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Nachricht vom 28.01.2018    

Ettersdorf am Samstag mit Freitag im Mittelpunkt Europas

Thomas Freitag kam am Samstag, 27. Januar zum Kabarett ins Gelbachtal nach Montabaur-Ettersdorf, um sein neues Programm „Europa, der Kreisverkehr und ein Todesfall“ zu spielen. Ein Programm mit vielen unterhaltsamen und komischen Elementen, aber sehr ernstem Hintergrund, denn die große Idee des vereinten Europa ist von Separatismus und Egoismus erdrückt worden.

Thomas Freitag als Peter Rübenbauer. Fotos: Helmi Tischler-Venter

Montabaur-Ettersdorf. Uli Schmidt, Sprecher der veranstaltenden Kleinkunstbühne Mons Tabor, betonte, dass man bewusst Ettersdorf gewählt habe, weil dort optimale Bedingungen für diese Veranstaltung herrschen. Nach dem Start im letzten Jahr mit einem Auftritt ist man nun schon bei einer zweitägigen Veranstaltung angekommen, die insgesamt ausverkauft ist. Schmidt versprach eine „bitterböse Auseinandersetzung mit dem politischen Wahnsinn.“

Der Todesfall ereilt Thomas Freitags Alter Ego Peter Rübenbauer, der als Beamter in der EU für deren wichtigste Reform, den Kreisverkehr zuständig ist und bei der Einweihung eines solchen Verkehrskreisels auf Lesbos frontal mit May kollidierte, die den Kreisel falsch herum befuhr. Auf der Suche nach einem Weg aus dem unbekannten Ort mit überflüssiger Haltestelle, philosophiert der Kreiselspezialist über den Kreis als ideale Form und das Verhältnis der europäischen Staaten zum Kreisverkehr. Die Polen zum Beispiel lehnen ihn aus religiösen Gründen ab, weil sie als Katholiken nur das Kreuz wollen. So wird der Verkehrskreis zum Symbol des Zustands der EU: Jedes Mitglied will etwas anderes, um seine eigenen Interessen durchzusetzen und seine Grenzen zu wahren. Fazit: „Europa ist eine gute Sache, aber man hätte die EU nicht mit anderen Ländern machen sollen.“

Sehr wandlungsfähig und stimmgewaltig schlüpfte Freitag in mehrere Rollen. Der Bürokrat Rübenbauer trifft im Jenseits auf den bayrisch sprechenden Bürgermeister der Leberkäsehauptstadt Brunshausen, den nuschelnden Peter Scholl-Latour, den evangelischen Selbstmordattentäter Hans-Peter Mause-Seitenbach mit Birkenstocksandalen plus Socken am Sprengstoffgürtel, der postuliert: „Nur wer viel arbeitet, gefällt Gott!“ Selbst der Zeus-Stier, der Anfang von Europa, trifft auf Rübenbauer, um ihm zu erklären, dass die Griechen in Europa alles Große entwickelt haben. Herr Drembel aus Holland, der in der EU zuständig war für Entschleunigung, versichert, dass der nach ihm benannte Drembel, der verkehrsberuhigende Hubbel auf der Straße, der Schlüssel zum modernen Europa sei. „Der Tod ist der letzte Drembel vor der großen Ruhe.“



Doch Rübenbauer will keine Entschleunigung, sondern zurück. In einem Dialog mit Gott verteidigt er die europäischen Werte: Geld und Christentum. Doch den Himmel gibt es nicht, er ist eine Erfindung Gottes, der sich selbst als Atheist bezeichnet und auch die einflussreichste Erfindung der Menschheit gemacht hat: die Handystange. Gott ist eine Art philosophische Selfie-Stange. Die monotheistischen Religionen waren leichter zu vermarkten als die vielen Götter, daher erfand Gott für jeden Bedarf eine passende Religion: Judentum, Islam, Buddhismus, Hinduismus und das Christentum. Den Himmel empfahl er seinerzeit Gilgamesch als Propagandaidee, damit die Soldaten begeistert für ihren König weiterkämpften.

Rübenbauer will nicht vor seiner Pensionierung sterben, weil er ein guter Mensch ist. Das belegt er mit einem skurrilen Briefwechsel mit seinem Patenkind Suni in Westafrika, das er mit monatlich zwanzig Euro unterstützt.

Die Bilanz des Lebens? Europa ist aus Großzügigkeit entstanden. Geld ist nicht die Grundlage. Wir haben es geschafft, Europa nur als Geschäft zu betrachten, denn wir sind Zyniker. „Wir sehen von allem nur den Preis und nicht den Wert.“ Thomas Freitag appellierte: „Europa muss wieder eine große Idee werden: gleiche und freie Menschen leben ohne Armut zusammen.“

Nachdenklich verließen die Kabarettbesucher nach einem unterhaltsamen Abend das Gemeinschaftshaus in Montabaur-Ettersdorf. htv



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