Neujahresempfang im Buchfinkenland war informativ und unterhaltsam
„Der Standort Buchfinkenland hat für uns als weltweit agierendes Unternehmen strukturelle Nachteile, die aber von den Vorteilen bei weitem übertroffen werden“. Dies stellte Bernd Höhne als Geschäftsführer der Medizintechnik Stephan GmbH in Gackenbach fest. Anlass war der traditionelle Neujahrsempfang des Seniorenzentrums Ignatius-Lötschert-Haus in Horbach. Dabei wurden Antworten gesucht auf die Frage „Ist das Glas halb leer oder halb voll? Und dies bezogen auf die Kleinregion am südlichsten Zipfel des Westerwaldes. Es sollte ein ebenso informativer wie unterhaltsamer Abend werden.
Horbach. Eingeladen dazu hatte das Seniorenzentrum in Trägerschaft der Dernbacher Katharina Kasper Gruppe gemeinsam mit dem mitgliederstarken Trägerverein der Einrichtung. Die Begrüßung konnte hoffnungsvoller in einem Altenheim nicht sein: das Folkduo „Orange Moon“ mit Heimleiter Franz Schmitz und seiner Frau Angela Buchholz-Schmitz spielte das Lied „Für immer jung“. Als Vorsitzender des Fördervereines fasste dann Uli Schmidt (Horbach) – der auch den weiteren Abend moderierte – das irritierende Weltgeschehen im letzten Jahr in seiner Neujahrsansprache kabarettistisch zusammen: „Nüchtern betrachtet, ist besoffen besser!“.
Doch dann stand nur noch das Buchfinkenland im Mittelpunkt, weshalb auch die vier Redner des Abends alle aus dieser lieblichen Kleinregion kamen - sozusagen als Experten in eigener Sache. Als größter Arbeitgeber im Buchfinkenland fanden dann die Worte des Geschäftsführers der Stephan GmbH besondere Aufmerksamkeit. „Wir beschäftigen über 130 Leute, um weiter expandieren zu können brauchen wir zusätzliche spezialisierte Fachkräfte, die aber immer schwerer zu kriegen sind“, so der aus Gackenbach stammende Bernd Höhne. Intakte Natur, keine Staus, günstige Lebenshaltungskosten, ein zunehmend gutes Kulturangebot und schnelle Wege zu ICE, Autobahn und zum nächsten Flughafen seien große Vorteile für den Standort. Deshalb sei aus seiner Sicht wirtschaftlich das Glas in der Kleinregion nicht halb leer.
Dazu passten die Ausführungen vom Geschäftsführer der Agentur für Arbeit in Montabaur, Dieter Knopp aus Hübingen. Bei einer Arbeitslosenquote von derzeit 2,5 Prozent im Westerwald und rund um Montabaur nur 2,1 Prozent sei fast Vollbeschäftigung erreicht. „Das wird sich in diesem Jahr nicht spürbar ändern und der Arbeitsmarkt in der Region trägt damit zum sozialen Frieden bei“, so Knopp. Er wies jedoch auf das immer stärker in den Vordergrund tretende Problem der fehlenden Fachkräfte hin. Die Arbeitsagentur tue mit der Qualifizierung Ungelernter und dem Engagement der Berufsberatung einiges, um diesem Trend zu begegnen.
Auf besonderes Interesse stieß dann das Statement des langjährigen Gackenbacher Ortsbürgermeisters Uli Weidenfeller zur Kommunalpolitik. “Kommunalpolitiker müssen Optimisten sein, sonst fehlt ihnen die Grundlage um gestalten zu können“, brachte der Ortschef seine Erfahrungen auf den Punkt. Zudem werde das Leben im Dorf bunter, was ja durch die Ausweisung von Neubaugebieten auch angestrebt werde. Im Buchfinkenland und darüber hinaus seien alle Gemeinden schuldenfrei und von starkem Ehrenamt geprägt. Im Hinblick auf die Kommunalwahl 2019 ist Weidenfeller sicher, dass sich für die einzige Liste „Bürger/innen für Gackenbach“ genug Kandidatinnen und Kandidaten finden. „Allein die befürchtete Zunahme der Rechtspopulisten in der Region trübet die Stimmung“, so der Ortsbürgermeister, der auf eine wieder verstärkte Zusammenarbeit im Buchfinkenland hofft.
Natürlich durfte neben Einschätzungen zu Arbeitsmarkt, Wirtschaft und Kommunalpolitik auch das kulturelle Leben im Buchfinkenland nicht fehlen. Diesen Part übernahm Alfred Labonte als langjähriger Vorsitzender des MGV Cäcilia Horbach und Vorsitzender des Sängerkreises Westerwald. „Die Chormusik steht heute im Wettbewerb mit vielen anderen Freizeitbeschäftigungen, die leider oft höher angesehen sind als das Singen“, so Labonte. Die Chöre hätten jedoch eine wichtige soziale Funktion im Dorf und ihm sei um deren Zukunft nicht bange. Kritik übte der Sangesfunktionär an der öffentlichen Förderung der Chöre und deren Verbände.
Nachdem das Folkduo „Orange Moon“ zwischendurch immer wieder mit besinnlichen Liedern wie „Es gibt so viel was uns verbindet“ zum Mitsingen, aber auch Nachdenken angeregt hatte, wiesen die Musiker mit „Whiskey in the jar“ den Weg zum köstlichen Büfett und kalten Getränken. Dort wurde dann noch lange darüber diskutiert, ob das Glas im Buchfinkenland nun halb leer oder mehr als halb voll ist. (PM)
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