Zeitreise zu Fuß durch Selters fand sehr großen Anklang
Über 100 Menschen begaben sich mit Mikele Voss und Volker Hummerich auf eine Zeitreise zu Fuß durch Selters. Bei einer Rundwanderung lernten sie den Ort und seine Geschichten neu kennen. Mit einem so großen Anklang hatte der Veranstalter, das Forum Selters, nicht gerechnet. Erzählt wurde zum Beispiel die Geschichte der Geldfälscher, die Blüten im Wert von 2,5 Millionen DM von außergewöhnlicher Qualität gedruckt hatten. So professionell die Blüten auch waren, so dilettantisch war der Vertrieb. Heiligabend 1970 flog die Druckerei in der Saynstraße auf. Zuvor waren einer Prostituierten in Straßburg die gleichen Seriennummern auf den Hunderten aufgefallen.
Selters. Kurzweilig führten Volker Hummerich und Mikele Voss die Besucher durch die Stadt. Dazu gehörten sowohl der Landtagspräsident von Rheinland-Pfalz, Hendrik Hering, und viele langjährige Mitbürger aus Selters, als auch junge Teilnehmer sowie Familien mit Kindern. Die spannenden Informationen waren mit Witz und „Verzällscher“ gewürzt und wurden teilweise von Zaungästen ergänzt. Manch älterer Selterser trug selbst spontan Geschichten bei und viele tauschten Erinnerungen untereinander aus.
Volker Hummerich berichtete von einem ehemaligen Erdstollen, der auch als Luftschutzbunker im Krieg diente und zugeschüttet wurde, nachdem er und andere Jugendliche dort eingestiegen waren. Neben einer alten Fabrikhalle erfuhren die Teilnehmer, dass sich dort eine Firma nach dem Krieg niedergelassen hatte, die ein Patent für das Herstellen von Biegeholz hatte, ähnlich dem der berühmten Thonetstühle und dort bis in die 90er Jahre unter anderem Hammerstiele in diesem Verfahren herstellte. An der Eichhofsbuche ging es um den Namensgeber, ein Selterser Richter mit Hang zur Tourismusförderung und um die ehemalige Flaniermeile von Selters, dem Schlangengraben.
Die Gruppe ging vorbei am sogenannten Försterstein wo alle Namen der ehemaligen Förster von Selters eingemeißelt sind und machte Pause mit Snacks und Getränken an den „Vier Buchen“ die einst unter Naturschutz standen, aber nach und nach gefällt werden mussten. 2007 hat die Stadt dort vier neue Buchen gepflanzt. Die Gruppe wanderte zur Wacht, wo man eine Werkstätte der Jungsteinzeit gefunden hatte. Volker Hummerich zeigte den Gästen einen rund 6.000 Jahre alten Schaber aus Stein. Vorbei am Judenfriedhof, der als größter des Westerwaldes zählt und von einer regen jüdischen Gemeinde zeugt, ging es zurück in die Stadt zur Evangelischen Kirche. Mikele Voss berichtete der Wandergruppe hier über den ältesten Gebrauchsgegenstand in Selters, der „mittleren Glocke“ im Kirchturm, gegossen im Jahre 1463. Manch Teilnehmer bestieg den Turm, um die Glocke live zu sehen.
Zum Abschluss gönnte man sich ein eigens für die Wanderung gebrautes Bier, dem Zeitreise-Bier. Großes Interesse an den Kurzvorträgen, langer Applaus und der Wunsch nach Wiederholung zeigen den Erfolg dieser Zeitreise zu Fuß durch Selters. (PM)
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