Dekanatskantorei Montabaur: Musiker setzen schiere Freude in Töne um
Das Konzert der Dekanatskantorei Montabaur in der Lutherkirche begeisterte. Dekanatskantor Jens Schawaller hat mit Vokalisten und erlesenen Profi-Musikern ein Konzert präsentiert, das die Gäste mit einem Lächeln in den sonnigen Sonntagabend entließ. Denn der Akzent lag nicht auf dem Tod, sondern auf dem, was danach kommt – und auf unterhaltsamer Klangkunst von Könnern.
Montabaur. Manchmal sind Septembertage kalt und verregnet. Und manchmal geraten Konzerte zum Thema Tod ziemlich deprimierend. Nicht so das Konzert der Evangelischen Dekanatskantorei Montabaur in der Montabaurer Lutherkirche: Dekanatskantor Jens Schawaller hat mit Vokalisten und erlesenen Profi-Musikern ein Konzert präsentiert, das die Gäste mit einem Lächeln in den sonnigen Sonntagabend entließ. Denn der Akzent lag nicht auf dem Tod, sondern auf dem, was danach kommt – und auf unterhaltsamer Klangkunst von Könnern.
„Meine Seele rühmt und preist“
Die Könner sind wie in den vergangenen Jahren die Musikerinnen und Musiker des Instrumentalensembles „Il Quadro Animato“. Die international besetzte Gruppe hat sich vor allem der historisch akkuraten Interpretation alter Werke verschrieben. Auch in Montabaur begeistern sie mit müheloser Virtuosität – beispielhaft Lorenzo Gabriele an der Traversflöte, einem Urahn der heutigen Querflöte. Deren eher weicher Klang und Gabrieles Spiel lässt Bachs rekonstruiertes Flötenkonzert (nach BWV 209/173a/207-3) unaufdringlich und beschwingt durch die Lutherkirche perlen. So selbstverständlich, dass Lorenzo Gabriele seinen Mitmusikern während seines Spiels immer mal wieder neckische Blicke zuwirft. Trauermusik klingt also wahrlich anders. Auch die vokalen Stücke, die sich zwar inhaltlich mit dem Thema Tod und dem Vertrauen auf Gottes Ewigkeit auseinandersetzen, sind alles andere als bleischwer: „Meine Seele rühmt und preist“ ist Bachs fast schon verspielte, mehrteilige Interpretation des Lobgesangs der Maria, der das Herz vor Freude über den Heiland hüpft. Tenor Daniel Jeremy Tilch gibt dieser Freunde in Montabaur eine Stimme und wird dabei souverän begleitet von Isabel Müller-Hornbach (Cello) und Susanne Schawaller (Orgelpositiv).
Ein zartes Glockenspiel
Im folgenden „Schlage doch, gewünschte Stunde“ geht es thematisch und musikalisch dann eindeutig ums letzte Stündlein. Doch auch diesmal hebt Bach nicht den drohenden Zeigefinger: Bei ihm ist die Totenglocke kein dräuender Gong, sondern ein zartes Glockenspiel, das so heimelig wie ein Weihnachtsglöckchen klingt. Und der Bariton Konstantin Paganetti schmettert im Schlussstück „Liebster Gott, wenn wird ich sterben“ voller Inbrunst den „tollen, vergeblichen Sorgen“ ein zuversichtliches „Mich rufet mein Jesus: wer sollte nicht gehen?“ entgegen.
Auch ernste Musik macht Spaß
In solchen Momenten zeigen Paganetti und die anderen Solisten – Merle Bader (Sopran), Franziska Ernst (Alt) und Tenor Daniel Jeremy Tillich – dass auch die sogenannte Ernste Musik ausgesprochen Spaß machen kann, wenn sie denn von Könnern interpretiert wird. Und von einem Chor, der sich in den Dienst dieser Musik stellt: Die Sängerinnen und Sänger der Dekanatskantorei Montabaur interpretieren die Werke sicher und klingen insbesondere während des Schlusschorals von Bachs „Liebster Gott, wenn werd ich sterben“ bemerkenswert homogen.
Die Bach’sche Hoffnung
Dekanatskantor Jens Schawaller schafft als musikalischer Leiter des Abends das Kunststück, Laien und Profi-Musiker zu einem stimmigen Ensemble zu formen, das mehr leistet als das korrekte Wiedergeben von Noten. Den Sängern und Musikern gelingt es, die Bach’sche Hoffnung darzustellen, das der Tod nicht das letzte Wort hat. Und die schiere Freude, die in dieser Hoffnung mitschwingt. (PM)
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