Wäller Schule in Afrika macht große Fortschritte
Der Mogendorfer Eberhard Ströder verbringt seit fast zwei Jahrzehnten jedes Jahr mehrere Wochen in Korogwe, Tansania. Er sammelt unermüdlich Spenden für die Region und baut mit dem Geld Wasserauffangbecken, Nähwerkstätten und seit neuestem eine Grundschule mit insgesamt sieben Klassen und einem Verwaltungstrakt. Hier hat sich zuletzt viel getan und man kann täglich sehen, wie aus Wäller Geld Gutes entsteht.
Korogwe/Westerwaldkreis. Es riecht nach verbranntem Holz und staubigen Boden, von irgendwoher kommt wieder mal Musik, die Motorradtaxis huschen wie flinke Käfer über die lehmigen Straßen. Es ist kurz nach sechs Uhr abends in Korogwe, Tansania. Und es ist stockdunkel. Nicht nur wegen der kurzen Dämmerung ein paar Grad südlich des Äquators. Es gibt hier auch kaum künstliches Licht. Keine Straßenlaternen, keine Leuchtreklamen, nur die funzeligen Frontscheinwerfer einiger bunt angemalter Busse oder Motorräder. Hier verbringt der Mogendorfer Eberhard Ströder jedes Jahr mehrere Wochen. Mit 77 Jahren. Einem Alter also, in dem es andere vielleicht in die Berge oder an die Ostsee zieht.
Ströder zieht es seit fast zwei Jahrzehnten hierhin: in Tansanias Westen, sieben Autostunden entfernt von Dar Es Salaam. Eine Region, die bei uns kaum jemand kennt. Und die so gar nichts von Simba, Serengeti und Safari hat. Trotzdem hat sich Ströder in diesen Fleck verliebt. Nach einer schweren Krankheit entscheidet sich der Protestant, Gott auf seine Art danke zu sagen und den Menschen in Afrika einen wichtigen Teil seines Lebens zu widmen. Er sammelt unermüdlich Spenden für die Region und baut mit dem Geld Wasserauffangbecken, Nähwerkstätten und seit neuestem eine Grundschule mit insgesamt sieben Klassen und einem Verwaltungstrakt. Während der acht Wochen, in denen er 2019 in Korogwe ist, hat sich an der eine Menge getan und man kann täglich sehen, wie aus Wäller Geld Gutes entsteht.
Einfache Lehmhütten – und überall Kinder
Die Grundschule liegt etwa 20 Autominuten von Korogwe entfernt; am Rand des Örtchens Michungwani. Hier gibt es einfache Lehmhütten; Einheimische verkaufen an provisorischen Ständen gelbgrüne, aber köstliche Orangen und grüßen Fremde mit einem freundlichen „Jambo!“. Und überall: Kinder. Sie werden wahrscheinlich erst in einem oder zwei Jahren in der Grundschule am Ortsrand Rechnen, Lesen und Schreiben lernen. Trotzdem: Was während der acht Wochen, in denen Eberhard Ströder in Tansania ist, mit dem Bau passiert, ist bewundernswert. Am Anfang führt Ströder lange und intensive Gespräche mit seinen Leuten in Tansania; erkundigt sich, wo’s noch hakt, kauft von den Spendengeldern vor Ort Baumaterial. Hilfe, die ankommt.
„Ich sammle die Spenden in Deutschland und kaufe bei lokalen Betrieben ein. So weiß ich, dass es eins zu eins hier unten landet. Und ich stärke so noch die Unternehmen vor Ort“, sagt er. Wobei ein „Unternehmen“ in Korogwe oder Michungwani so gut wie nichts mit dem typischen, deutschen Mittelständler zu tun hat. Die Schließanlagen für die Tür bekommt der Mogendorfer in einem kleinen Schuppen in Korogwe, in dem der Tresen mit einem dicken Gitter vor unerwünschten Zugriffen gesichert ist. Der Verkäufer bietet ihm zunächst einfache Beschläge an, doch Ströder zeigt auf eine andere Packung. „Ich nehm’ die. Den Hersteller kenn ich, die taugen wenigstens was!“ Die dazu passenden Türen entstehen nur ein paar Kilometer weiter: in einer Schreinerei, die sein Freund Lee Cosmas Ndeiy und dessen Amani-Chor vor einigen Jahren ins Leben gerufen hat und in der der Schreinermeister Eberhard Ströder schon viele junge Handwerker ins Fach eingeführt hat. Die schweren Türen, Zargen und Fensterrahmen sind zwar nicht so geometrisch makellos wie Fabrikate aus Massenproduktion, sondern tragen eher ihre unverwechselbare „Handschrift“. „Die sind halt ab und zu ein Bisschen krumm. Dat is hier halt so“, sagt der Wäller Schreinermeister und drückt lächelnd ein Auge zu.
Schon die nächste Reise planen
Trotzdem: Als sich Eberhard Ströders Zeit in Afrika dem Ende zuneigt, sitzen die Türen in den Rahmen; die elektrischen Leitungen sind angebracht, der Estrich verlegt und die waghalsigen Handwerker haben in Handarbeit die Dachbalken zurechtgesägt und das Wellblechdach verlegt. Die Grundschule, sie hat im Spätsommer 2019 ein Gesicht.Der letzte Tag in Michungwani und Korogwe. Bevor Eberhard Ströder und Lee Cosmas Ndeiy zum Flughafen nach Dar Es Salaam aufbrechen, nimmt der Wäller sich den Leiter der Werkstatt beiseite: Christopher Ndeiy, Lees Sohn und ein Handwerker, der viel von Ströder gelernt hat. „Guckste, dass die Fenster bald reinkommen und die Innenarbeiten im Verwaltungstrakt vorangehen, gell?“. Christopher nickt, und Eberhard weiß, dass die Arbeit an der Schule weitergeht, wenn er in Mogendorf ist.
Als er wieder zuhause bei seiner Frau Renate ist, plant er im Kopf schon die nächste Reise in Richtung Süden. Vielleicht schon 2020, zur Einweihung der Schule. Wahrscheinlich aber erst ein Jahr später. Denn so gut das Projekt voranschreitet: Es braucht noch Zeit und Spendengeld. „Die Menschen in Tansania machen nichts auf Pump“, sagt er. „Sie können nur arbeiten, wenn Material da ist, und Material ist da, wenn es bezahlt werden kann.“ Eberhard Ströder muss also weiter Spenden sammeln und weiter dran bleiben an seinem Herzensprojekt Grundschule. Spenden für die Stromversorgung, die Toilettenanlagen und die Spielgeräte für die Pausen, zählt er auf und sagt: „So dunkel es in Tansania nach Sonnenuntergang auch ist: Das Leuchten im Auge von den Kindern, das habe ich bis jetzt nur in Tansania gesehen.“ (PM)
Die Projekte in Tansania sind weiterhin auf Spenden angewiesen und können auf folgendem Konto unterstützt werden: IBAN DE22573510300155089006, Stichwort: „Spende Tansania 2019“
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