Vom Umgang mit der Schuld in der Suchttherapie
Viele Suchtkranke haben in ihrem Leben traumatisierende Erlebnisse erfahren. Mit dem Konsum von Suchtmitteln lässt sich für viele erlittenes Leid und Schmerz leichter ertragen. Aus Opfern werden nicht selten Täter, besonders in suchtmittel-induzierten, enthemmten Situationen. Sie werden schuldig an Partnerin, Kindern, Freunden und Bekannten oder münden in ein delinquentes Milieu.
Vielbach. Im Fachkrankenhaus Vielbach fand jetzt eine Fachtagung mit 170 Teilnehmenden zu diesem Aspekt der Sucht-Rehabilitation statt. Neben Psychotherapeuten der Klinik beteiligten sich auch Referenten aus der Region an dem Fachdiskurs. Psychotherapeut Werner Dinkelbach aus Andernach ging dem Thema psychoanalytisch auf den Grund, während Ralf Wolf, ärztlicher Direktor der Vitos Klinik für forensische Psychiatrie in Hadamar, Schuld aus strafrechtlicher Sicht beleuchtete. Die Beurteilung von Schuldunfähigkeit oder verminderter Schuldfähigkeit von Abhängigkeitskranken stand bei ihm im Vordergrund.
Dr. Axel Wengenroth, Dekan des evangelischen Dekanats Westerwald, nahm schließlich eine theologisch-philosophische Bewertung von Schuld und Vergebung vor. Er wies auf ein defizitäres Schuldbewusstsein in unserer Gesellschaft hin. Es fehlten Ausdrucks- und Umgangsformen mit realer Schuld. Der schuldig Gewordene könne sich die Schuld nicht selbst nehmen und nicht wegdiskutieren. Vergebung könne man erbitten oder erhoffen, aber nicht einfordern. Sie liege jedoch allein in der Hand des Geschädigten.
Tagungsmoderator Professor Dr. Robert Frietsch von der Hochschule Koblenz und Klinikleiter Joachim J. Jösch resümierten am Ende: „Die heute hier stattgefundene Schuld-Diskussion findet in unserer Fachwelt große Aufmerksamkeit. Die fachlichen Erwartungen wurden mit der Tagung voll erfüllt." (PM)
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