Ein Kleinod restauriert: „Sitz-Pietà“ in neuem Glanz
Die katholische Kirche „St.Petrus in Ketten“ in Hellenhahn-Schellenberg birgt ein Kleinod. Eine Pietà (lat. „Unsere Herrin vom Mitleid"), deren Alter nur geschätzt werden kann. Sie könnte nach fachlicher Beurteilung aus dem 18. Jahrhundert stammen. Eine Pietà ist in der bildenden Kunst die Darstellung Marias als Mater Dolorosa (Schmerzensmutter) mit dem Leichnam des vom Kreuz abgenommenen Jesus Christus auf dem Schoß.
Hellenhahn-Schellenberg. Wann diese Skulptur in die Kirche nach Hellenhahn-Schellenberg kam, ist nicht mehr festzustellen. Sehr betagte, jedoch noch geistig rege Bürgerinnen und Bürger aus dem Ort wissen mit Bestimmtheit, dass sich diese Skulptur bereits vor dem (letzten) Kirchenneubau 1925/26 schon im vormaligen, alten Gotteshaus befand.
Nun wies diese Pietà zahlreiche Beschädigungen auf, die durch zwar gut gemeinte, aber wenig fachmännisch ausgeführte Übermalungen kaschiert wurden, aber nicht zu einem befriedigenden Ergebnis führten. Die Oberfläche der Skulptur war darüber hinaus durch Staub, Ruß sowie zahlreiche große Wachsspritzer von Kerzen sowie Ausbrüche im Holz in Mitleidenschaft gezogen. „Es wurde höchste Zeit, dass etwas unternommen wurde“ befand Gemeindereferentin Eva-Maria Henn, zuständige Ansprechpartnerin für den Kirchort und die Kirche St.Petrus in Hellenhahn-Schellenberg und wurde beim Bistum in Limburg vorstellig.
Professor Dr. Matthias Kloft, der Leiter des Diözesanmuseums in Limburg sagte bei einer Besichtigung der Kirche und intensiver Betrachtung der Pietà zu, sich für eine Restaurierung der Skulptur einzusetzen, da es sich hierbei „um eine ganz außergewöhnliche Darstellung, in Form einer sitzenden Pietà handele, die den Leichnam Jesu auf ausgestreckten Beinen halte“. Drei Jahre gingen allerdings ins Land, in denen Gemeindereferentin Eva-Maria Henn nicht locker ließ. Anfang 2019 kam dann die Nachricht aus Limburg, dass sich Professor Kloft mit der diplomierten Restauratorin Katja Schenk aus Elz in Verbindung setzen werde. Die Diözese werde sich an der Kosten der fachgerechten Wiederherstellung der Pietà beteiligen.
Im Juni/Juli diesen Jahres war es nun endlich so weit. Die damit beauftragte Restauratorin stellte nach aufwendigen Vorbereitungen fest, dass die Skulptur aus einem nicht ausgehöhlten Holzblock (wegen des Gewichtes vermutlich Eichenholz !) geschnitzt und polychrom gefasst wurde. Eine polychrome Fassung (bezeichnet die farbliche Gestaltung einer Skulptur durch „Fassmaler“) besteht aus mehreren aufeinander abgestimmten Farbschichten. Katja Schulz stellte durch Ablösen von Farbschichten (Anlegen von ‚Belegfenstern‘) fest, dass die Skulptur wohl allein im 20. Jahrhundert zweimal überfasst (übermalt) wurde. Weitere Farbschichten wurden darüber hinaus festgestellt. Um ein Reißen des Holzes zu verhindern, waren ursprünglich Eisenklammern in der Skulptur angebracht worden. Gleichwohl entstanden kleinere Risse, die durch Kittmasse oder Grundierung geschlossen worden waren. Eine Wiederherstellung der ursprünglichen Form bei diversen Ausbrüchen im Holz galt es zu retuschieren. Übermalungen mussten abgenommen und durch eine komplett neue Fassung ersetzt werden. Das alles setzt Fachkenntnis und Erfahrung voraus, die der Restauratorin Katja Schenk zu bestätigen ist.
Die Kosten für die Wiederherstellung der Pietà beliefen sich auf rund 3.000 €. Die Diözese Limburg übernahm davon 50%, weitere 1.500 € werden, nach einem Beschluss des Verwaltungsrates der Pfarrei St.Franziskus im Hohen Westerwald, der der Maßnahme zustimmen musste, den Rücklagen der örtlichen Kirchengemeinde entnommen.
Der Kirchort St. Petrus in Ketten in Hellenhahn-Schellenberg darf sich glücklich schätzen, ein solches Kleinod, wie die Sitz-Pietà zu besitzen. Sie ist nun an ihren alten Platz in Sankt Petrus in Ketten in Hellenhahn-Schellenberg in das linke Seitenschiff der Kirche zurückgekehrt. Dieses dient im besonderen Maße der Marienverehrung und wird oft und gerne besucht, um im stillen Gebet die Gottesmutter anzurufen, sich zu sammeln, Sorgen und besondere Anliegen vorzutragen und um Trost und Hilfe zu bitten. Generationen haben hier schon im Gebet verharrt. Hilfesuchend, aber auch dankend. Dem Alltag, aber auch Sorgen und Ängsten oder auch Trauer, für eine kleine Weile entflohen. Auch künftige Generationen werden wohl diesen Ort der Stille, der eine besondere Atmosphäre ausstrahlt, weiterhin aufsuchen. SI
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