SGD Nord fördert Artenschutzprojekt für den Biber
Die Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord setzt sich für den Erhalt des Europäischen Bibers ein. In den vergangenen zehn Jahren förderte sie die Biberaktion des Natur-Erlebnis-Zentrums Wappenschmiede der Gesellschaft für Naturschutz und Ornithologie Rheinland-Pfalz e.V. (GNOR) mit über 270.000 Euro. Aktuell machte sich der Präsident der SGD Nord, Dr. Ulrich Kleemann, bei einer Wiederfreilassung zuvor genetisch getesteter Tiere ein Bild von dem Artenschutzprojekt.
Region. Der Europäische Biber (Castor fiber) ist im NATURA 2000 FFH-Anhang 2 und 4 gelistet und zählt zu den europaweit gefährdeten und geschützten Arten. Der nahverwandte Kanadische Biber (Castor canadensis) dagegen gehört zu den sogenannten invasiven Arten. Es besteht die EU-Verpflichtung, diese Art, die in direkter Konkurrenz zum einheimischen Europäischen Biber steht, einzudämmen. Hintergrund ist, dass der Kanadische Biber die gleiche ökologische Nische besetzt wie der Europäische; dieser soll in seiner Ausbreitung aber nicht gehindert werden. Im Jahr 2009 wurde festgestellt, dass sich Kanadische Biber im Grenzgebiet zu Luxemburg und Belgien im Our- und Sauertal mit Nebentälern verbreitet haben. In Verbindung mit dem Biberzentrum Rheinland-Pfalz der GNOR wurde deshalb ein Projekt mit dem Ziel begonnen, den Kanadischen Biber einzufangen, wenn möglich an Zoos oder Tierparks zu vermittelten beziehungsweise, sollte dies nicht möglich sein, die Tiere kastriert wieder ins Gelände zu entlassen.
Das Team rund um Stefanie Venske fängt die Tiere in Lebendfallen, unterzieht sie einem Gentest und, falls es sich um Kanadische Tiere handelt, einer Kastration durch einen Tierarzt. So soll Nachwuchs und damit die weitere Vermehrung und Ausbreitung dieser Art verhindert werden. Außerdem wird den Tieren ein Chip unter die Haut transplantiert, um sie bei einem eventuellen Wiederfang direkt erkennen zu können. Seit 2013 wurden mehr als 60 Kanadische Biber gefangen und kastriert. Anfangs konnten einige Tiere an verschiedene Zoos vermittelt werden. Die restlichen wurden an Ort und Stelle wieder freigelassen, da sich die örtliche Bevölkerung stark mit den freundlichen Nagern identifiziert hat. Es ist davon auszugehen, dass der weitaus größte Teil der Kanadier inzwischen kastriert ist und damit nicht mehr zur Fortpflanzung gelangen kann. Zwischenzeitlich wandern auch immer mehr Europäische Biber über das Saarland und NRW nach Rheinland-Pfalz ein. Insoweit ist das Projekt sehr erfolgreich.
Ob Kanadisch oder Europäisch, Biber sind aktive Landschaftsarchitekten, die sich ihren Lebensraum selbst gestalten können. Überall dort, wo Mensch und Biber dasselbe Gebiet nutzen wollen, kann es zu Konflikten kommen. Überwiegend an den Randstreifen zehn Meter rechts und links unserer Gewässer kommt es zu Nutzungsüberschneidungen. Durch Verschließen von Durchlässen mit Astwerk und die Anlage von Biberdämmen vermag er weite Bereiche von Talauen unter Wasser zu setzen, die Bewirtschaftung zu beeinträchtigen oder auszuschließen und Schäden an Wegen, Dämmen und Straßen hervorzurufen. In diesem Fall hilft das Biberzentrum und kann beratend zur Seite stehen, um mit den Behörden und betroffenen vor Ort, eine Lösung zu finden. Deutlich wird hier, wie wichtig das Unterschutzstellen von ausreichenden Gewässerrandstreifen ist. Bisher halten sich diese Schäden in Grenzen und betroffene Kommunen werden im Einzelfall bei der Beseitigung der Schäden durch die SGD Nord, finanziert durch die „Aktion Grün“ des Landes Rheinland-Pfalz, unterstützt. (PM)
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