Den Profis bei der Tour de France begegnet
Radfahren verlangsamt den Alterungsprozess. Es kann aber auch dazu beitragen, dass eine Freundschaft zwischen zwei benachbarten Ländern nicht veraltet. Die traditionsreiche “Equipe France“ in den beiden Radsportvereinen RSG Montabaur und RSV Oranien Nassau verbindet beides miteinander: die Förderung der Freundschaft zwischen Deutschland und Frankreich und gesundheitsfördernde Fortbewegung auf dem Rennrad. Wie jetzt wieder bei der schon 51. deutsch-französischen Radsportbegegnung in der Bretagne.
Montabaur/Nassau. Bretagne und der Termin im Juli wurden diesmal so gewählt, dass die Equipe die Tour de France der Profis live miterleben konnte. Denn der radsportverrückte Nordosten unseres Nachbarlandes war gleich an vier Tagen Gastgeber der internationalen Radsportstars. Die Gäste aus dem Westerwald und von der Lahn durften so am dritten Tag die 4. Etappe dreimal miterleben: kurz nach dem Start in La Baule und am Nachmittag in dem beschaulichen Ort Muzillac – mit Volksfeststimmung hier wie dort. Da das nur wenige Kilometer entfernte Quartier der Equipe in einem alten Gutshof per Rennrad schnell erreicht wurde, konnte sogar der Beinahe-Sieg des deutschen Top-Sprinters Andre Greipel noch im TV unter Hochspannung mitverfolgt werden.
Die insgesamt sieben Etappen über je etwa 120 Kilometer führten die Radler der Equipe mit ihren französischen Freunden aus Pontchateau in viele schöne Ecken der Bretagne. So wurden zunächst der Golf von Morbihan und der Flohmarkt in Arzon erkundet, um am zweiten Tag den Strand von Piriac-Sur-Mer und die Salzfelder von Pont d´Arm zu genießen. Die 4. Etappe wurde Richtung Vannes etwas hügeliger, was einen der Pedaleure zu dem Ausruf veranlasste: „Fast wie daham!“ Entspannend war dabei, dass mit einem Boot übergesetzt werden konnte.
Ein Höhepunkt der Tour war sicher der Besuch in der Nassauer Partnerstadt Pontchateau am fünften Tag. Dort wurde zunächst auf dem Friedhof dem leider zu früh verstorbenen Mitradler Robert Charrier gedacht. Zum Mittagessen auf dem Calvarienberg wurden die Gäste dann mit einem Aperitif von Stadtbürgermeisterin Danielle Cornet und Mitgliedern des Partnerschafts-Komitees begrüßt. Das half dabei, die folgenden Höhenmeter zu bewältigen.
Auf den Etappen sechs und sieben durften die Markthalle aus dem 16. Jahrhundert in Questembert, das Ufer des Nantes-Brest-Kanals sowie der urige Strand der Bretagne bewundert werden. Zu einer zünftigen Nudelparty mit deutschem Bier und französischem Wein wurden dann am Abend viele Gäste begrüßt, die urlaubsbedingt diesmal nicht mit der Equipe France unterwegs sein konnten. Ein besonderes Erlebnis war der französische Nationalfeiertag mit Feuerwerken und Festen rundum…und dem noch mehr gefeierten WM-Titel für die französischen Fußballer am Folgetag.
Immer wieder fiel den Radlern auf, dass auch die kleinen Straßen in der Bretagne – anders als etwa im Westerwald - durchaus für die Befahrung mit einem Rennrad geeignet sind. Erfreulich auch, dass unterwegs immer wieder Kontakte zu fremden Radlern - etwa aus dem Elsass oder England - entstanden. Von einem nicht immer hilfreichen Trend bleibt aber auch die Equipe zunehmend nicht verschont: nicht selten waren beim Abendessen dreiviertel der Mitglieder gleichzeitig mit ihrem Handy beschäftigt. Trotzdem sind weitere deutsch-französische Touren in den folgenden Jahren bereits geplant und werden derzeit schon vorbereitet. Dies gilt zumindest für die „Grande-Region-Rundfahrt“ vom 1. bis 9. Juni 2019 durch Regionen in Deutschland, Belgien, Luxemburg und Frankreich. Infos dazu und zur Equipe France gerne unter uli@kleinkunst-mons-tabor.de.
Weltenbummler auf dem Fahrrad stieß zur Equipe France
Besonders anstrengend war die Bretagne-Tour für Herbert Thome aus MT-Bladernheim. Der frühere Lehrer hält sich mit seinen Hobbies alte Traktoren und Radsport fit. Und wie fit der inzwischen über 70-Jährige noch ist, bewies der Weltenbummler auf dem Fahrrad jetzt erneut: In acht Etappen fuhr er mit dem Rad allein vom Westerwald über 1.190 Kilometer bis in die Bretagne zur Unterkunft der Equipe France. Mit dieser erkundete er dann noch an vier weiteren Etappen über 510 Kilometer die Region im Norden Frankreichs. Zwar schätzt es Thome, wie schon fast ein Dutzend Mal, allein mit dem Rad in Europa unterwegs zu sein. Aber als er nach acht Tagen im Kreise der deutschen und französischen Radsportfreunde das erste gezapfte Bier aus der Heimat genießen konnte, meinte er doch etwas erleichtert: „Ich habe mich auf die Gemeinschaft und die Fahrten mit euch gefreut!“ Nach seiner Vorbereitung auf die lange Tour befragt, gestand Thome: „Habe vier Wochen im Wald Holz gemacht, das musste reichen, neben einigen Trainingskilometern auf dem Rad“. (PM)
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