Marktplatz 8 – das etwas andere Café im Herzen Westerburgs
Für Annemie Ratz ist der „Marktplatz 8“ mehr als ein Zeitvertreib. Jeden Montag sorgt sie dafür, dass der Laden läuft und versorgt die Gäste mit gutem Kaffee, Crépes und Kuchen. Geld verdient sie damit nicht. Denn der „Marktplatz 8“ ist eine Einrichtung des Diakonischen Werks Westerwald; eine charmante Mischung aus Café, Treffpunkt, Geschäft – und Kontaktstelle für Menschen mit psychischen Problemen. Kurz: Er ist etwas Besonderes.
Westerburg. Wenn Annemie Ratz deshalb den „Marktplatz 8“ als „ihr Lädchen“ bezeichnet, spricht sie den vielen Besuchern und Helfern damit aus der Seele. Denn seit 2010 ist die Einrichtung etlichen ans Herz gewachsen.
Rund 2.000 Menschen nehmen sich im Marktplatz 8 jeden Monat eine kleine Auszeit und werden währenddessen von einigen der insgesamt 15 Haupt- und Ehrenamtlichen bedient – und manchmal auch betreut. Denn im Marktplatz 8 können sie nicht nur Kaffee trinken oder Mitbringsel aussuchen. Das Haus ist Sitz der Kontakt- und Informationsstelle KIS: In einem geschützten Raum hinter dem Café berät Diplom-Sozialpädagoge Matthias Becker Menschen mit psychischen Problemen und deren Angehörige, gibt Ratschläge und hilft bei der Suche nach geeigneten therapeutischen Anlaufstellen. Becker gehört mit der Diplom-Sozialarbeiterin Astrid Müller-Ax zu den Initiatoren des „Marktplatz 8“ und erinnert sich noch gut an den turbulenten Start des Projektes. „Wir haben ohne nennenswertes Budget begonnen und mussten unsere ersten Möbel von überall her zusammentragen. Und die Dinge, die wir hier verkauft haben, wurden in der Tagesstätte hergestellt.“
Bei den Westerburgern kommt die Einrichtung trotzdem – oder gerade deshalb – gut an: Im Laufe der Jahre modernisiert das Marktplatz-Team die Einrichtung, kauft hübsche Kunstgewerbe-Artikel hinzu und verfügt heute über ein kleines, aber feines Sortiment an Geschenkartikeln für jede Jahreszeit und viele Anlässe.
Doch das ist nicht der eigentliche Grund, warum sich das Café seit zwölf Jahren am Marktplatz hält. Es ist das Zwischenmenschliche, das den Charme ausmacht, sagt Astrid Müller-Ax: „Unsere Besucher kommen nicht nur wegen der günstigen Preise und der Auswahl. Sie wollen sich vor allem mit anderen Menschen treffen und in Kontakt bleiben. Und für viele ist es auch ein niederschwelliges Angebot für eine Beratung. Denn die Hemmschwelle, im Café eben mal in den Nebenraum zu gehen ist kleiner, als wenn man vor der Tür einer Beratungsstelle steht.“
Trotz des heimeligen Ambientes: Für die ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiter ist der Dienst im Marktplatz 8 oft herausfordernd. Schließlich müssen die Bewirtung, Reinigung, Koordination und das Management bewältigt werden. „Mittwochmorgens gehen hier schon mal 200 Leute durch“, sagt Astrid Müller-Ax. Gerade diejenigen Ehrenamtlichen, die selbst unter einer psychischen Beeinträchtigung leiden, kostet das Kraft. Aber es ist eine gute Schule, meint Astrid Müller-Ax. „Hier arbeiten auch Klienten unserer Tagesstätte mit. Für sie ist der Marktplatz eine gute Gelegenheit, wieder im Alltag zurechtzukommen – ob es nun beim Bedienen ist, beim Herstellen der Verkaufsartikel oder beim Bügeln der Abtrockentücher. Jeder macht nur so viel, wie er kann.“
Der Marktplatz 8 ist ein gemütliches Café und eine wichtige Anlaufstelle, die von großem Engagement lebt. Aber der Einsatz lohnt sich. Das meinen nicht nur Astrid Müller-Ax und Matthias Becker, sondern auch die vielen Helfer wie Annemie Ratz. Ihr macht es nichts aus, wenn es im Marktplatz 8 hoch hergeht, sagt sie – ganz im Gegenteil: „Am wohlsten fühle ich mich, wenn die Bude voll ist!“ (bon)
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