Diskussion über „ÖPNV im ländlichen Raum“
Der Kreisverband von Bündnis 90/Die Grünen im Westerwald hatte zu einer Informationsveranstaltung zum Thema „ÖPNV im ländlichem Raum“ eingeladen. Das Thema ist auf großes Interesse gestoßen, denn der kleine Saal der Stadthalle Montabaur war gut gefüllt. Zum Beginn erzählte Regina Klinkhammer (Sprecherin Kreisverwaltung des Westerwaldkreises), von einem „Bus-Frust-Erlebnis“. Sie erfuhr morgens um 6 Uhr, an der Bushaltestelle stehend, dass es den Bus von Hachenburg nach Montabaur nicht mehr gebe. Dieses "Frust-Erlebnis" teilten offenbar einige der anwesenden ÖPNV-Nutzer. Jutta Baltzheim-Rögler, die diesbezüglich konsultiert worden war, konnte mitteilen, dass dies eine verwaltungsmäßige Ursache habe, die (hoffentlich) ab 9. Dezember behoben sein wird.
Montabaur. Anschließend begrüßte Manfred Calmano als Verkehrpolitischer Sprecher der Grünen im Westerwaldkreis die zahlreichen Gäste mit dem Hinweis, dass solche Erlebnisse wohl ein abendfüllendes Thema sind. Doch die Veranstaltung solle ja zeige wie der ÖPNV besser werden kann. Er sei der Meinung, dass sich die Qualität des ÖPNV im ländlichen Raum auf den letzten Metern entscheide. Auf den Hauptlinien sollte der Linienverkehr in möglichst kurzer Taktung fahren, die kleinen Dörfer sollten durch Anrufsammeltaxi, Rufbus, Bürgerbus oder auch durch regionale Mitfahrzentralen zusätzlich angebunden werden. Auch die Belange der Fahrradfahrer müssen besser in den ÖPNV eingebunden werden. Das Einbinden dieser Verkehrsträger mache einen attraktiven und bezahlbaren ÖPNV auch auf dem Land möglich.
In Ihrem Vortrag stellte die Landtagsabgeordnete und Sprecherin der Fraktion für Verkehr und Mobilität Jutta Blatzheim-Roegler fest, dass die Oberzentren gut angebunden sind. Koblenz ist ein Knoten! Aber Im Nordwesten von Rheinland-Pfalz sind nur wenig Schienenstrecken vorhanden. Bei den Schienensrecken gebe es ein echtes Nord-Süd-Gefälle. Das ÖPNV-Konzept-Nord soll, gemeinsam mit den Kommunen, neu überplant werden. Ziel ist es den Norden mit dem Rheinland-Pfalz-Takt zu verknüpfen. Durch eine angebotsorientierte Fahrplangestaltung an allen Wochentagen soll eine dauerhafte Wirtschaftlichkeit gewährleistet werden. Jutta Blatzheim-Roegler stellte dann auch ausführlich verschiedene Kommunen vor, die schon Erfahrungen mit den neuen Verkehrsträgern gemacht haben. Es gebe in Rheinland-Pfalz schon 67 aktive Bürgerbus-Projekte und Rufbusprojekte wie den digitalen Rufbus Wittlich-Shuttle.
Tempo 30 in den Ortschaften, E-Mobilität und Radverkehr waren weitere Themen. So sind im Landesbauprogramm 2019/2020 insgesamt 10 Millionen Euro für 19 Rad-Projekte vorgesehen. Auch der im Westerwald gewünschter Radweg entlang der L 326 „Buchfinkenland“ Holler -Montabaur soll in den Investitionsrahmenplan 2019.
Im Anschluss an den Vortrag gab es anregende Diskussionen. Zum Beispiel auch darüber, was ein bedarfsorientierter und ein angebotsorientierter ÖPNV ist. Dabei wurde auch deutlich warum der ÖPNV im Westerwald nicht attraktiv ist. Denn er ist noch bedarfsorientiert. Das bedeutet, es wird nur auf den Strecken und zu den Zeiten gefahren, wo es einen Bedarf gibt. Und das sind im Westerwaldkreis zu 74 Prozent die Schülerfahrten. Diese Schülerfahrten decken fast alle Kosten für den ÖPNV. Wenn diese Finanzsäule wegbricht, müssen die Verantwortlichen dafür sorgen, dass neue Kunden gewonnen werden um die Kosten zu decken. Dafür brauchen die Westerwälder einen angebotsorientierten ÖPNV wie in den Städten.
Mit dem Hinweis darauf, dass der Westerwaldkreis in seiner letzten Kreistagssitzung begonnen hat, seinen Nahverkehrsplan fortzuschreiben, beendete Manfred Calmano die gelungene Veranstaltung. Bis Ende 2019 soll der neue Nahverkehrsplan beschlossen werden. Mit dieser Veranstaltung wollten die Grünen eine breite Diskussion darüber anstoßen, wie der ÖPNV in den nächsten 10 bis 15 Jahren aussehen soll. (PM)
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