Erfahrungsaustausch zum Pilotprojekt für den Artenschutz im Hohen Westerwald
Im Rahmen des von der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord ins Leben gerufenen Pilotprojekt zum Wiesenbrüterschutz lud Vizepräsidentin Nicole Morsblech die Projektbeteiligten nun zu einem ersten Erfahrungsaustausch ein.
Waigandshain. Im Waigandshainer Gemeinschaftshaus in der Verbandsgemeinde Rennerod begrüßte sie mehr als 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, vor allem aus der Landwirtschaft und dem Naturschutz. „Hört man derzeit ansonsten alarmierende Berichte zum ungebremsten Artenrückgang, ziehen hier alle Akteure an einem Strang und zeigen vorbildlich, wie es auch anders gehen kann“, lobte Morsblech zu Beginn der Veranstaltung die bisherige gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit.
Um die drastische Abnahme der Wiesenbrüterbestände im Westerwald zu stoppen, startete die SGD Nord im Jahr 2018 mit der Umsetzung eines lange vorbereiteten Pilotprojektes zum Schutz von Braunkehlchen, Wiesenbrüter und Co. Die Bestände dieser Vogelarten sind in unserer Kulturlandschaft in den letzten Jahrzehnten dramatisch zurückgegangen. Diese Wiesenbrüter sind gut wahrnehmbare Vertreter und damit ideale Anzeiger für das Vorkommen vieler anderer Arten, die ebenfalls eng an den Lebensraum extensives Grünland gebunden sind. Ursachen für den negativen Bestandstrend sind unter anderem frühe Nutzungen, denen Eier und Jungvögel zum Opfer fallen, sowie der Rückgang von strukturreichem Grünland.
Im Zentrum des Erfahrungsaustauschs standen die Vorträge von Referats- und Projektleiter Dr. Roland Pietsch von der SGD Nord, der zuständigen Referentin des Ministeriums für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten, Brigitte Leicht, sowie des Projektkoordinators in der Region, Markus Kunz. Es wurden der Sachstand der Maßnahmenumsetzung, die Förderinstrumente sowie die ersten Ergebnisse des Projektes vorgestellt, erläutert und mit den Teilnehmern und Teilnehmerinnen besprochen. Anschließend schaute man sich die nahe gelegenen Projektflächen gemeinsam an. Auch für Laien war erkennbar, welche Artenvielfalt solche Flächen zeigen können.
Die Erfassung des Brutrevierbestands der Wiesenbrüter im Jahr 2018 zeigt erste positive Effekte: Im Vergleich zum Jahr 2017 hat im Projektgebiet die Zahl der Brutreviere des Braunkehlchens deutlich zugenommen. Aus der Verteilung der Reviere lässt sich dabei eine starke Bindung der Vögel an die extensiv genutzten Magergrünlandflächen des Projektes erkennen. Die Erfassungen für 2019 laufen derzeit. Deren Ergebnisse werden im Herbst vorliegen und die Grundlage der Planungen zum weiteren Vorgehen zum Schutz der Wiesenbrüter sein. (PM)
Hintergrund:
Um die drastische Abnahme der Wiesenbrüterbestände im Westerwald zu stoppen, wurde im Jahr 2018 von der Struktur-und Genehmigungsdirektion Nord (SGD Nord) mit der Umsetzung eines lange vorbereiteten Pilotprojektes zum Wiesenbrüterschutz begonnen. In enger Abstimmung mit dem Ministerium für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten, der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz, dem Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum, dem Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau sowie den lokalen Landwirten und Naturschutzverbänden wurde dafür ein neues Förderkonzept entwickelt. Dabei wird durch eine dreistufige Prämie die extensive Bewirtschaftung gefördert. Neben einer Brutzeitprämie für eine extensive Nutzung mit an die Brutbiologie der Vogelarten angepassten Mahdterminen, einer Erschwernisprämie für die Anlage von Sonderstrukturen auf jährlich etwa zehn Prozent Teilfläche, wird eine Nachweisprämie für tatsächlich vorkommende Brutreviere der beiden Vogelarten ausgezahlt. Das Pilotprojekt zum Wiesenbrüterschutz bezieht sich zunächst auf insgesamt vier Schwerpunktareale im Naturraum Hoher Westerwald und läuft noch bis Ende 2020.
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