HwK-Feier: 588 Meisterbriefe gehen an Handwerker aus 25 Berufen
Die jüngste Meistergeneration bei der Handwerkammer (HwK) Koblenz ist international und stammt aus zehn Nationen. Festrednerin Malu Dreyer lobte die jungen Meisterinnen und Meister für ihren Beitrag zu Wirtschaftskraft und Fachkräftesicherung: „Sie sind gesuchte und unverzichtbare Fachkräfte!“ Die Meisterqualifikation genieße in der Wirtschaft, Gesellschaft wie auch Politik ein hohes Ansehen.
Koblenz/Region. „Mit dem Meisterbrief haben Sie die Grundlage für 588 individuelle Erfolgsgeschichten geschaffen. Dafür haben Sie hart gearbeitet und sind nun perfekt vorbereitet auf das, was vor Ihnen liegt – egal ob als angestellter Handwerksmeister oder auf dem Weg in die Selbstständigkeit“, begrüßte Kurt Krautscheid als Präsident der Handwerkskammer (HwK) Koblenz die 126 Jungmeisterinnen und 462 Jungmeister aus 25 Gewerken zur Großen Meisterfeier in der Koblenzer Rhein-Mosel-Halle. Die jüngste Meistergeneration ist international und stammt aus zehn Nationen, „die sich gemeinsam auf einen großen Weg gemacht haben: Richtung Meisterbrief!“. Zur Feier konnte die HwK die Absolventen und ihre Familien und Freunde sowie als Ehrengäste die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer wie auch Hans Peter Wollseifer, Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH), begrüßen.
Hohes Ansehen
Festrednerin Malu Dreyer lobte die junge Meistergeneration für ihren Beitrag zu Wirtschaftskraft und Fachkräftesicherung. „Sie sind gesuchte und unverzichtbare Fachkräfte!“ Die Meisterqualifikation genieße in der Wirtschaft, Gesellschaft wie auch Politik ein hohes Ansehen „und ich habe mich immer auch persönlich für eine Gleichstellung von Meistertitel und akademischer Bildung ausgesprochen. Hier bieten sich heute viele Möglichkeiten dank Durchlässigkeit zwischen handwerklicher und akademischer Bildung.“ Rheinland-Pfalz habe sich zudem im Bundesrat federführend für die Aufwertung des Meisterhandwerks in einer Reihe von Berufen ausgesprochen.
Ein Thema, das Hans Peter Wollseifer in einer Talkrunde aufgriff. „In einigen Handwerksberufen kann man ohne jede Ausbildung selbstständig arbeiten. Darunter sind sehr anspruchsvolle Berufe. Wir begrüßen die politische Initiative und den Bundesratsbeschluss, den Weg frei zu machen für die Wiedereinführung der Meisterqualifikation in einigen dieser Handwerke.“ Wollseifer wies auch darauf hin, dass der Meisterbrief unmittelbar an handwerkliche Spitzenleistungen geknüpft ist, „aber gerade an einem Tag wie heute ist er viel mehr als nur ein Qualitätsnachweis. Seien Sie zu recht selbstbewusst und stolz auf das, was Sie erreicht haben“, wandte sich der ZDH-Präsident an die Jungmeisterinnen und Jungmeister. Die Chancen, mit dem Abschluss erfolgreich Wirtschaftsgeschichte zu schreiben, seien aktuell so gut wie selten zuvor. „Zumal vieles ohne das Handwerk gar nicht geht“, nannte Malu Dreyer drei Punkte, die sie unmittelbar mit dem Handwerk verbinde: Fachkräftesicherung, Digitalisierung und Klimaschutz. Für eine effektive und zügige Realisierung der Wärme- und Energiewende beispielsweise brauchen wir das Handwerk.“
Im Handwerk durchstarten
Malu Dreyer und Hans Peter Wollseifer überreichten zusammen mit Kurt Krautscheid und HwK-Hauptgeschäftsführer Ralf Hellrich auf der Bühne die Meisterbriefe an die Besten ihres Handwerks. Mit 382,8 von 400 möglichen Punkten erreichte Dachdeckermeisterin Dana Schoenenberg aus Werneck bei Würzburg das beste aller 588 Prüfungsergebnisse. Die Jungmeisterin führt eine handwerkliche Familientradition fort, die weit mehr als 100 Jahre zurückreicht: wie die Vorfahren, Vater und auch Schwester hat sie sich für den Dachdeckerberuf entschieden. HwK-Präsident Krautscheid stellte Schoenenbergs Entscheidung als beispielhaft heraus: „Einem guten Schulabschluss und Abitur muss nicht zwangsläufig ein Studium folgen. Gerade jetzt, in Zeiten des Fachkräftemangels, kann man mit gutem Schulwissen im Handwerk durchstarten und Karriere machen!“ Die Auftragslage im Handwerk ist gut, die Prognosen stimmen optimistisch „und wir hören immer wieder: Es ist gar nicht so leicht, auf die Schnelle einen Handwerker zu bekommen. Doch warum ist das so? Zwei Zahlen veranschaulichen sehr deutlich das Dilemma, von vielen als „deutschem Akademisierungswahn“ beschrieben. Hierzulande werden jährlich rund 20.000 Meistertitel im Handwerk vergeben – und 30.000 Doktortitel!“, brachte es Krautscheid auf den Punkt.
Die Chance auf erfolgreiche Selbstständigkeit haben bereits sieben Prozent der aktuellen Meisterabsolventen ergriffen, 38 Prozent planen eine Betriebsgründung- oder übernahme. Die Altersspanne der jüngsten Meistergeneration reicht von 19 bis 52 Lebensjahren, die Prüfung wurde im Durchschnitt mit 28 Jahren abgelegt. Der Frauenanteil liegt mit 21 Prozent auf Rekordniveau und weit über den Zahlen der Vorjahre. An die Politik gewandt lobte Krautscheid die gute Zusammenarbeit mit der Landesregierung. „Für die Anliegen des Handwerks haben Sie stets ein offenes Ohr“, sprach er Malu Dreyer persönlich an. „Vieles konnte in den vergangenen Jahren im Sinne des Handwerks umgesetzt werden und ich nenne stellvertretend den Aufstiegsbonus eins und zwei. Unser Dank geht hierbei auch an das Mainzer Wirtschaftsministerium. Dass diese Förderungen – wie auch das Aufstiegs-BaföG – Sinn machen und umfangreich genutzt werden, verdeutlichen 74 Prozent aller Meisterabsolventen, die diese Mittel in Anspruch nehmen konnten.“
Jüngste Meistergeneration wird gefeiert
Die drei besten Prüfungsergebnisse wurden mit Geldprämien im Gesamtwert von 3.000 Euro honoriert, gestiftet durch die Sparkassen und die Finanzgruppe der Volksbanken und Raiffeisenbanken. Alle 588 Meister erhielten ein Handtuch der Bundesimagekampagne sowie einen hochwertigen Isolierbecher. Der Sonderpreis der IKK Südwest, ein Wellnesswochenende für zwei Personen, ging an den besten Bäckermeister Kurt Tronecker aus Lauterecken. Das Bäckerhandwerk ist das Gründerhandwerk der Innungskrankenkasse. Der beste Gerüstbauermeister Philipp Schulte erhielt einen Preis in Höhe von 1.500 Euro, der Gerüstbauermeister Frank Philipp erhielt einen Sonderpreis in Höhe von 500 Euro für soziales Engagement. Beide Preise wurden von der Dinser-Stiftung übernommen, die sich für Aus- und Fortbildung im Gerüstbauerhandwerk einsetzt.
Die Meisterfeier, durch die Moderator Holger Wienpahl führte, wurde von der Band „Brass Machine“ aus Pirmasens musikalisch umrahmt. Bevor die Handwerkskammer zusammen mit „ihrem“ Meisterjahrgang die Feier mit kulinarischen Genüssen ausklingen ließ, lud die Signal Iduna alle frischgebackenen Handwerksmeister zum Meisterporträt-Fotoshooting ein. Durch Fotografenmeister Michael Jordan (Koblenz) wurde dieser unvergessliche Tag im Bild festgehalten. (PM)
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