Hunderte Interessierte testeten Geschick am Da Vinci-Roboter
Vorträge, Gesundheits-Checks und „Medizin 4.0“: Das Interesse war groß beim Thementag Urologie im Diakonie Klinikum Jung-Stilling in Siegen. Hunderte Besucher kamen, um sich ein Bild von der modernen OP-Methode zu machen und einmal selbst Hand anzulegen. Dank des Roboters ist es möglich, Eingriffe mit Hilfe einer acht Millimeter großen Hand vorzunehmen
Siegen. „Blase, Niere, Prostata – Robotik in der Urologie“: Unter diesem Motto stand der Thementag Urologie im Diakonie Klinikum Jung-Stilling. Hunderte Besucher kamen, um den „Stargast“ zu bewundern. Am Da Vinci-OP-Roboter konnten die Interessierten selbst Hand anlegen.
Eine moderne Variante des „Hütchenspiels“
„Die roboterassistierte OP-Methode gilt als Weiterentwicklung der so genannten Schlüsselloch-Chirurgie“, informierte Urologie-Chefarzt Dr. Peter Weib. Mit dem „Da Vinci“ werden notwendige Operationen miniaturisiert: „Dank des Roboters ist es möglich, die Eingriffe mit Hilfe einer acht Millimeter großen Hand vorzunehmen“, so der Mediziner. Wie präzise das Gerät arbeitet, konnten die Besucher vor Ort gleich selbst ausprobieren. Dafür nahmen sie an der Konsole Platz, und drückten am Greifarm Daumen und Mittelfinger kurz zusammen – schon ließen sich die Instrumente bewegen. Ein „echter“ Patient“ lag natürlich nicht auf dem OP-Tisch. Beim Thementag wurden am Roboter kleine Ringe auf Kegel platziert, eine moderne Variante des „Hütchenspiels“ sozusagen. Einige Besucher hatten zunächst Scheu vor dem Roboter: „Das ist doch so ein teures Gerät“, drückte es ein Gast aus. Doch das Team nahm die Berührungsängste schnell, und lieferte alle gewünschten Details zum „Da Vinci“. Etwa, dass er teilweise genauer arbeiten kann, als der Mensch allein: Mit den Greifarmen ist es unter anderem möglich, in kleineren Winkeln zu arbeiten, als es die menschliche Hand zulässt. Mit dem Roboter-Einsatz werden zudem, so Dr. Weib, die OP-Folgen minimiert: „Und der Patient kann früher wieder nach Hause.“
Geht es nur noch mit Roboter?
Die „Medizin 4.0“ war auch Thema eines Vortrages von Professor Dr. Veit Braun, Chefarzt Neurochirurgie und Medizinischer Direktor, in der Cafeteria. Er stellte dabei insbesondere die landärztliche Versorgung in den Mittelpunkt. Dr. Weib referierte in zwei Beiträgen über das Da Vinci-Verfahren bei gut- und bösartigen Nieren- und Blasen- beziehungsweise Prostatatumoren. Im Anschluss blieb jeweils Zeit für Fragen. Die Zuhörer interessierte besonders, wie sich die Medizin in den kommenden Jahren verändern wird. „Können die Operateure dann überhaupt noch klassisch arbeiten, also ohne die Hilfe von Robotern?“, wollte ein Gast wissen. Laut Weib sei es wichtig, klassische und moderne Methoden in der Ausbildung zu kombinieren. Denn: „Ein Ausfall der Technik ist mit 0,5 Prozent zwar selten, aber möglich.“ Dann sei es wichtig, ein Team zu haben, das laut Weib „auch normal“ weiter operieren könne.
Kostenlose Gesundheits-Checks
Vor Ort zu sehen war beim Thementag zudem eine Greenlight-Laser-Simulation. Dieses Verfahren kommt insbesondere dann zum Einsatz, wenn der Patient unter einer gutartigen Vergrößerung der Prostata leidet. „Es ist beruhigend zu hören, wie schonend für den Patienten diese modernen Methoden sind“, urteilte ein Besucher. Informationen rund um die Urologie lieferten ferner das Kompetenznetz Prostata, ein Zusammenschluss von 28 Medizinern und diversen Therapeuten aus Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Hessen, unter der Ägide von Dr. Weib sowie die Selbsthilfegruppe Prostata. Vor Ort konnten die Besucher auch kostenlose Gesundheits-Checks wie etwa einen Nierenultraschall durchführen lassen oder ein kurzes Beckenbodentraining absolvieren. Tipps rund um die Hygiene ¬– ob im Krankenhaus oder zu Hause – sowie Videovorführungen vom „Da Vinci“ im Einsatz rundeten das Thementag-Programm ab. (PM)