Tag der offenen neuen Tür in "Boardels Haus" in Rennerod
Am Sonntag, 8. September ist "Boardels Haus", das älteste Fachwerkhaus von Rennerod, zum dritten Mal in Folge Teil des größten Kulturevents in Deutschland, dem "Tag des offenen Denkmals 2019". Ganz unter dem diesjährigen Motto *Modern(e) - Umbrüche in Kunst und Architektur* öffnet das historische Gebäude in Rennerod eine ganz besondere Tür für die Besucher. Im Laufe des vergangenen Jahres haben die Eigentümer unter Mitwirkung eines fachkundigen Kunstschreiners die Eingangstür des Fachwerkhauses nach denkmalpflegerischen Gesichtspunkten erneuert.
Rennerod. Die Haustür ist bekanntlich die Visitenkarte eines jeden Hauses und stellt letztendlich das Entree und die Begrüßung dar. Daher wurde der Haustür schon seit alters her eine entsprechende Bedeutung zugemessen und viel Wert auf ihre Gestaltung gelegt. Durch gedankenlose Umbau- und Sanierungsarbeiten wurden oft viele historische Meisterwerke unwiederbringlich zerstört. Mit dem Aufkommen der Baumärkte zu Beginn der 1970er Jahre wurden auch im Westerwald viele individuelle Holztüren durch uniforme Exemplare aus Aluminium ersetzt. Damit hat sich nicht nur das Erscheinungsbild unserer Städte und Dörfer erheblich verändert und es verschwanden lebendige Zeitzeugen handwerklicher Tradition, Gestaltung und Identität.
Bei "Boardels Haus" in Rennerod war die historische Haustür aus der Erbauungszeit schon lange durch ein Provisorium ersetzt worden und nach der aufwendigen Restaurierung und Freilegung des Fachwerkes im Jahr 2016 war der Eingangsbereich ein weitere Herausforderung an die Eigentümer Marlies und Helmut R. Lang. Der Nachbau sollte sich so kunstvoll und so zeitnah am bestehenden Fachwerk orientieren wie möglich. Schnell aber zeigte sich, dass historischer Nachbau oder die Sanierung von historischen Türen viel mehr ist als nur Handwerk, es ist die Liebe zur Handwerkskunst. Als dann Anfang des Jahres ein hervorragender und in seinem Fach langjährig geschulter und erfahrene Kunstschreiner gefunden war, konnte die Fahrt zu einem Eichenbalkenlager am Rhein organisiert werden. Hier wurden nach genauer Prüfung durch den Fachmann zwei komplette Anhängerladungen mit 200- bis 300-jährigen Eichenbalken nach Rennerod geholt. Dort wurden sie mit Hilfe eines Metalldetektors zunächst von schmiedeeisernen Nägeln und sogar einem Granatsplitter befreit und anschließend mit der Bandsäge in Bohlen geschnitten.
Jetzt begann die eigentliche kunsthandwerkliche Meisterarbeit des Schreiners, denn der entscheidende Faktor bei derartigen Einzelanfertigungen von historischen Haustüren ist die Qualität der Handarbeit. Von der Planung und Zeichnung der einzelnen Türelemente bis zur handwerklichen Umsetzung ist viel Einfühlungsvermögen und Wissen um die Fachwerkstilistik, das Material und die gestalterischen Details gefragt. Glücklicherweise verhalf ein Dachbodenfund von rund 130 Jahre alten matt geschliffenen und floral ornamentierten Kassettengläsern der symmetrischen Gestaltung der Haustür zur Vollendung. Diese auch oft unterschätzten Details erzeugen dann im ganzen Erscheinungsbild den eigentlichen Charme der neuen "alten" Haustür.
So erscheint jetzt die neue nach historischen Vorlagen gearbeitete Eichenholztür mit den im unteren Teil gegliederten Rautenschnitzereien in zwei profilierten Kassetten, den in Blei gefassten alten geschliffenen Gläsern im oberen Teil mit ihrer profilierten giebelförmigen Überdachung sehr authentisch und unterstreicht in einzigartiger Form die einzelnen Elemente der massiven Fachwerkkonstruktion aus dem Jahre 1708.
Beim bundesweiten Tag des offenen Denkmals, am 8. September, sind alle Besucher herzlich von 10 Uhr bis 18 Uhr eingeladen, die neue Türschwelle des "Boardels Haus" zu überschreiten und zudem die renovierten Schlafräume mit den wiederhergestellten Fußbodendielen von 1896 und 1946 im ersten Stock zu besuchen.
Sonntag, 8. September, *Tag des offenen Denkmals*
Boardels Haus von 1708
Friedhofsweg 2, 56477 Rennerod
10 Uhr bis 18 Uhr
Führungen von Helmut R. und Marlies Lang (PM)
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