Wenn Polizisten und Presse in Seifenkisten Rennen fahren
Wenn Beamte der Polizeidirektion Neuwied und Pressemitarbeiter sich in eine zusammengeleimte Holzkiste setzen und mit 50 Stundenkilometer im Sayner Schlosspark eine Rampe runtersausen - dann ist wieder die Zeit des großen Seifenkistenrennens beim Burgen- und Parkfest in Bendorf-Sayn am 7. und 8. September gekommen. Mehr als 20 Teams treten diesmal wieder im sportlichen Wettbewerb gegeneinander an.
Neuwied. Vorbereitet hat das Spektakel das berufsintegrative Projekt "Neuwieder Zukunftskisten". Das sind Menschen, die seit längerer Zeit keine Arbeit mehr haben, sich mit Unterstützung aber wieder für den Arbeitsmarkt fit machen wollen. Gefördert wird das Projekt aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds, des Ministeriums für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie Rheinland-Pfalz und des Jobcenters Landkreis Neuwied.
Für die Durchführung ist die Gesellschaft zur Förderung beruflicher Integration (GFBI) mit Hauptsitz in Koblenz zuständig.
Alle Vorbereitungen und die Durchführung des Renn-Wochenendes am 7. und 8. September liegen in der Verantwortung der Projektteilnehmer und der Mitarbeiter der „Neuwieder Zukunftskisten“. Die Arbeit wird in zwei Gruppen aufgeteilt: Die "Eventgruppe" kümmert sich um die organisatorischen und kaufmännischen Angelegenheiten, die "Werkstattgruppe" baut unter Anleitung eines Tischlermeisters die Seifenkisten und die Siegerpokale. Durch die Planung, Organisation und Durchführung des öffentlichen Events sollen die Teilnehmenden wieder an den Arbeitsmarkt herangeführt werden. Sie erhalten dabei individuelle, sozialpädagogische Unterstützung.
Das Projekt gibt den Teilnehmern Struktur und Selbstbewusstsein. "Das hilft! Man hat hier eine Stütze. Ich glaube, dass ich nach der Teilnahme meinen Weg auch ohne diese Stütze gehen kann." Eine feste Arbeitsstelle und kein Geld mehr vom Jobcenter, hat sich ein 28-Jährige als Ziele fest vorgenommen. Dass er eine Aufgabe und Verantwortung beim Seifenkistenprojekt hatte, das hat ihm besonders gut gefallen. "Man wird nicht so von oben herab angesehen! Und abends ist man stolz auf die Arbeit, die man geleistet hat."
"Mir hat, bevor ich hierhin kam, die Tagesstruktur gefehlt", sagt ein 26-Jähriger. Für ihn war es eine neue Erfahrung, dass er eine Arbeit, die er anfängt, auch zu Ende bringt. Seine letzte Arbeitsstelle als Auslieferungshelfer verlor er, weil er nach Meinungsverschiedenheiten mit dem Stress nicht mehr klar kam. "Hier habe ich gelernt, mit Stress anders umzugehen. Das hilft mir jetzt sogar im Privaten." Der junge Mann hat für das Seifenkistenrennen den komplexen Projektstrukturplan mit den zu erledigenden Arbeiten am PC gestaltet. Die knifflige Arbeit hat ihn manches Mal Nerven gekostet, aber er hat gelernt durchzuhalten. "Ich bin froh, dass der Plan fertig ist und an der Wand hängt." Jetzt hat er sich vorgenommen, seine früher begonnene Kochausbildung abzuschließen.
Die Männer und Frauen in der Werkstatt sind stolz auf ihre Arbeit und kommen gerne an ihren "Arbeitsplatz". Einer von ihnen war vorher schon Schreinerhelfer. Beim Bau der Seifenkisten hat er neue Werkzeuge und Bearbeitungstechniken kennen gelernt. In Zukunft will sich der 40-Jährige auf Lagertätigkeiten oder Produktionshelferstellen bewerben.
Das Projekt "Neuwieder Zukunftskisten" stärkt nicht nur seine Teilnehmer. Am Ende wird das durch Spenden der Rennteilnehmer gesammelte Geld immer einer gemeinnützigen Organisation gespendet. Davon profitierten schon der Verein der Freunde und Förderer der Kinderstation im Marienhaus Klinikum St. Elisabeth Neuwied, der Verein "Die Jugendunterstützer", die Westerwälder Clowndoktoren und dieses Jahr erstmalig der Kinderschutzbund Neuwied.
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