Heiligsprechung der Ordensgründerin Katharina Kasper
Als am Dienstag, 6. März, die Nachricht von der Heiligsprechung der Ordensgründerin Katharina Kasper im Kloster Maria Hilf in Dernbach eintraf, war die Freude groß. „Wir haben es erwartet und sehr darüber gefreut“ war von der Generaloberin Schwester Gonzalo Vakasseril bei einem Gespräch zu erfahren.
Dernbach. Seit 2013 steht die Inderin den derzeit circa 550 Profess-Schwestern weltweit in Deutschland, Niederlande, USA, Großbritannien, Indien, Mexiko, Brasilien, Kenia und Nigeria vor. Novizinnen und Postulantinnen gibt es derzeit vor allem in Indien, Nigeria, Kenia, Brasilien und Mexico. Das Ziel ist stets die Ausbreitung der Tugend durch Beispiel, Belehrung und Gebet, wie Katharina Kasper es gelehrt und gelebt hat. Von daher ist das Charisma der Armen Dienstmägde Jesu Christi nicht auf bestimmte Lebensbereiche begrenzt, sondern kommt überall dort zum Einsatz wo Menschen Hilfe brauchen unabhängig von Geschlecht, Alter oder Religionszugehörigkeit. Dazu gehören vor allem Bereiche wie: Seelsorge, die Arbeit in Krankenhäusern, Schulen, Kindergärten, in der Behindertenarbeit, in Pflegeeinrichtungen - letztlich überall dort wo die Not am größten ist. In besondere Weise kümmern sich die Schwestern dabei immer wieder auch um Frauen, Jugendliche und Kinder.
Die Heiligsprechung reiht sich ein in den 40. Jahrestag der Seligsprechung durch Papst Paul VI. am 16. April 1978 und dem 120. Todestag von Katharina Kasper. Katharina wurde am 26. Mai 1820 in Dernbach als achtes Kind eines Kleinbauern und dessen Ehefrau geboren. Die häuslichen Verhältnisse machten sie schon früh mit der Not der armen Landbevölkerung vertraut. Diese Erfahrungen weckten in ihr den Entschluss, sich ganz dem Dienst der Menschen in ihrer Umgebung zu widmen. Gleichgesinnte schließen sich ihr an, so dass sie zwischen 1845 und 1848 den „frommen Verein" gründet, der Kranke pflegt und Kinder betreut und sich auch regelmäßig zum Gebet trifft. Der Wunsch, auch als Gemeinschaft zusammenzuleben wird mit dem Bau eines ersten kleinen Hauses realisiert. Der damalige Limburger Bischof Peter Josef Blum begleitet die junge Gemeinschaft. Am 15. August 1851 erhalten Katharina und vier Gefährtinnen in der Pfarrkirche von Wirges das Ordenskleid und legen ihre ersten Gelübde ab. Katharina Kasper, die auch die Gemeinschaft leiten wird, erhielt den Namen „Maria". Dies ist die kirchliche Geburtsstunde der Armen Dienstmägde Jesu Christi.
Katharina Kaspers Anliegen war es, den Menschen ganzheitlich zu helfen. Daher genügte ihr die Sorge für deren diesseitige Bedürfnisse nicht. Sie wollte weitergeben, was sie empfangen hatte und zwar an alle, die ihr begegneten, ohne Rücksicht auf Geschlecht, Alter oder Religionszugehörigkeit. Diese Wesensart macht sie zu einer Frau, die auch dem heutigen Menschen Wegbegleiterin sein kann. Das war auch die Sicht Roms, so dass Papst Paul VI. am 16. April 1978 die Seligsprechung Maria Katharina Kaspers vornahm.
Mit der Seligsprechung wurde der Weg geebnet für die Heiligsprechung, die in der Vergangenheit durch den früheren Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst beworben wurde. Er hatte sich mit seinem Anliegen bereits im Februar 2012 an den damaligen Papst Benedikt XVI. in einer Privataudienz gewandt. Der derzeitige Bischof Georg Bätzing ist ein Befürworter und hat den Prozess immer unterstützt.
Nach dem Februar 2012 musste der Prozess insgesamt drei Gremien durchlaufen. Im ersten Schritt muss ein Wunder durch medizinische Fachleute anerkannt werden, die dann die Causa an die theologischen Fachleute weiterreichen. Wenn diese beiden Gremien ein positives Votum abgeben, erfolgt die Weiterleitung an die Kardinäle und Erzbischöfe. Erfolgt auch hier die Anerkennung des Wunders, wird es an den Papst als letzte Instanz weitergeleitet.
Dementsprechend hat Papst Franziskus am 6. März, das Wunder ebenfalls anerkannt und somit den Weg zur Heiligsprechung geebnet.
Ist die Freude bei allen Beteiligten derzeit groß, müssen alle noch auf das genaue Datum warten. Dieses wird aller Voraussicht nach im Herbst dieses Jahres sein und durch Papst Franziskus in Rom stattfinden. kdh
Vom Kommunikationsbüro des Klosters Maria Hilf war folgender kurzer Abriss über das Wunder zu bekommen:
„25. November 2011: Unsere Schwestern in Dhani, Madhya Pradesh (M.P.), Indien, erhielten am Abend des obigen Tages die Information, dass Bruder Leo, ein Ordensbruder, auf der Mumbai - Agra Autobahn – nicht sehr weit von ihnen entfernt - in einen Verkehrsunfall verwickelt war und Passanten ihn im bewusstlosen Zustand, in das etwa zehn Kilometer von der Unfallstelle entfernt liegende Regierungskrankenhaus in Dhamnod gebracht hatten. Unsere Schwestern veranlassten, dass Bruder Leo in einem Ambulanzwagen in das Choithram Krankenhaus und Forschungszentrum in Indore M.P. transportiert wurde. Das Krankenhaus liegt etwa 85 Kilometer von Dhamnod entfernt. Dort wurde er behandelt und an ein Beatmungsgerät angeschlossen. Die Ärzte bezeichneten seinen Zustand als sehr kritisch. Die Untersuchungen zeigten ein Polytrauma mit mehreren Kopfverletzungen, mehrfachen inneren Blutungen, Halswirbelsäulenverletzungen und weiteren Verletzungen im Bauchbereich.
Eine unserer Schwestern, die von der Schwere der Verletzungen hörte, regte an, dass unsere Gemeinschaft in Dhani für Bruder Leo eine Novene zu unserer Stifterin beten sollte. So geschah es auch.
Am 27. November 2011 erklärten die behandelnden Ärzte Bruder Leo für klinisch tot. Bruder Victor, der Generalprokurator der Gemeinschaft, der Bruder Leo angehört, traf den behandelnden Arzt und beschloss in Absprache mit ihm, die nötigen Dinge für die Beisetzung vorzubereiten. Im Laufe des Tages besuchten viele Priester, Ordensschwestern verschiedener Gemeinschaften sowie Freunde und Bekannte Bruder Leo, um sich von ihm zu verabschieden.
Gegen Abend nahmen unsere Schwestern von Bruder Leo Abschied. Eine der Schwestern berührte Bruder Leo und nannte ihn bei seinem Namen. Mit Überraschung bemerkten sie eine Bewegung des Körpers und sahen, dass Bruder Leo die Augen öffnete und wieder schloss. Es wurden Krankenschwestern und der leitende Arzt dazu gerufen, die sofort mit einer Behandlung begannen.
Am 28. November 2011 öffnete Bruder Leo wieder die Augen und begann mit dem anwesenden Pflegepersonal zu sprechen.
Vom 29. November 2011 bis 4. Januar 2012 wurde Bruder Leo in dem Krankenhaus weiter medizinisch behandelt. Obwohl er mehrere schwere Kopfverletzungen, Knochenbrüche und stumpfe Verletzungen im Bauchbereich erlitten hatte, für die die Ärzte ursprünglich mehrere Operationen vorgesehen hatten, erholte er sich schließlich ohne Operation. Am 4. Januar 2012 konnte er die Heimreise antreten.
Ich, Schwester M. Gonzalo Vakasseril, Generaloberin der ADJC, habe Bruder Leo zweimal persönlich getroffen (2013 und 2015). Die anderen Schwestern der Generalleitung sind ihm auch während der Visitation im Norden Indiens begegnet. Er ist völlig geheilt. Mit tiefer Dankbarkeit und innerer Freude teilte er uns mit, welche Hilfe er durch die selige Maria Katharina Kasper erhalten habe. Er wurde wieder in der Schule eingesetzt. Zurzeit hat er die Verantwortung für die jungen Aspiranten seiner Kongregation in Tamil Nadu, Indien.“
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