Buchtipp: „Eine Stadt nach Plan“ von David Macauly
Von Helmi Tischler-Venter
In unserer Limesregion trifft man immer wieder auf römische Relikte - meist befestigte Militärlager - und fast jede Grabung an der Rheinschiene fördert Fundamente der Römer zutage. Der Autor und Zeichner David Macauly zeigt anhand der fiktiven Stadt Verbonia sehr bildhaft und anschaulich, wie die Römer eine perfekte Stadt planten und bauten. Eine Stadt, die einen beliebten Mittelpunkt für Handel, Verwaltung und Kultur darstellte.
Dierdorf/Oppenheim. Zuerst entschieden die Vermesser, wo man bauen sollte: flach und leicht geneigtes Land war für die Entwässerung optimal. Wenn ein Priester anhand einer Tierfleischbeschau den Ort gesund fand, legten zunächst Soldaten und Sklaven ein Militärlager an mit zwei sich kreuzenden Hauptstraßen und einer Ponton-Brücke. Die Ingenieure zeichneten einen rasterartigen Bebauungsplan für 50.000 Einwohner, der innerhalb einer Stadtmauer Häuserblocks, ein Forum, öffentliche Brunnen, Aquädukt für Wasser, Lebensmittelmarkt, öffentliche Bäder und Toiletten und ein Unterhaltungszentrum auswies.
Die Rohstoffe Stein, Ton, Mörtel und Holz waren standardisiert. Sie wurden von Sklaven und verarmten Bauern mit Muskelkraft und Werkzeugen verarbeitet. Vor dem Städtebau wurden Straßen und eine permanente Holz-Brücke fertiggestellt. Eine Stadtmauer mit Toren beschützte die neue Stadt und ein steinernes Aquädukt sicherte die Wasserversorgung. Zur Entwässerung wurden öffentliche und private Gebäude über Tonröhren mit zwei Meter tiefen Abwasserkanälen verbunden.
Das Forum, Tempelbezirk und Zentrum der Stadt, beinhaltete Tempel, Rednertribüne, Sitzungsgebäude für die gewählten Senatoren und Gerichtshof. Der zentrale Marktplatz diente als Handelszentrum um ein Heiligtum und einen Brunnen herum und daneben liegenden Lagerhäusern.
Eine Stadtvilla war ein Atriumhaus mit Außenwänden aus mit Ziegeln verblendetem Beton und bemalten Innenwänden. Da die Häuser ohne Zwischenraum nebeneinander gebaut wurden, hatten sie nur zur Straße hin kleine Fenster. Holzöfen und eine Toilette mit fließendem Wasser dienten dem Wohlbefinden der Bewohner.
Die Wohnblöcke hatten meist im Erdgeschoss einen Laden und darüber kleine Wohnungen mit einem zur Straße gelegenen Balkon. Die Handwerker und ihre Familien lebten in Räumen hinter oder über ihren Geschäften. Die Mietwohnungen besaßen meist keine eigenen Toiletten, ihre Bewohner benutzten die öffentlichen Toiletten. Nachts patrouillierten städtische Wächter durch die Straßen.
Auch Tempel wurden von den Bürgern der Stadt finanziert, reiche Spender sicherten sich oft als Marmorstatuen Anerkennung. Öffentliche Bäder, die Thermen wurden mit warmer Luft in dem Raum unter dem Fußboden, dem sogenannten Hypocaustum erhitzt. Üblich waren Decken mit Tonnengewölbe. Neben der Therme gab es die Palaestra für Ringkämpfe und andere sportliche Aktivitäten und im Obergeschoss eine Bibliothek mit Schriftrollen. Das aus sorgfältig zurechtgehauenen Steinquadern gebaute runde Amphitheater war das Unterhaltungszentrum der Stadt. Theaterstücke und Gladiatorenspiele erfreuten bis zu 20.000 Zuschauer. Zusätzlich gab es ein halbrundes Theater.
Der Ackerbau war so effizient organisiert und es gab so viele Märkte und Bäckereien, dass genügend Lebensmittel für alle Bewohner zur Verfügung standen. Die Menschen konnten ein sicheres und angenehmes Leben führen – genau wie es der ursprüngliche Bebauungsplan vorgesehen hatte. Die Stadtmauer bot nicht nur Schutz gegen Feinde von außen, sie verhinderte auch, dass die Stadt größer wurde als ihr guttat.
Die Informationen zur Stadtplanung der Römer trug David Macauly in Rom und anderen antiken italienischen Städten zusammen, die Skizzen für die präzisen und überaus anschaulichen Zeichnungen fertigte er in Herculaneum und Pompeji an.
Das gebundene 120-seitige mit Glossar versehene Buch ist im Nünnerich-Asmus Verlag & Media GmbH, Oppenheim am Rhein erschienen. htv
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