HwK-Vollversammlung: Bundespolitik soll Meisterbrief aufwerten
Vollversammlung Handwerkskammer (HwK) Koblenz: Sorgen bereiten nach wie vor die Fachkräftesicherung und einige Baustellen, die durch die Politik gar nicht oder nur oberflächlich bearbeitet werden: Stichwort Dieselskandal. Ein weiteres wichtiges Thema: der Meisterbrief. Die HwK fordert eine Aufwertung des Meisterbriefes für das gesamtdeutsche Handwerk. Einen großen Dank richteten alle Redner an Alexander Baden, für den es als Hauptgeschäftsführer die letzte Vollversammlung war.
Koblenz. Vor dem Hintergrund einer gesunden Konjunktur und guten Wirtschaftsnachrichten aus den 19.000 Betrieben im Kammerbezirk ging Kurt Krautscheid als Präsident der Handwerkskammer (HwK) Koblenz zur Vollversammlung auf eine Reihe positiver Entwicklungen im Handwerk ein. Sorgen bereiten nach wie vor die Fachkräftesicherung und einige Baustellen, die durch die Politik „gar nicht oder nur oberflächlich bearbeitet werden, Stichwort Dieselskandal. Beim Blick nach Berlin fragt man sich: wann wird dort mit dem Regieren weiter gemacht? Die Regierungsparteien sind stark mit sich selbst beschäftigt und die Nachrichtenlage wird vom GroKo-Innenleben bestimmt, weniger von konkreten Ergebnissen für die weitere Entwicklung unseres Landes.“ In seiner Rede vor dem höchsten Parlament des Handwerks, das sich aus Arbeitergebern wie auch Arbeitnehmern zusammen setzt, lobte Krautscheid die gute Zusammenarbeit mit der Landesregierung, die „ganz im Sinne des Handwerks beispielhaft die Frage beantwortet, wie sich Politik effektiv und nachhaltig einbringen kann.“
Lob für das Ehrenamt
Als Gastrednerin griff Daniela Schmitt, Staatssekretärin im rheinland-pfälzischen Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau diesen Gedanken auf und lobte das Handwerk für seinen wirtschaftlichen, aber auch gesamtgesellschaftlichen Beitrag. „Das Handwerk im Land ist gut aufgestellt und vermittelt Werte wie Zuverlässigkeit, Gründlichkeit, Qualität und Treue auf außergewöhnliche Weise.“ Ein besonderes Lob ging an das Ehrenamt: „Die Selbstverwaltung im Handwerk steht und fällt mit ehrenamtlichem Einsatz und da wir gut dastehen, leisten Sie alle hervorragende Arbeit“, wandte sich Schmitt an die Mitglieder der Vollversammlung – alle Handwerker und ehrenamtlich initiativ.
An das HwK-Hauptamt gerichtet gab es gute Noten: Die Kammer genieße hohes Ansehen, die Beratungsleistungen für die Betriebe sind gut strukturiert und inhaltlich auf die Bedürfnisse der Wirtschaft ausgerichtet, Veranstaltungen wie jüngst die „Nacht der Technik“ strahlen über die Region hinaus und sind beste Werbung für das Handwerk. Die Landesregierung bringe sich über das Wirtschaftsministerium hier gerne ein, so über Investitionen in die Überbetriebliche Ausbildung, Digitalisierungsberater, Coaches zur Integration von Flüchtlingen, Meisterbonus eins und zwei oder auch in eine Aufwertung der Ausbildung im Rahmen von Veranstaltungen wie der „Woche der Berufsausbildung“.
Schmitt nannte den Meisterbrief einen Grundpfeiler im Sinne hochwertiger Ausbildung und Wirtschaftskraft. Kurt Krautscheid griff diesen Aspekt auf und forderte eine Aufwertung des Meisterbriefes für das gesamtdeutsche Handwerk. „Fakt ist: In den 53 zulassungsfreien Berufen finden derzeit nur noch fünf Prozent der Ausbildungsleistungen im Handwerk statt. In den 41 Meisterberufen 95 Prozent.“ Die Abschaffung der Meisterpflicht in vielen Berufen im Jahr 2004 hat die damals formulierten Ziele nicht erreicht und war ein Fehler – „eine Erkenntnis, die inzwischen auch viele Politiker ganz klar so formulieren!“ Insofern ist eine bundespolitische Korrektur überfällig, was auch der Arbeitnehmerflügel des Handwerks so sieht.
Kritik an „Solo-Selbstständigen“
HwK-Vizepräsident Joachim Noll kritisierte als deren Sprecher in der Vollversammlung die „Solo-Selbstständigen“ als Wettbewerbsverzerrer, „die keinen Beitrag bei Ausbildung oder in die Sozialsysteme leisten“. Das sei unmittelbar auf den Eingriff der Politik in die Meisterregelung zurückzuführen und müsse jetzt schnellstens rückgängig gemacht werden. Den politischen Dialog lobte Noll mit Blick auf den „Branchendialog Handwerk Rheinland-Pfalz“, wies aber auch darauf hin, das auf Landesebene eins zu eins ein Modell umgesetzt werde, was Partner aus Handwerk, Gewerkschaften und Politik auf Bundesebene vertraglich beschlossen haben. „Warum nun Landesverbände fordern, die regionale Tarifautonomie solle in ihrem Sinne gestärkt werden, ist unverständlich. Die Abwanderung von im Handwerk ausgebildeten Nachwuchskräften in die oft besser bezahlende Industrie spricht eine eigene Sprache und sollte nachdenklich machen.“
Einen großen Dank richteten alle Redner an Alexander Baden, für den es als Hauptgeschäftsführer die letzte Vollversammlung war. Nach zehn Jahren Kammertätigkeit wechselt er in wenigen Tagen in den Ruhestand. „Die Zusammenarbeit mit Ihnen war angenehm und konstruktiv. Alles funktioniert nur im guten Miteinander – Danke dafür“, fasste Daniela Schmitt das gemeinsame Wirken zusammen. Mit Nachfolger Ralf Hellrich wisse man um einen erfahrenen Mann des Handwerks an der künftigen HwK-Spitze, der diesen Kurs fortsetzen und um einige neue Akzente bereichern wird. Zukunftsthemen für die HwK wurden mit Modernisierungs- und Neubaumaßnahmen durch die HwK-Vollversammlung beschlossen, die einen Jahreshaushalt 2019 in Höhe von 32,6 Millionen Euro verabschiedete. (PM)