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Nachricht vom 14.07.2018    

Liebesgeschichte eines leidenschaftlichen Sammlers

Wenn man Egon Weber aus Schenkelberg trifft, dann wirkt er auf den ersten Blick etwas „kauzig“. Kommt man mit ihm jedoch ins Gespräch, öffnen sich wahre Horizonte. Eigentlich kommt er sofort auf sein Thema: Sammeln von allem möglichen Trödel, egal ob nostalgisch, beschädigt oder neuwertig. Bei diesem Thema blüht er regelrecht auf und seine Augen bekommen einen hellen Glanz. Da sich die Geschichte sehr interessant anhörte, haben wir einen Termin in seinem Haus in Schenkelberg vereinbart. Bis dahin konnte niemand ahnen, dass sich hinter Egon Webers Geschichte auch noch eine rührende Liebesgeschichte verbirgt.

Fotos: wear

Schenkelberg. Vor dem Haus in Schenkelberg fallen sofort die vielen Steinkrüge und verschiedene Tierfiguren auf. Beim Betreten des Hauses wird man direkt von Heiligenfiguren, Puppen, Uhren, Radios, Krüge und so weiter in Beschlag genommen. Die Türen im gesamten Haus, vom Keller bis zum Dach sind alle geöffnet. Jeder Raum für sich ist mit diversen Gegenständen bis unter die Decke ausgefüllt. Der Gang durch die Kellerräume bringt auch keine neuen Erkenntnisse, alles wie gehabt, Kram über Kram. Die Zimmer im Haus haben Egon Weber aber noch nicht gereicht, denn im Garten befinden sich ein Gartenhäuschen und eine Garage. Und jetzt, Überraschung: Beide Räume sind bis unter die Decke vollgestapelt mit Krimskrams.

Schließlich trifft man auf Egon Webers große Liebe: Seine Frau Katharina, mit der er seit 58 Jahren verheiratet ist, die seit dem 13. Lebensjahr durch einen Schlaganfall halbseitig gelähmt ist. Er hat sie mit 17 Jahren kennengelernt und sich sofort in sie verliebt. Sie hatte es in einem Kinderheim in einem katholischen Kloster in der Nähe von Aachen nicht leicht, wenn man auf diese Zeit, und auf die Nonnen, zu sprechen kommt, kämpft Katharina Weber mit den Tränen, man kann sich denken, warum. Mit Recht redet sie ganz liebevoll von ihrem Mann, der sie, wenn er mal nicht gerade unterwegs ist, um Trödel zu kaufen, aufopferungsvoll zuhause pflegt und versorgt.

Wörtlich sagt Katharina Weber: „Ich weiß, dass mein Mann mit seinem Sammeleifer einen „Spleen“ hat, doch ich gönne ihm sein Vergnügen von Herzen. Er ist immer für mich da, dann soll er auch mal etwas Spaß haben. Das Verhandeln und Feilschen auf Flohmärkten ist für ihn ein Ausgleich für die Hilfe, die er dauernd für mich aufbringt. Ich merke sofort, wenn er „kribbelig“ wird, dann hat ihn wieder das Sammelfieber gepackt. Dann sage ich nur, Schatz, steig‘ ins Auto und fahr los.“

Katharina Weber kann sich im Haus nur ebenerdig in einem Rollstuhl bewegen, ist ansonsten bettlägerig. Sie unterstützt ihren Mann, indem sie für das gemeinsame Essen kocht, die Lieblingsbeschäftigung von Katharina Weber ist das Lösen von Sudoku-Rätseln. Egon Weber nimmt seine Frau in den Arm und sagt: „Ich habe die beste Frau der Welt, liebe sie noch wie am ersten Tag.“ Katharina Weber berichtete, dass aus ihrer Ehe drei Kinder hervorgegangen sind, die ihnen wiederum fünf Enkelkinder geschenkt hätten.



Zu seinem Sammeltick sagt Egon Weber: „Ich weiß, dass viele mich für verrückt halten, ich kann halt nix dafür, ist mir aber auch eigentlich egal. Wenn ich auf einem Flohmarkt drei Sachen verkaufe, dann komme ich mit fünf neuen Dingen nach Hause. Meine Frau fragt dann immer, na, was haste denn heute wieder angeschleppt? Schön ist, dass sie meinen „Spleen“ akzeptiert und mich sogar teilweise dabei unterstützt“. Katharina Weber ist 80 Jahre alt, ihr Mann Egon hat das 76. Jahr vollendet.

Trotz tausender Dinge, die sich in dem Haus befinden, ist alles irgendwie ordentlich sortiert. Egon Weber kennt fast jeden Gegenstand persönlich, ein Handgriff, und er zieht das gesuchte Objekt hervor. Er ist nicht nur von der Sammelleidenschaft gepackt, er hat auch unglaubliches handwerkliches Geschick. Gegenstände wie alte Puppen, Radios, Fahrräder und so weiter, die andere verschenken, oder zum Sperrmüll stellen, repariert Egon Weber in seinem Werkstattkeller und macht sie wieder gebrauchsfähig. Dienstags ist zum Beispiel sein Uhren-Tag, dann werden im Haus alle Uhren mit der Hand aufgezogen und eventuell die Uhrzeit korrigiert. Wenn zu voller Stunde die Uhren ihr Spiel beginnen, herrscht im Hause Weber Konzertatmosphäre, aus jedem Raum klingelt, oder gongt es, dazu manchmal kleine Melodien, das ist der Wahnsinn. Der äußere Platz in dem Haus ist fast komplett belegt, deshalb sind natürlich die Schränke im Hause Weber weitestgehend mit Trödel, Porzellan, Tassen, Geschirr und ähnlichem belegt.

Tief beeindruckt von der Gastfreundschaft und Herzlichkeit verlässt man wieder das Haus der Eheleute Weber, nicht ohne das Versprechen, sie bei nächster Gelegenheit wieder zu besuchen. (wear)



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