„Im echten Leben müssen wir selbst die Heldinnen sein!“
Anlässlich des Internationalen Frauentages Anfang März hatte der engagierte Arbeitskreis im Westerwaldkreis nach Staudt eingeladen. Zu den Referentinnen zählte unter anderem die Berliner Feministin Anne Wizorek. Ihre Analyse: Viele der Probleme um Gleichberechtigung seien nicht neu, müssten immer wieder in die Öffentlichkeit gebracht und bekämpft werden. Stichworte wie Altersarmut von Frauen genauso wie Gewalt gegen Frauen hätten ihren Ursprung im Ungleichgewicht der Geschlechter. Es brauche positive, eigene Zukunftsvisionen.
Staudt. Der Arbeitskreis Internationaler Frauentag Westerwaldkreis hatte auch in diesem Jahr wieder zu einer kulturell-politischen Aktion eingeladen. Im Kulturzentrum Alte Kirche Staudt gaben die Choryfeen unter der Leitung von Jessica Burggraf mit „Girls just wanna have fun“ das Eröffnungsmotto vor.
Werden Errungenschaften verzerrt?
Gabi Weber vom DGB für die Region Koblenz hob in ihrer Begrüßung die nach wie vor große Bedeutung des Internationalen Frauentages hervor, der zwar in der öffentlichen Wahrnehmung als „Weltfrauentag“ zugenommen habe, aber in seiner Aussage für die weltweiten Frauenrechte nicht heruntergespielt werden dürfe. Dass die meisten Errungenschaften in Sachen Geschlechtergerechtigkeit immer noch unsichtbar gemacht werden und die jüngste feministische Geschichte Gefahr laufe, durch rechtsnationalistische Parteien und dem dazugehörigen menschenfeindlichen Denken wie Handeln umgeschrieben und verzerrt zu werden, wurde in dem Redebeitrag des Abends der Berliner Autorin und Netz-Aktivistin Anne Wizork dargestellt.
Debatte um Frauenrechte wird auch online geführt
Anne Wizorek sprach in ihrem Beitrag über eben diese Frauenrechte im Zusammenhang mit der aktuellen Debatte über Sexismus und sexualisierter Gewalt. Anhand ihres eigenen Werdegangs berichtete sie von ihrer Entwicklung als Feministin. Haben Frauen der zweiten Frauenbewegung noch auf der Straße für ihre Rechte demonstriert, findet heute ein Großteil dieser Kundgebungen im Internet statt. Dies schaffe eine größere Vielfalt und gebe der einzelnen Frau gleichzeitig ein Gefühl der Solidarität und die Erfahrung, mit dem Erlebten nicht allein zu sein.
Es wird kein Filmheld vorbeikommen
Viele der Probleme um Gleichberechtigung seien nicht neu, sie müssten immer wieder in die Öffentlichkeit gebracht und bekämpft werden. Stichworte wie Altersarmut von Frauen genauso wie Gewalt gegen Frauen hätten ihren Ursprung im Ungleichgewicht der Geschlechter. Es brauche positive, eigene Zukunftsvisionen, die Antrieb und Motor sind: eine Gesellschaft, in der alle Menschen ein gutes Leben in Würde führen können, Respekt erfahren und die Chance haben, sich zu entfalten – unabhängig vom Geschlecht, Sexualität, Herkunft, Ausbildung, Arbeit – und eine Gesellschaft, in der entsprechend der Bedürfnisse für einander gesorgt wird. „Unsere Welt ist schließlich nicht wie im Film, wo sich die Bedrohung aufbaut und dann ein Superheld vorbeigeflogen kommt, um uns zu retten. Im echten Leben müssen wir selbst diese Heldinnen sein“, so der Schlussappell der Berliner Feministin.
Neben Chorgesang und Vortrag bereicherte eine Ausstellung der Langenhahner Künstlerin Theresia Müller-Kunz die von der LAG „anderes lernen“ unterstützte Veranstaltung. (PM)
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