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Nachricht vom 03.06.2018    

Neues Pfarrer-Trio: Ein frischer Farbton für die Gemeinde

INTERVIEW | Anne Pollmächer, Anna Meschonat und ihr Mann Maurice sind das neue Pfarrerteam in Montabaur und beginnen im Sommer in einer Gemeinde, die im vergangenen Jahr viel mitgemacht hat. Die drei Freunde kennen diese Geschichten; die guten und die schwierigen Zeiten. Deshalb setzt das Trio auf eine enge Zusammenarbeit, nicht nur mit dem Kirchenvorstand, sondern auch untereinander. Das Evangelische Dekanat Westerwald hat uns ein Interview mit dem neuen Trio zur Verfügung gestellt.

Das neue Montabaurer Pfarrer-Trio Anna Meschonat, Maurice Meschonat und Anne Pollmächer (oben) legt sich nicht nur bei der Renovierung des Pfarrhauses gemeinsam ins Zeug. (Foto: Evangelisches Dekanat Westerwald)
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Montabaur. So sieht also die Zukunft der Evangelischen Kirchengemeinde Montabaur aus: jung, direkt, mit Farbklecksen im Gesicht. Anne Pollmächer, Anna Meschonat und ihr Mann Maurice sind das neue Pfarrerteam in Montabaur und beginnen im Sommer in einer Gemeinde, die im vergangenen Jahr viel mitgemacht hat. Die drei Freunde kennen diese Geschichten; die guten und die schwierigen Zeiten. Deshalb setzt das Trio auf eine enge Zusammenarbeit, nicht nur mit dem Kirchenvorstand, sondern auch untereinander. Die fängt schon bei der Renovierung des Pfarrhauses an. Die Wände streichen sie selbst – um ihrer neuen Heimat einen ganz eigenen, frischen Anstrich zu geben. Zwischen Pinseln und Farbtöpfen sprechen sie über alte Schubladen und ein neues Miteinander. Das Evangelische Dekanat Westerwald hat uns ein Interview mit dem neuen Trio zur Verfügung gestellt.

Frau Pollmächer, Frau Meschonat, Herr Meschonat: Die Evangelische Kirchengemeinde Montabaur ist die erste Stelle, die Sie als Pfarrerinnen und Pfarrer antreten. Was hat Sie daran so gereizt?
Anna Meschonat: Sie ist für unsere Konstellation ideal. Wir sind nicht nur Kollegen, sondern auch enge Freunde und verstehen uns als Team. In Montabaur wollen wir uns mit unseren jeweiligen Stärken einbringen und gemeinsam überlegen, diskutieren, freuen. Dass ein Pfarrertrio in eine Gemeinde kommt, hat in der Landeskirche Pioniercharakter und wird deshalb glücklicherweise unterstützt, etwa durch eine Team-Supervision. Aber wir machen uns nichts vor: Mit uns wird in Montabaur nicht alles von heute auf morgen umgekrempelt. Wir sind nicht der neue Messias und auch nicht besser als die anderen. Unser Wunsch ist es, demütig und leise vor den Altar zu treten und auf etwas Größeres hinzuweisen.

Sie sprechen von dem Altar in der Einzahl. Dabei gibt es in Montabaur doch zwei evangelische Kirchen ...
Maurice Meschonat: Wir hoffen, die Grenzen zwischen dem sogenannten Luther- und Paulusbezirk in Montabaur aufheben zu können. Geht es nach uns, gibt’s künftig keine Luther- und Pauluskonfirmanden mehr, sondern nur noch die eine Montabaurer Konfirmandenarbeit. Jeder und jede von uns fühlt sich für die gesamte Kirchengemeinde verantwortlich – wenngleich auch jeder seine speziellen Talente und Kompetenzen hat. Meine Kollegin Anne Pollmächer hat ihren Schwerpunkt im Bereich Gottesdienst und Verkündigung; Anna bringt Erfahrungen aus der Krankenhausseelsorge mit und ich aus der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Aber letztlich verantworten wir alles gemeinsam.

Wo wir gerade bei den individuellen Fähigkeiten sind: Wie würden Sie, Frau Meschonat, Ihren Mann Maurice beschreiben?
Anna Meschonat: Maurice bringt die Dinge auf den Punkt. Er erdet unsere Freundin Anne und mich, ist pragmatisch, behält diejenigen Dinge im Blick, die wichtig sind. Dadurch bringt er Gelassenheit in unsere Gespräche.

Und wie würden Sie Ihre Kollegin beschreiben, Frau Pollmächer?
Anne Pollmächer: Anna ist sehr durchdacht und sensibel. Sie wägt viele Gedanken im Kopf und im Herzen ab, bevor sie sie formuliert. Manchmal wünsche ich mir das auch bei mir selbst.
Anna Meschonat: Anne ist ganz nah bei den Menschen. Sie ist ein impulsiver, leidenschaftlicher Typ, der vor Kreativität nur so sprudelt. Eigentlich sind wir sehr unterschiedlich. Wir waren zusammen im Vikariatskurs und fanden es immer wieder erstaunlich, wie verschieden wir die Dinge sehen.
Maurice Meschonat: Wir wissen einfach, was wir einander haben. Natürlich gibt es auch zwischen uns Konflikte. Aber die Möglichkeit hier als Team arbeiten zu können, finden wir sehr viel attraktiver als uns irgendwo ganz alleine durchzuwurschteln.

Wie gehen Sie denn mit Konflikten um?
Maurice Meschonat: In dem wir viel reden und uns regelmäßig treffen.
Anna Meschonat: Und in dem wir viel Eis miteinander essen. Das Zwischenmenschliche braucht eben viel Zeit.
Maurice Meschonat: Wir haben Anne während der Ausbildung kennengelernt. Währenddessen haben wir drei sehr oft die Erfahrung gemacht, wie bereichernd die Perspektiven des anderen sein können – eben weil wir so unterschiedliche Typen sind.
Anne Pollmächer: Es hilft, sich immer wieder daran zu erinnern. Wir machen uns nichts vor. Wir wissen, dass wir uns irgendwann mal einander enttäuschen. Aber ich glaube, es lohnt sich beieinander zu bleiben, weil dann Gottes Gnade auf den Plan treten kann. Ich hoffe, dass wir in diesen Momenten erleben, wie Gott die Risse zwischen uns wieder auffüllt.



Wie würden Sie Ihre Art zu glauben beschreiben?
Anna Meschonat: Wir verstehen unsere Frömmigkeit so: Im Chaos unseres Lebens schlagen wir tiefe Wurzeln in Gott und strecken uns nach einer kommenden Welt aus. Der Himmel, auf den wir zuwachsen, hat viel Platz. Was uns als Team eint, ist, dass wir nicht von einer Linie her denken, sondern unterschiedliche Frömmigkeitslinien schätzen. Und dass wir außerhalb dieser Fromm-oder-liberal-Schublade denken und leben. Oder diese Schublade zumindest gut ölen.
Maurice Meschonat: Ich halte dieses Entweder-Oder für schwierig, schließlich kann man beides gewinnbringend zusammenführen. Ich bin aus tiefstem Herzen fromm-liberal. Nehmen wir zum Beispiel die Kirchenmusik. Oft werden Band und Orgel gegeneinander ausgespielt. In meiner Vikariatsgemeinden habe ich erlebt, dass beides in ein und demselben Gottesdienst wunderbar harmoniert. Letztlich geht es uns darum, Gottesbegegnungen zu ermöglichen – und nicht vorzuschreiben, wie die auszusehen haben. Mein Wunsch ist es, Menschen miteinander zu verbinden und Schubladendenken abzubauen. Theologie ist schließlich Beziehungssache.
Anne Pollmächer: Alles andere hätte etwas Brutales. Wir können Glaubensvorstellungen oder Konzepte nicht wie Plätzchenformen aufdrücken und die Ränder dadurch abschneiden. Ich glaube wir brauchen beides: Das Verwurzeltsein in der Tradition – vor allem in der Liturgie – und die daraus entstehende Bewegung hin zu Neuem. Schließlich sind die Menschen in der Gemeinde auch schon evangelisch, bevor wir kommen oder nachdem wir gehen. Wir als Pfarrerinnen und Pfarrer prägen eine Gemeinde immer nur eine Zeitlang und sollten dem Glauben der Menschen deshalb mit Respekt begegnen, statt ihnen etwas überzustülpen.
Anna Meschonat: Im Grunde wollen wir Menschen, dass immer alles so ist, wie wir es gerne hätten. Dabei wird’s erst dann richtig spannend, wenn wir den anderen über die Grenzen hinweg sehen und lieben. So hätte es Jesus gemacht. Das betrifft die Art zu glauben, im Gottesdienst zu musizieren oder auch die politischen Ansichten. Natürlich kann ich menschenverachtende Aussagen nicht gutheißen. Aber mich interessiert, was Leute dazu bringt, so zu reden wie sie reden und sie wirklich wahrzunehmen.

Was sind Ihre Ziele und Wünsche für die kommenden Jahre?
Anna Meschonat: Wir haben Montabaur als einen Ort kennengelernt, der Gemeindeleben wieder gemeinsam gestalten will. Viele Menschen haben viel Energie und den Willen, etwas zu ändern. Gemeinsam heißt für uns auch: die Generationen miteinander verbinden und Entscheidungen mit dem Kirchenvorstand zu treffen, statt selbst vorzupreschen. Wir spüren die vielen Hoffnungen, die auf uns liegen und den Wunsch, es besser zu machen. Klar – wir versuchen es. Aber wir machen sicher Fehler. Deshalb wollen wir in unserer Arbeit vor allen Dingen auf den hinweisen, der die Dinge im Blick behält.

Und das sind die Neuen:
Anne Pollmächer, geboren und aufgewachsen in Brandenburg an der Havel, ist verheiratet und hat eine Tochter. Sie studierte Theologie in Leipzig, Hamburg und Halle und arbeitete zwei Jahre lang als Jugendreferentin. Ihr Vikariat absolvierte sie in Driedorf und arbeitete danach als Assistentin am Theologischen Seminar Herborn im Bereich Gottesdienst. Sie liebt Kaffee und Frühstücken mit der Familie, Sport und italiensche Musik, die Geschichte von Paulus und Silas im Gefängnis sowie heiße Sommertage.
Anna Meschonat ist gebürtige Rheinländerin, die es mag, über Gott nachzudenken, zu zweifeln und intensiver glauben als zuvor. Das Vikariat absolvierte sie in der Wetterau. Während sie auf den gemeinsamen Start des Teams wartete, war sie für fünf Monate als Pfarrerin in Büdingen tätig. Besonders gerne mag sie faszinierende Menschen, ihre Familie, gute Bücher und das Wandern im Wald.
Maurice Meschonat, der Mann von Anna, kommt gebürtig aus Oberbayern, wuchs aber in Ostwestfalen-Lippe auf. Nach seinem Theologiestudium im In- und Ausland absolvierte er sein Gemeindevikariat in der Christuskirche Bad Vilbel. Danach war er im Zentrum Verkündigung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau im Referat Gottesdienste mit Kindern tätig. In seiner Freizeit spielt er mit Puppen oder steigt auf hohe Berge. (PM)


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