Schülergenossenschaft in Montabaur: „Schlosswerkstatt“ nimmt den Betrieb auf
Der Rahmen hätte feierlicher nicht sein können: Im Rittersaal von Schloss Montabaur wurde die Schülergenossenschaft „Schlosswerkstatt“ von und mit Schülern der neunten Klasse der Heinrich-Roth-Realschule plus gegründet. Die Westerwald Bank und die Akademie Deutscher Genossenschaften (ADG) stehen Pate. Die Schülergenossenschaft hat den Betrieb bereits aufgenommen.
Montabaur. Der Rittersaal auf Schloss Montabaur ist den besonderen Momenten vorbehalten: Hier erhalten beispielsweise die Absolventen des Genossenschaftlichen Bankführungs-Seminars an der Akademie Deutscher Genossenschaften (ADG) ihre Diplome. In der letzten Woche wurde hier eine neue Genossenschaft gegründet. Konkret: eine eingetragene Schülergenossenschaft (eSG) mit dem Namen „Schlosswerkstatt“.
Unterstützung durch lokale Partner
Schülergenossenschaften sind von Schülerinnen und Schülern eigenverantwortlich geführte Schülerunternehmen in der Form einer Genossenschaft. Im Rahmen der Genossenschaft erarbeiten sie eigene Geschäftsideen, Organisationsstrukturen und Arbeitsabläufe, schreiben den Businessplan und entwickeln die Satzung ihrer Genossenschaft. Darüber hinaus entwickeln sie Produkte und Dienstleistungen, die sowohl schulintern als auch außerhalb der Schule vertrieben werden können. Dabei wird jede Schülergenossenschaft bei sämtlichen unternehmerischen Fragen durch einen genossenschaftlichen Partner unterstützt. Bei diesem Partner handelt es sich in der Regel um eine echte Genossenschaft vor Ort.
Breite Produktpalette
Die nun gegründete „Schlosswerkstatt“ der Heinrich-Roth-Realschule plus in Montabaur wird von Schülerinnen und Schülern der neunten Klasse geführt. Zum Portfolio des kleinen Unternehmens gehören individualisierte Werbeartikel wie Ziehschokolade, gebrannte Mandeln oder „Schokolade im Sack“, Dekoartikel wie selbst gefertigte Lampen aus Weingläsern oder selbst bemaltes Geschirr, Stehtische und Reifenhocker sowie XXL-Spiele, die für Feste aller Art vermietet werden. Den Vorstand der Schülergenossenschaft bilden Silas Müller, Kevin Kilian, Mario Möllendick, Alina Pirk und Helin Kayaturan. Im Rittersaal von Schloss Montabaurer stellten sie auch die übrigen Aktiven vor, die die Bereiche Verwaltung, Buchhaltung, Marketing und IT, Einkauf und Lager sowie Produktion und Verkauf verantworten.
Genossenschaft ist Teamarbeit
Gemeinsam mit der ADG übernimmt die Westerwald Bank die Patenschaft für die Schülergenossenschaft „Schlosswerkstatt“ und trägt beispielsweise auch die Kosten für die jährliche Prüfung durch den Genossenschaftsverband. ADG-Vorstand Arno Marx nahm in seiner Begrüßung Bezug auf das Raiffeisenjahr 2018 aus Anlass des 200. Geburtstages von Friedrich Wilhelm Raiffeisen und die Aufnahme der Genossenschaftsidee ins immaterielle Kulturerbe der Menschheit. Wichtig sei es, das Wissen um die genossenschaftliche Idee zu verbreiten. So sei es zentrale Aufgabe der ADG, Menschen dazu zu befähigen, Organisationen im Sinne der genossenschaftlichen Idee nachhaltig zu führen und zu gestalten. Genossenschaften, so Marx, seien die am besten geeignete Wirtschaftsform für das 21. Jahrhundert. Für die Westerwald Bank machte deren Vorstand Dr. Ralf Kölbach deutlich, dass Genossenschaft immer Teamarbeit bedeute. Es gehe darum, „gemeinsam für Ziele zu arbeiten, die es wert sind“, und das eben nicht nur für ein paar Wochen, sondern langfristig. Die „Schlosswerkstatt“ hätte sich in Workshops und in der Schule mit Schulleiter Franz-Josef Gerz und den Lehrerinnen Julia Mayer und Sandra Langkavel bereits bestens vorbereitet. Gleichwohl: „Die Arbeit fängt jetzt erst an.“ Der Genossenschaftsgedanke, so Kölbach, sei zeitlos. Wichtig sei ihm und den Vorstandskollegen Markus Kurtseifer und Andreas Tillmanns, die ebenfalls nach Montabaur gekommen waren, bei der Unterstützung der Schülergenossenschaft, dass die Schülerinnen und Schüler lernen, frühzeitig Verantwortung zu übernehmen, und das gleichzeitig als Mitarbeiter und als Unternehmer.
Ein Glücksfall für die Schule
Schulleiter Franz-Josef Gerz sprach von einem „Glücksfall“ für die Heinrich-Roth-Realschule plus: Die bereits seit zehn Jahren mit der ADG praktizierte Verbindung in Form eines Stipendienprogramms werde nun noch einmal erweitert. Er sei dankbar für diese Möglichkeit der zusätzlichen Vernetzung in der Region. Sein besonderer Dank galt Peter Sahl, der das Projekt Schülergenossenschaft auf ADG-Seite betreut. (PM)
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