Naturschutzinitiative warnt vor Gifteinsatz im Brexbachtal
Die Naturschutzinitiative e.V. (NI) mit Sitz in Quirnbach im Westerwald wendet sich mit einer aktuellen Pressemitteilung gegen die Verwendung von Bioziden im Brexbachtal. Diese sollen im Zuge der Reaktivierung der Bahnstrecke zum Einsatz kommen. Sie seien jedoch eine Gefahr für Kinder, Jugendliche, Wanderer und Erholungssuchende, warnt die NI. Sie hat sich deshalb an die zuständigen Behörden gewandt.
Quirnbach/Westerwaldkreis. Im Rahmen der Reaktivierung der Brextalbahn zwischen Bendorf im Kreis Mayen-Koblenz und Höhr-Grenzhausen/Grenzau im Westerwaldkreis soll offensichtlich mit einer auf einem Schienenwagen montierten, großen mobilen Feldspritze das Schotterbett mit Pflanzenschutzmitteln behandelt werden. Die Naturschutzinitiative e.V. (NI) mit Sitz in Quirnbach im Westerwald lehnt als anerkannter Naturschutzverband den Einsatz von Bioziden, aber auch ansonsten die Reaktivierung der Brexbachtalbahn aus Artenschutzgründen ab, da hier mehrere schutzbedeutsame Arten betroffen sind.
Die NI hat die zuständige Aufsichts- und Dienstleitungsdirektion in Trier (ADD) aufgefordert, dem geplanten Gifteinsatz im Brexbachtal aus naturschutzfachlichen und artenschutzrechtlichen Gründen nicht zuzustimmen. Ebenfalls wurden die für den Artenschutz zuständigen Unteren Naturschutzbehörden bei der Kreisverwaltung Westerwald, Mayen-Koblenz sowie die Obere Naturschutzbehörde bei der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord (SGD Nord) bereits am 20. August 2018 eingeschaltet. Nach wie vor fehlt es jedoch an einer Rückmeldung der Behörden. Dabei dürfte den Naturschutzbehörden das Vorkommen der genannten schutzbedeutsamen Arten entlang der Strecke bekannt sein. Für das FFH-Gebiet gilt nicht nur ein Verschlechterungsverbot des Erhaltungszustandes, sondern auch ein Verbesserungsgebot.
Bedeutende Pflanzenvorkommen entlang der Bahn sind laut Pressemitteilung der NI Seidelbast und Hirschzunge. Im Komplex mit dem Schotterbett der alten Bahntrasse bestehen Vorkommen der FFH-Zielarten Schlingnatter und Geburtshelferkröte (Anh.4 FFH-RL), die dem strengen Artenschutz unterliegen. Hinzu kommen weitere nach der Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV) geschützte Reptilien- und Amphibienarten wie Ringelnatter und Feuersalamander, die diese Struktur als Versteck nutzen. Besonders im Bereich der Brückenquerungen gibt es Niststätten von Wasseramsel und Gebirgsstelze. Die Tunnelstrecken sind Lebensstätten von streng geschützten Fledermäusen, die alle im Anhang IV der FFH-Richtlinie aufgeführt sind. Im nahen Umfeld der Bahntrasse leben ferner die Zielarten des FFH-Gebietes Spanische Flagge und Haselmaus. Artenschutzrechtlich ist ebenfalls die streng geschützte Wildkatze (Anhang IV der FFH-Richtlinie) betroffen.
Der Nahbereich von Gewässern - Brexbach und zuführende Quellbäche – ist auf der großen parallelen Länge ebenfalls besonders kritisch zu sehen. Dieses aufgrund der für das FFH-Gebiet Nr. 5511-302 „Brexbach- und Saynbachtal“ gelisteten Vorkommen der Zielarten Steinkrebs, Gemeine Flussmuschel (Unio crassus), Groppe bzw. bekannten Fortpflanzungsstätten des Feuer-salamanders in einmündenden Quellbächen. Gerade die jüngsten Erkenntnisse zum Herbizid Glyphosat, bei dem aus Naturschutz- und Gesundheitsgründen ein Verbot längst überfällig ist, aber auch die bisherigen Erkenntnisse zum „Insektensterben“ zeigen auf, dass eine Begrenzung des Biozideinsatzes auf den besprühten Bereich Wunschdenken ist und dass Stoffausträge in sensible Biotope im Umfeld immer vorkommen.
„Die Aktivitäten zum Wiedereinsetzen der Brexbahn sind bereits seit vielen Jahren ein Thema, das aber bisher nie zur Verwirklichung gekommen ist. Da es sich bei dem geplanten Vorhaben um eine private Maßnahme eines Vereines handelt und nicht dem öffentlichen Bahnbetrieb zuzuordnen ist, halten wir den Pestizideinsatz nach dem Pflanzenschutzgesetzes (PflSchG) für nicht genehmigungsfähig und würden diesen auch nicht akzeptieren“, erklärte Diplom-Biologe Immo Vollmer, Naturschutzreferent der NI.
„Weiterhin sehen wir durch den geplanten Einsatz von Bioziden Gefahren für Kinder und Jugendliche in den Zeltlagern, für Wanderer uns Erholungssuchende. Wir fordern daher die ADD und die Naturschutzbehörden auf, das Ansinnen des Brexbachtalvereins konsequent abzulehnen“, erklärte Harry Neumann, Landesvorsitzender der NI. (PM)
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