„FLY & HELP“: Sieben Schuleröffnungen zum Start ins Zehnjährige
„FLY & HELP“ feiert großes Jubiläum mit neuem Schulrekord. Reiner Meutsch besucht zehn Schulen in Ruanda und Namibia. Kultsänger Mickie Krause weiht eine eigene Schule ein. Das Geschrei ist ohrenbetäubend, als die Schüler die vielen kleinen, bunten Bälle erblicken. Hunderte Mädchen und Jungen strecken ihre Hände aus, springen in die Höhe, um die schillernden Kugeln zu fangen – die schließlich in ihren Händen zerplatzen. Diese Kinder haben zum ersten Mal in ihrem Leben Seifenblasen gesehen!
Kroppach/Kigali. So laut, fröhlich, aber auch emotional wie bei dieser Schuleröffnung in Gitwe/Ruanda ging es Anfang des Jahres gleich zehnmal in Namibia und Ruanda zu. Die Hilfsorganisation FLY & HELP ist mit zehn Schulbesuchen und -Eröffnungen in Ruanda und Namibia in ihr Jubiläumsjahr gestartet. 2019 feiert die Reiner Meutsch Stiftung ihr Zehn-Jähriges. 2019 wird ein Rekordjahr Bis zum heutigen Tag hat „FLY & HELP“ insgesamt 270 Schulen in 41 Ländern finanziert und eröffnet – mit einem Fördervolumen von rund 11 Millionen Euro. 51.500 Kinder haben damit die Chance auf eine bessere Zukunft. Bis Ende des Jahres sollen mindestens 330 Schulen in den ärmsten Ländern der Welt eröffnet worden sein. Ein Rekord, der selbst Reiner Meutsch überrascht: „Als ich 2009 die Stiftung gründete, setzte ich mir das Ziel, bis zum Jahr 2025 einhundert Schulen gebaut zu haben. Diese Zahl haben wir bisher fast verdreifacht.“
Ruanda: drei Schuleröffnungen in einer Woche
Allein drei Schulen in einer Woche weihte Reiner Meutsch Anfang Februar in Ruanda, dem Partnerland von Rheinland-Pfalz, ein. „Jede Feier ist anders und auf neue Weise bewegend", sagt Meutsch, der bei fast jeder der bisher 270 Eröffnungen persönlich dabei war. Nummer 267 rührte auch ihn zu Tränen. Finanziert wurde die Schule in Mutaho/Ruanda von einem Deutschen, der einen schweren Schicksalsschlag zu verkraften hatte: Vor vier Jahren fand der Mann (heute 81) seinen Sohn Andreas tot in dessen Wohnung vor. Mit dem Tod seines Kindes hatte auch er allen Lebenswillen verloren. Bis er im Fernsehen einen Beitrag über „FLY & HELP“ sah. Jetzt reiste er nach Ruanda, um die Schule im Andenken an den geliebten Sohn einzuweihen. Trotz seines Alters nahm er einen beschwerlichen, halbstündigen Fußmarsch auf sich, denn zu der Schule auf der Spitze eines Berges führt keinerlei Weg. 305 Kinder bereiteten der Delegation und dem Vater einen emotionalen Empfang. Sie sangen und schwenkten deutsche und ruandesische Fähnchen, als der Direktor das letzte verbliebene Bauloch der Schule neben dem Eingang mit Zement füllte – und darauf eine Tafel anbrachte, die an Andreas gedenkt.
Kultsänger Mickie Krause eröffnet eigene Schule
Vier weitere Schulen weihte Reiner Meutsch im Februar mit den mitgereisten Großspendern ein. Unter ihnen auch ein prominenter Name: Partysänger Mickie Krause („Schatzi, schenk mir ein Foto“) hatte im Frühjahr 2018 versprochen, 40.000 Euro zu spenden. Zehn Monate später eröffnete er jetzt seine eigene Schule in Ruanda. 1.000 Kinder der „Mickie Krause School“ in Bwiza begrüßten ihn mit ruandesischen Liedern. Der Star von Mallorca schenkte ihnen nicht nur eine Schule, sondern auch noch eine Party: Zu seinen Liedern tanzten Mickie und die Schüler ausgelassen im Regen! Der Sänger danach gerührt: „Dieses Volksfest für mich hat mich umgehauen. Mir liefen die Tränen. Es war die emotionalste Reise meines Lebens.“
Namibia: eine Reise in die Vergangenheit
Kurz zuvor hatte Reiner Meutsch zwei Schulen im äußersten Norden Namibias besucht: eine schon bestehende und eine künftige FLY & HELP-Schule. Für die Delegationsgruppe war es wie eine Reise in die Vergangenheit, denn im sogenannten Kaokoveld leben die Himba – wie vor 500 Jahren. 56.300 gibt es hier noch. Die Himba sind eines der letzten frei und traditionell lebenden Völker Namibias: Die Frauen ziehen fünf, sechs Kinder in Lehmhütten, die mit Dung zusammengehalten werden, auf, während ihre Männer als Krieger oder Viehhirten durch die Savanne streifen. Die Himba reiben ihre Körper mit einer Ockerpaste ein, die sie vor der Sonne und Moskitos schützt – daher die charakteristische Rotfärbung der Haut. Obwohl in Namibia Schulpflicht herrscht, haben nur etwa 50 Prozent der Himba Zugang zu Bildung. Auf der einen Seite, weil die Kinder als Arbeitskraft gebraucht werden und auf der anderen, weil die Familien stetig weiterziehen, wenn das Futter für ihr Vieh knapp wird. Die Kinder können folglich nicht mehr zur Schule – es sei denn, diese bietet ihnen eine Unterkunft.
So wurde die Omuhonga School von der Reiner Meutsch Stiftung als Ganztagseinrichtung konzipiert. Heißt: Es gibt ein Hostel mit Waschräumen für 154 Kinder, drei Mahlzeiten am Tag, eine Betreuung. Die Omuhonga School ist bereits die 14. „FLY & HELP“-Schule im Land der Himba. In diesen Einrichtungen werden die alten Traditionen bewahrt und gleichzeitig die Kinder auf den Fortschritt der neuen Welt vorbereitet. Neben ihrer Muttersprache Otjiherero lernen die Himba Englisch, werden unter anderem in Hygiene, Mathe, Naturwissenschaften unterrichtet. In der zweiten Schule, die Reiner Meutsch im Kaokoveld besuchte, lernen die Kinder noch unter Bäumen zum Schutz vor Sonne oder Regen. Oder in einem kleinen Verschlag auf dem kalten Betonfußboden. Nachts schlafen sie vor der Schule auf der Erde, ungeschützt vor Schlangen oder Skorpionen. Sie kriegen nur eine Mahlzeit am Tag: fünf Löffel Maisbrei. Das sind 300 Kilokalorien. Zum Vergleich: Ein Grundschulkind in Deutschland verbraucht 2.000 Kilokalorien.
Diese behelfsmäßige Schule in Omuhoro wird jetzt mit Spenden von „FLY & HELP“ erweitert. Die 100 Himba-Kinder bekommen im ersten Schritt zwei neue Klassenräume. Später ist ein weiterer Ausbau um eine Küche und ein Hostel geplant.
Botschafter empfängt „FLY & HELP“-Delegation
Zum Abschluss der zweimonatigen Reise durch Ost- und Südwestafrika wartete eine hohe Ehre auf die „FLY & HELP“-Delegation. Der deutsche Botschafter in Ruanda, Dr. Peter Woeste lud Reiner Meutsch und die 24 mitgereisten Sponsoren zu einem Empfang in seine Residenz. Ein Zeichen der Wertschätzung, denn allein in Ruanda hat die Stiftung bereits 50 Schulen gebaut. Unter den 100 geladenen Gästen waren unter anderen die Botschafter aus Japan, Korea, den USA sowie Würdenträger des Landes. Im Garten des Anwesens tauschte man sich über bereits umgesetzte Hilfsprojekte und neue Ideen aus. In Ruanda hatte vor zehn Jahren die Geschichte von „FLY & HELP“ begonnen. Hier hat Reiner Meutsch während der Weltumrundung seine erste Schule gebaut. Er erinnert sich an einen bewegenden Moment, als er drei Jahre später diese Schule erneut besuchte: „Aus der Menge von 1.300 Kindern kam plötzlich ein elf-jähriges Mädchen auf mich zugerannt. Sie kannte mich noch von damals. Sie sagte auf Englisch: ‘Thank you so much, Sir. Now we can talk together. I can speak your language.‘”
Über „FLY & HELP“:
2009 gegründet, feiert die Stiftung „FLY & HELP“ dieses Jahr ihr zehn-jähriges Jubiläum. Reiner Meutsch, Privatpilot aus dem Westerwald und ehemaliger Geschäftsführer des Reiseunternehmens Berge & Meer, hatte sich mit seiner Weltumrundung 2010 einen Lebenstraum erfüllt. Während seiner Reise besuchte er weltweit Hilfsprojekte, spendete den Bau von fünf Schulen. Nach seiner Rückkehr hatte er ein neues Lebensziel: Kindern der Dritten Welt durch Bildung eine Zukunft zu geben. Reiner Meutsch verspricht: „Alle Spendengelder fließen 1:1 in die Bildungsprojekte, da ich alle Kosten der Stiftung privat übernehme beziehungsweise diese durch Sponsoren abgedeckt werden. Ich freue mich, wenn Sie den Kindern in Entwicklungsländern mit Ihrer Spende Bildung ermöglichen!“ (PM)
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