Alpenrod: Vorzeige-Kirche blüht seit 175 Jahren
Ein Jubiläum in Alpenrod: 175 Jahre ist die Kirche in ihrer jetzigen Form alt. Am Sonntag, 21. Oktober, feiert die Gemeinde dieses Jubiläum mit einem großen Fest. Sogar ein Kunstreiseführer schwärmt von der evangelischen Kirche in Alpenrod. Der Schmöker aus einem renommierten deutschen Verlag bezeichnet das Gotteshaus als gutes „Beispiel für die Kirchenbaukunst des 19. Jahrhunderts“.
Alpenrod. Sogar ein Kunstreiseführer schwärmt von der evangelischen Kirche in Alpenrod. Der Schmöker aus einem renommierten deutschen Verlag bezeichnet das Gotteshaus als gutes „Beispiel für die Kirchenbaukunst des 19. Jahrhunderts“. Jetzt feiert das Vorzeigegebäude Geburtstag: 175 Jahre ist die Kirche in ihrer jetzigen Form alt. Am Sonntag, 21. Oktober, feiert die Gemeinde dieses Jubiläum mit einem großen Fest.
Aus dem Kapellchen wurde eine Kirche
Die Geschichte der Alpenroder Kirche reicht indes noch viel weiter zurück als 1843: „Aus alten Unterlagen geht hervor, dass es bereits im Jahre 1131 einen Vorläufer der heutigen Kirche gab. Das war wohl eine Kapelle, die dem Kirchspiel Altenkirchen angehörte“, erklärt Ernst Böhmer, Kenner der Alpenroder Kirchengeschichte. Im Laufe der Jahrhunderte wird aus dem Kapellchen eine Kirche, in der sich die Gläubigen versammeln – bis es 1822 zum jähen Ende kommt. „Der Bau war einsturzgefährdet und musste abgerissen werden“, sagt Hans-Heinrich Leicher, Kirchenvorstandsmitglied und ebenfalls bestens mit der Geschichte des Gotteshauses vertraut. „Die nächsten 20 Jahre mussten die Alpenroder ihre Gottesdienste im Schulhaus feiern, bis 1843 endlich die neue, heutige Kirche ihre Pforten öffnete.“ Die Toten werden in den frühen Jahren noch auf dem Kirchhof beerdigt. Seit 1873 gibt es dann einen „Tothenhof“ außerhalb des Dorfes. Außerdem bekommt die Kirche im Laufe der Jahre neue Glocken, eine 3600 Mark teure Orgel und im Jahr 1900 schließlich ein Pfarrhaus.
14 Jahre später bricht die Katastrophe über das Land. Der Erste Weltkrieg macht auch vor der Alpenroder Kirche nicht Halt, sagt Böhmer: „Der Staat beschlagnahmt in den letzten Kriegsjahren Metalle. Aus der Kirche fallen die Prospektpfeifen der Orgel und die Glocken den Schmelzöfen zum Opfer.“ Erst zwei Jahre nach Kriegsende haben die Alpenroder wieder ein Geläut, und ab 1923 können sie ihre Gottesdienste sogar erstmals bei elektrischem Licht feiern. Aus dieser Zeit stammt auch ein Fenster, das der damalige Pfarrer Gensicke seiner verstorbenen Tochter Gisela widmete und oberhalb der Kanzel anbringen ließ.
Eine dunkle Zeit
Der Zweite Weltkrieg stürzt die Kirche indes erneut in eine dunkle Zeit: „Über diese Jahre steht nichts in der Chronik“, sagt Pfarrer Ulrich Schmidt. „Allerdings weiß man, dass die Glocken erneut geraubt und eingeschmolzen wurden“, weiß Pfarrer Ulrich Schmidt. Die Jahre nach dem Krieg stehen auch in Alpenrod im Zeichen des Aufbruchs: Die Kirche bekommt 1952 ein neues Geläut, wird 1957 renoviert und erhält 1969 eine Heizung, sagt Ernst Böhmer: „Bis Ende der 1960er-Jahre wurde die Kirche von zwei Öfen beheizt.“
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Aus dieser Zeit – 1971 – stammt auch die heutige, zweimanualige Orgel. Rund 20 Jahre später gibt die Kirche ein surreales Bild ab: Der Dachstuhl des Kirchturms ist in einem dermaßen schlechten Zustand, dass er 1990 erneuert werden muss. Das Holz, aus dem die Balken gefertigt worden waren, ist mehr als 530 Jahre alt und muss dringend ersetzt werden. Nach außen wirkt das geisterhaft: Statt des bekannten Turmes schließt ein Gerüst-Skelett das Gotteshaus nach oben hin ab – ein Bild, an das sich Böhmer und Leicher heute mit Kopfschütteln erinnern. Rund zwei Jahre später ist der Spuk vorbei und der frisch renovierte Turm steht wieder.
Es hat sich viel getan
Auch innen ändert sich in den kommenden Jahren einiges: 1993 bekommt die Kirche einen neuen, helleren Anstrich, was gerade die Wand hinter der charakteristischen breiten Kanzel weniger wuchtig wirken lässt. Auch eine moderne Licht- und Tonanlage, neue Außenscheinwerfer und Fenster sorgen für Klarheit und geben dem Geburtstagskind das Gesicht, mit dem es sich am Sonntag, 21. Oktober, der Gemeinde präsentieren wird. Nur einer ihrer treuen Wegbegleiter wird an diesem Tag nicht dabei sein: Die riesige Kastanie neben dem Kirchturm. Die fiel während des WM-Spiels Deutschland gegen England am 27. Juni 2010 einfach um. Doch ihr Nachfolger steht bereits in den Startlöchern, erklärt Pfarrer Ulrich Schmidt: „Im vergangenen Jahr haben die Konfirmanden einen Apfelbaum vor der Kirche gepflanzt. Der hat in diesem Jahr schon die ersten Früchte getragen.“ Ein schönes Detail – nicht nur für die Reiseführer: Es blüht im und ums Gotteshaus. Auch noch nach 175 Jahren.
Das Fest zum 175. Geburtstag des Kirchenneubaus beginnt am Sonntag, 21. Oktober, um 10 Uhr mit einem Familiengottesdienst in der Kirche. Im Anschluss warten unter anderem eine Bilderausstellung, Musik der Chöre, eine Kirchen-Rallye, verschiedene Leckereien und ein gemeinsames Mittagessen auf die Gäste. Der Eintritt zum Fest ist frei. (PM)
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