aber nicht fliegen, wenn nicht auch die technischen Vorrausetzungen der Geräte stimmen würden. Die Maschine muss starten, sie muss in die Luft. Vor allem die Einsitzer sind Leichtgewichte und bringen nur 200 bis 275 Kilogramm auf die Waage. Die markanten schmalen Tragflächen haben eine Spannweite von mindestens 15 Metern. Ein Doppelsitzer wie unsere DG 500, das Prunkstück aus der Flotte des LCM wiegt hingegen schon 475 Kilo und misst 22 Meter von einer Flügelspitze zur anderen.

Wegen des fehlenden Antriebs brauchen Segelflugzeuge beim Start Unterstützung. Eine Möglichkeit ist, die Maschine von einem anderen Flugzeug auf die passende Flughöhe schleppen zu lassen. Beim LCM ist dafür hingegen hauptsächlich eine große, weiß-rote Winde zuständig. Auf die Ladefläche eines LKW montiert, zieht sie die Flieger mit einem über 1000 Meter langen Seil in die Höhe – nach dem gleichen Prinzip, das auch einen Drachen steigen lässt. Allerdings schafft der Acht-Zylinder der Motorwinde eine Startbeschleunigung in der Dimension eines Rennwagens. (PM)


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