Lesung in Montabaur: Fährt die Rente gegen die Wand?
Lauert am Ende des Arbeitslebens die Altersarmut? Acht von zehn Deutschen fürchten, dass ihre Rente nicht reichen wird. Autor und Wirtschaftsredakteur Alexander Hagelüken warnt in seinem neuen Debattenbuch zur Zukunft der Rente vor dem, was uns ohne tiefgreifende Reform droht: sinkendes Rentenniveau, höhere Beiträge, steigende Gesundheitskosten, mangelnde Vorsorge.
Montabaur. Eckpunkte einer notwendigen Reform stellte er jetzt in einer Veranstaltung im Foyer der Sparkasse Westerwald-Sieg in Montabaur vor. Eingeladen dazu hatte das Forum Soziale Gerechtigkeit.
Am Ende der Lesung mit anschließender Diskussion war wohl allen Anwesenden klar, dass es mit der Rente nicht so weitgehend kann wie in den Letzen Jahrzehnten: also regelmäßige Verteilung von Wahlgeschenken für die aktuellen Rentner, um damit deren Wahlentscheidung zu beeinflussen. Dies alles voll zu Lasten der jungen Generation, von der leider kein einziger – bei allerdings zu großer Hitze und Schwimmbadwetter – nach Montabaur gekommen war um mitzudiskutieren über ihre eigene Zukunft.
Für die Sparkasse Westerwald-Sieg begrüßte zunächst dessen Vorstandmitglied Andreas Görg die Gäste. „Gerne kooperieren wir, wenn es gilt solche aktuellen und für unsere Gesellschaft wichtigen sozialpolitischen Themen zu diskutieren“, so Görg. Als Sprecher des Forums danke Uli Schmidt – der den Abend auch moderierte - der Sparkasse für die Unterstützung. Er plädierte für ein gerechteres Rentensystem, das die Bedürfnisse der Alten berücksichtige und die Jungen nicht als Lastesel missbrauche.
Fast eine Stunde las Alexander Hagelüken dann aus seinem Buch mit dem wegweisenden Titel: „Lasst uns länger arbeiten! Arbeitswelt umgestalten, Rente retten – im Alter aktiv und zufrieden sein“. Er skizzierte einen 7-Punkte-Plan, zu dem auch längeres Arbeiten gehört. „Das gefällt nicht jedem und ist politisch umstritten,aber viele die noch fit sind wollen auch länger arbeiten und nicht von heute auf morgen ganz aufhören“, so Hagelüken. Längeres Arbeiten sei auch kein neoliberales Ausbeutungsprogramm: wenn die Politik die richtigen Bedingungen schaffe, Firmen besser mit ihren Mitarbeitern umgingen und die Berufswelt gesünder gestaltet werde, könne längeres Arbeitern viele Vorteile haben.
Der Autor bemängelte, dass Normalverdiener immer mehr Lasten zu tragen hätten und Besserverdiener oft nicht bereit wären einen angemessenen Anteil zu tragen. Auch müssten Beamte und Selbständige verstärkt in das Rentensystem eingegliedert werden. „Darüber hinaus ist es vollkommen unverständlich, weshalb man die „Riesterrente“ den Versicherungskonzernen ausgeliefert habe, anstatt einige Standartprodukte mit niedrigen Gebühren öffentlich zu managen“, so Hagelüken. Mehr in den Focus genommen werden müsste auch wieder die Vermögensbildung und der Arbeitsmarkt müsse in vielen Bereichen repariert werden, damit später auskömmliche Renten möglich seien.
In der anschließenden Diskussion sprach MdL Dr. Tanja Machalet die Bedeutung von Betriebsrenten und dass aus der Zeit gefallene Ehegattensplitting an. Einige Rentner schilderten ihre Erfahrung, als sie mit Ende 50 oder Anfang 60 im Betrieb ausgemustert wurden, obwohl sie gerne noch gearbeitet hätten. Eine Flüchtlingshelferin wies darauf hin, es sei im gesellschaftlichen Interesse die arbeitswilligen und fleißigen Migranten schnell zu integrieren, damit diese genug in die Rentenversicherung einzahlen könnten, um später davon ohne öffentliche Soziallleistungen leben zu können. Von Betroffenen mit einer abgeschlossenen Direktversicherung zur Altersvorsorge wurde von bösen Überraschungen beider Auszahlung berichtet - die Wut darüber ist groß. (PM)
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