„Wäller“ Grüne positionieren sich zu den anstehenden Wahlen
Zum Neujahrsempfang hatte der Kreisverband Westerwald von Bündnis 90/Die Grünen in das Stadthaus nach Selters eingeladen. Als Hauptrednerin war keine Geringere als die Landesvorsitzende Jutta Paulus erschienen, die zudem für einen Sitz als Abgeordnete im Europaparlament kandidiert. Das Motto zum Neujahrsempfang war in Bezug auf die anstehenden Europa-Wahlen am 26. Mai passend gewählt: „Europa? Lass mich in Frieden“.
Selters. Regina Klinkhammer, eine der Sprecherinnen der Grünen/Bündnis 90, begrüßte die Gäste im doch recht ordentlich gefüllten Studio des Stadthauses. Der gesamte Vorstand der Grünen im Westerwald war erschienen, auch Stadtbürgermeister Rolf Jung schaute vorbei. Regina Klinkhammer kritisierte, dass alle mit dem Auto anreisen mussten, da es sonntags keinen ÖPNV gäbe. Als Hausherr begrüßte Rolf Jung ebenfalls die Gäste, und reagierte auf die Kritik von Regina Klinkhammer: Der Versuch eines ÖPNV-Systems in der VG Selters sei gescheitert, weil es nicht richtig angenommen wurde und dann aus Kostengründen eingestellt wurde. Rolf Jung gab ein Bekenntnis für Europa ab und ordnete sich beim Flügel der Realos in der Partei ein. Emily Holighaus von den Jungen Grünen beschwor die Europäische Einheit, ohne Krieg und Grenzen gegen den Rechtsruck.
Eindringliches Plädoyer von Jutta Paulus für Europa
Mit voller Überzeugungskraft warb Jutta Paulus für ein geeintes, friedliches Europa. Sie erhob die Europawahl am 26. Mai zur wichtigsten Wahl seit dem Bestehen der EU. Jutta Paulus nahm auch Rechtspopulisten und Europa-Gegner ins Visier. Wörtlich sagte sie: „Wir lassen uns diese friedliche Gemeinschaft nicht nehmen.“ Natürlich nahmen der Umweltschutz, das eigentliche Ur-Thema der Grünen, und die aktuelle Klimakrise einen breiten Raum bei den Ausführungen von Jutta Paulus ein. Als Friedensprojekt bezeichnete sie die Bekämpfung der Ursachen, da Naturkatastrophen unweigerlich zu Konflikten führten.
Die Landesvorsitzende griff auch die Steuerungerechtigkeit in Europa auf, bemängelte unter anderem die Verhinderung einer Digitalsteuer. Sie erzählte dazu einen Witz: "Ein Banker, ein Arbeitsloser und ein Flüchtling befinden sich zusammen in einer Kneipe. Ein Kellner bringt ein Tablett mit 20 Keksen vorbei. Der Banker nimmt sich 19 Kekse und sagt zu dem Arbeitslosen: „Pass‘ auf, dass der Flüchtling dir nicht den letzten Keks wegnimmt.“
Jutta Paulus plädierte auch für die Einführung eines Energie-Schecks, so wie dieser bereits erfolgreich in der Schweiz existiert. Weiterhin sagte sie dem ausufernden Lobbyismus in Brüssel den Kampf an, beklagte mangelnde Transparenz, das Parlament gestalte alle Sitzungen öffentlich, während der Ministerrat regelmäßig hinter verschlossenen Türen tage. Die Rede von Jutta Paulus kann mit zwei Sätzen zusammengefasst werden: Die Bürger wollen ein Europa der Werte, keines der Märkte. Europa ist für die Menschen da, nicht für die Regierungen. Für ihre sehr engagierte Rede, die als flammendes Plädoyer für Europa gewertet werden kann, erhielt Jutta Paulus viel Beifall aus den eigenen Reihen.
Torsten Klein vom Kreisvorstand schlug in die gleiche Kerbe, als er betonte, dass auch der Westerwald von den Errungenschaften der EU profitiert habe. Sehr unzufrieden zeigte sich Torsten Klein mit der deutschen und der europäischen Agrarpolitik, dabei monierte er insbesondere die Politik von Julia Klöckner, der aktuellen Landwirtschaftsministerin, die Klein übrigens als „Schwarze Traube von der Nahe“ bezeichnete, sowie ihres Vorgängers Christian Schmidt. Die Zulassung von Glyphosat und das betäubungslose Kastrieren von Ferkeln waren nur einige Stichworte.
Gunnar Bach, seines Zeichens Pastoralreferent aus dem Bistum Limburg, setze sich mit einem Vortrag zu dem Thema „Way of hope“ auseinander. Diese spirituelle, ökumenische Bewegung, die alle Religionen anspricht, setzt sich für Frieden und globalen Handel ein.
Bevor eine Talkrunde, unter der Moderation von Christian Schimmel, mit den Protagonisten der Veranstaltung noch zu Fragen Rede und Antwort stand, konnte Erwin Velten kurz von seinem Projekt „Gemeinsam dem Indischen Springkraut Paroli bieten“ berichten. Bei diesem Projekt geht es um die Bekämpfung des Indischen Springkrauts, welches die Artenvielfalt an den Gewässerrändern unserer Region durch ungebremste Ausbreitung bedroht.
Ina von Dreusch, ebenfalls Sprecherin beim Vorstand der Grünen des Westerwaldes, beendete sodann den Neujahrsempfang, nicht ohne darauf hinzuweisen, dass am 16. März Dr. Anton Hofreiter, der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, im Haus Mons Tabor in Montabaur sprechen wird. wear
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