Früchte strahlten statt der Sonne
Der Apfeltag am Wiesensee war eine Oase in der Trübnis eines verregneten Herbsttages. Während der dicke Morgennebel mittlerweile Regenschnüren Platz gemacht hatte, empfingen die Besucher noch vor der kuscheligen Tiwi-Blockhütte duftende und leuchtende Äpfel und Honiggläser. Am Winner Ufer ging es sehr gemütlich zu. Wer Natur und regionale Produkte schätzt, konnte sich bei der von der „Tourist-Information WällerLand am Wiesensee“ (kurz: TiWi) liebevoll aufgezogenen Veranstaltung wohl fühlen und einiges Verlockendes zum Kaufen finden.
Stahlhofen a.W. Zunächst war die mobile Apfelpresse von Benjamin Junge aus Gieleroth nicht zu übersehen. Hier wurden schnell die von Privatleuten angelieferten Äpfel gepresst. Der Saft aus den eigenen Früchten wurde umgehend in Plastikschläuche zu fünf Litern gefüllt und in Kartons verpackt. Von diesen Kisten kann man viele Wochen lang seinen eigenen Apfelsaft abzapfen, der frisch bleibt, da keine Luft hineinströmen kann. „Etwa acht Kilo Äpfel ergeben fünf Liter“, sagte Junge.
Treppauf waren dann am Imkerstand verschiedene Honigsorten zu verkosten. „Alle stammen aus der Umgebung“, betonte Imkerin Gabriele Held-Habermann.
Wer das Produkt regional kauft, leistet einen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt und hat gesicherte Imker-Qualität für seine eigene Gesundheit. Das wertvolle Lebensmittel wird auch als altes Hausmittel, das unter anderem antibakteriell wirkt, von vielen geschätzt. Und so mancher sagt, dass das Zusichnehmen von Honig aus der Umgebung sogar dem Heuschnupfen entgegenwirke.
Philipp Schiefenhövel von der Will und Liselott Masgeik-Stiftung für Natur- und Landschaftsschutz aus Molsberg präsentierte eine beeindruckende Vielzahl von Apfel- und Birnensorten. Die Stiftung hat ungefähr 40 verschiedene Sorten zu bieten, war zu erfahren. Bernhard Dochnahe unterstützt mit seinem Baumbestand in der Molsberger Gemarkung die Vielfalt. „Den Wildapfel gibt es bei uns schon seit Tausenden von Jahren“, erklärt Philipp Schiefenhövel. In der Römerzeit kam es zu Sortenzüchtungen, die dann insbesondere in Klöstern durchgeführt wurden. Auch der Adel wollte auf das köstliche Obst nicht verzichten. Die extensive Art des Obstbaus, das Streuobst, erlebte um 1850 seine Hochblüte – und wird heute von Naturschützern in den Mittelpunkt gerückt, da Streuobstwiesen Artenvielfalt ermöglichen. (Mehr Infos zur Artenvielfalt gibt es unter anderem hier: www.baumpflegeportal.de/aktuell/biodiversitaet-streuobstwiesen/.
Klimaveränderungen betreffen natürlich auch den Apfel, doch er sei „meist robust“, so Schiefenhövel. Birnen seien empfindlicher. Als alte und typische Westerwälder Apfelsorten nannte er den Westerwälder Grünapfel und den Mauerapfel.
Gefragt nach dem Ertrag des Jahres, meinte Hobbyimker Franz Rebmann aus Gemünden mit trockenem Humor: „Wir konnten mehr Honig ernten, dafür hatten wir weniger Äpfel, aber die hatten dafür mehr Würmer.“
Einen deftigen Imbiss gab es nebenan von der Westerwälder Wurstmanufaktur Alpenrod. Ein heißer Apfelsaft mit Punschessenz kredenzte Ramona Zirfas von der TiWi. Und Kirsten Weimers selbst gemachte Seifen waren gefragt wie immer. Marlene Helsper bot wunderschöne eigenhändigt hergestellte Stoffartikel an. Mit dem Geschäft „Paula & ich“ (www.paulaundich.de) ist sie ab Oktober 2019 in der Marktstraße in Bad Marienberg zu finden. Sogar Nähkurse für Groß und Klein führt sie durch. Beim Rundgang durch das Gebäude fällt die Eistruhe auf. Seit zwei Wochen gibt es hier eine Westerwälder Eiscreme. Die Firma „Westwood-Icecream“ aus dem kleinen Ort Deesen im unteren Westerwald vertreibt seit Beginn des Jahres wunderbare Eiskreationen in der gesamten Region. Die seit Jahren bestehend Partnerschaft mit Asavi erweitert das Angebot um Salze, Öle und andere Gewürze an den Markttagen in der TiWi.
Im „Fahrradzimmer“ war noch Platz für Beate Exners großen Stand für Fruchtaufstriche. Als eine der ältesten Partnerinnen (gemessen an den Jahren der Zusammenarbeit) arbeitet sie immer wieder an der Erweiterung ihres wohlschmeckenden Angebots.
Im Kräuterwind-Gartenzimmer wurde erstmalig ein „Kaffee Kräuterwind“ eingerichtet. Mitarbeiterinnen der TiWi kümmerten sich um die Bewirtung mit Kräuterwindbrot und Kräuterwindkuchen der Bäckerei Seekatz. Den Eingangsbereich mit vorgelagertem rotleuchtendem Pavillon verschönerte die Auslage der Straußwirtschaft aus Guckheim. Julia, die Chefin, hatte den größten Teil ihrer Gestecke mitgebracht und bot ihn den Besuchern für zu Hause an.
Beim anschließenden Spaziergang um den See war es dann sogar trocken und die Natur zeigte sich in ihrer bunten Blätterfärbung – in Gelb, Grün, Orange, Braun und Rot.
Es war ein schönes Fest, das Wohlbefinden vermittelte, und auf das man sich auch im nächsten Jahr freuen kann. Im Team wurden schon die Termine 2020 festgelegt. „Kräuterwind Frühlingserwachen“ wird am Sonntag, 10. Mai 2020 (Muttertag) stattfinden.
Der Apfeltag 2020 wird am Sonntag, den 4. Oktober 2020, mit hoffentlich großem Apfelangebot stattfinden. Ein weiterer Apfelpresstermin (an einem Samstag) wird im Veranstaltungskalender auf www.waellerland.de zum Beginn des neuen Jahres bekanntgegeben. (Tatjana Steindorf)
Lesen Sie gerne und oft unsere Artikel? Dann helfen Sie uns und unterstützen Sie unsere journalistische Arbeit im Westerwaldkreis mit einer einmaligen Spende über PayPal oder einem monatlichen Unterstützer-Abo über unseren Partner Steady. Nur durch Ihre Mithilfe können wir weiterhin eine ausgiebige Berichterstattung garantieren. Vielen Dank! Mehr Infos.
Lokales: Westerburg & Umgebung
Jetzt Fan der WW-Kurier.de Lokalausgabe Westerburg auf Facebook werden!
Weitere Bilder (für eine größere Ansicht klicken Sie bitte auf eines der Bilder): |