Urlaub zu Hause ist nicht immer eine freie Wahl
Allein im Westerwaldkreis arbeiten etwas mehr als 8.400 Menschen im Niedriglohnsektor. In ganz Rheinland-Pfalz sind es mehr als 150.000. „Mit einem so geringen Einkommen ist nicht daran zu denken, in den Urlaub zu fahren, was besonders bitter für Familien mit Kindern ist, und deshalb fordere ich höhere Löhne“, sagt Helmut Glöckner, Vorsitzender des DGB Kreisverbandes Westerwald.
Montabaur. Die Lage auf dem Arbeitsmarkt sei statistisch betrachtet nach wie vor gut, doch die Statistik hat einen gravierenden Schönheitsfehler, denn Deutschland hat einen der größten Niedriglohnsektoren in Europa. Laut einer DIW-Studie sind inzwischen – unter Berücksichtigung der Teilzeit- und Nebenjobs – bundesweit mehr als neun Millionen Menschen davon betroffen. Der Bruttolohn von 10,80 Euro ist die nach internationalen Standards in Deutschland geltende Grenze für Niedriglohn.
Besonders hoch ist auch Im Westerwald der Anteil bei Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ohne Berufsabschluss (36,7) und bei Ausländern (36,9 Prozent), wie die beigefügte Grafik zeigt. Dramatisch zeigt sich der Unterschied zwischen Männern und Frauen: während bei den Männern der Anteil im Niedriglohnsektor „nur“ 12,7 Prozent beträgt, sind es bei den Frauen fast dreimal so viel (34,7 Prozent).
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Glöckner weist darauf hin, dass Niedriglöhne soziale Ängste und Unsicherheiten schüren und außerdem verhindern sie eine fundierte Daseinsvorsorge für das Rentenalter.
Notwendig sei bei diesem Befund auch ein deutlich verbessertes Anreiz- und Unterstützungssystem, welches Geringqualifizierten hilft, einen beruflichen Abschluss zu erwerben.
Daher fordert Glöckner alle handelnden Akteure in den Jobcentern, Arbeitsagenturen, aber vor allem auch die Arbeitgeber dazu auf, Geringqualifizierten Weiterbildungsmöglichkeiten anzubieten, um ihnen damit den beruflichen Aufstieg und eine anständige Entlohnung zu ermöglichen. Zugleich kommt es darauf an, auch die berufsbezogene Sprachförderung für Menschen mit Migrationshintergrund als Voraussetzung für eine spätere abschlussorientierte Qualifizierung noch stärker zu forcieren. (PM)
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