Lesetipp: „Schicksalstage am Rhein“
Birgit Wessels Roman befasst sich mit Blüchers Rheinübergang bei Kaub. Die in Bacharach wohnende Autorin befasste sich mit der heimischen Geschichte und blickte hinter die allgemein bekannten Daten und Fakten. Die Völkerschlacht bei Leipzig im September 1813 und die Stürmung Montmartres im März 1814 mit anschließender Verbannung Napoleons - zunächst nach Elba, später nach St. Helena - ist ein bekannter Teil deutscher Geschichte. Aber was passierte in der Zwischenzeit? Schließlich lag etwa ein halbes Jahr zwischen den Ereignissen. In Kaub, einem kleinen Städtchen am rechten Ufer des Rheins, kann man der Geschichte ein wenig näher kommen. Ein großes Blücherdenkmal, ein Blüchermuseum und das steile Blüchertal, das einst Holzbachtal hieß, erinnern an den historischen Rheinübergang der Schlesischen Armee unter Feldmarschall Blücher. So weit, so gut. Das hört sich nicht so spektakulär an. – War es aber!
Bacharach. Im November 1813 traf eine dezimierte und geschwächte Armee auf den Taunushöhen ein. Viele Soldaten trugen nur noch Lumpen am Körper und manche liefen barfuß. Nach und nach erreichten Soldaten, die kranke oder getötete Truppenmitglieder ersetzten, die Gegend. Schließlich lagerten 50.000 Soldaten und 15.000 Pferde auf den Rheinhöhen, nicht weit von Kaub, Rüdesheim und Wiesbaden entfernt.
Die Versorgung von Mensch und Tier war besonders im Winter äußerst schwierig, die einfachen Soldaten wussten nicht, wie es weitergehen sollte. Würde man unter diesen Bedingungen bis zum Frühjahr ausharren müssen? Derweil schmiedeten Feldmarschall Blücher und seine engsten Vertrauten einen verwegenen Plan. Mithilfe von eigens angefertigten Pontons und zwangsverpflichteten Lotsen wollte man den Rhein bei Kaub überqueren. In der Silvesternacht sollte das Ganze beginnen, denn dann würden die Franzosen auf der linken Rheinseite Silvester feiern und nicht so genau hinschauen, so die Hoffnung.
Am Mittelrhein ist dieser Teil der Geschichte bekannt. Wenn sich auch einige Mythen hartnäckig halten, so zum Beispiel die Behauptungen, dass der Rheinübergang in einer einzigen Nacht erfolgte und die Soldaten über einen zugefrorenen Rhein marschiert seien.
Gästeführerin und Autorin Birgit Wessels wollte tiefer in die Historie eintauchen und recherchierte, was sich einst genau zugetragen hatte. Was sie dabei besonders interessierte, war, mehr über den Beitrag der Kauber Bevölkerung, allen voran der Lotsen, zu erfahren. Wie erging es ihnen damals? Was genau mussten sie leisten? Welche Auswirkungen hatte das Ereignis historischen Ausmaßes für die Bewohner entlang des Rheins?
Im Roman möchte Studentin Lisa diesen und weiteren Fragen auf die Spur gehen. Angeregt durch das Tagebuch ihres Vorfahren Heinrich, eines Soldaten der Schlesischen Armee, reist sie nach Kaub, um sich den Ort des spektakulären Rheinübergangs von Blüchers Truppen selbst anzuschauen. Unerwartet bekommt Lisa Hilfe von Manfred, einem Hobby-Historiker, der viele Informationen über die Zeit Blüchers zusammengetragen hat. Spontan lädt er sie für ein paar Tage zu sich und seiner Familie nach Hause ein. Die historischen Schauplätze inspirieren die junge Frau und sie beginnt die Ereignisse aus Sicht einer Kauber Lotsenfamilie und ihres Vorfahren zu beschreiben. Dabei lüftet sie einige Familiengeheimnisse. Und da ist auch noch Manfreds attraktiver Sohn Tobi …
Schritt für Schritt tauchen die Leserinnen und Leser in die Vergangenheit ein und erfahren auf unterhaltsame Weise mehr über das Leben in der damaligen Zeit und das besondere historische Ereignis. Nicht die tapfere Armee rückt dabei in den Vordergrund sondern einzelne Personen, deren aller Leben durch die Ereignisse verändert wurden. – Geschichte einmal anders erzählt.
„Schicksalstage am Rhein“ ist erschienen bei Shaker Media, ISBN 978-3-95631-717-0. (PM)
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