Senay Duzcu – „Hitler war eine Türkin?!“
Echt jetzt? War Hitler eine Türkin? „Du Hitler“ wurde sie von einem nichtdeutschen Mitbürger im Zug beschimpft, als sie ihn bat, sein Rad ordentlich abzustellen, damit die Fahrgäste in den Zug einsteigen können. Eigentlich will Senay Duzcu doch nur richtig in Deutschland ankommen und die Ordnung achten.
Höhr-Grenzhausen. Als der Komikerin beim Schminken vor einem Auftritt der künstliche Wimpernstreifen versehentlich vom Oberlid auf die Oberlippe schwebt, fällt es ihr wie Schuppen von den Augen: Man kann es mit dem „Anpassen“ auch übertreiben. Jeder Versuch, ihr einen Stempel aufzudrücken, scheitert: Als Deutsch-Türkin ist sie den Ewiggestrigen „zu modern“, den Jüngeren „zu traditionsgebunden“, den Männern als selbstständige Frau „zu emanzipiert“. Sie ist eine explosive Mischung.
Die Tochter aus einer klassischen Gastarbeiterfamilie sprengt jede Schublade: Sonderschülerin und Stipendiatin für Hochbegabte. Legasthenikerin mit Architektur-Diplom. Ihre streng muslimischen Eltern steckten sie in eine katholische Klosterschule. Unter anderem hatte Senay daher Probleme, einen passenden Ehemann zu finden. Ihre sehr tolerante Mutter sagte immer zu ihr: „Es ist nicht schlimm, Kind. Du kannst einen Nicht-Moslem heiraten, Hauptsache, er wird zu einem Moslem … beschnitten.“
Auch als Architektin wurde sie nie ernstgenommen. Auf der Baustelle riefen ihr die türkischen Bauarbeiter zu: „Kommen Sie in zwei Wochen, dann dürfen Sie putzen!“
Es allen recht machen zu wollen, hat sie nun endgültig aufgegeben, denn das geht immer schief. Stattdessen lebt sie schamlos ihr Doppelleben als türkische Frau mit deutschen Ansichten und als deutsche Ayse mit türkischen Wurzeln. Seit vielen Jahren gehört Senay zu den besten Comedy-Migrantinnen des Landes. Die Komikerin macht Comedy mit Tiefgang und in ihrem neusten Programm erzählt sie ihre eigenen Erfahrungen im Alltag und setzt dem Ganzen mit lebendiger Mimik und Gestik das Sahnehäubchen auf.
Jetzt steht sie mit spitzer Zunge und einmalig erfrischender Selbstironie mit neuem Programm auf der Bühne. Dabei lässt sie fast keine Nationalität aus und lehrt die Nazis, dass die Osmanen schon längst nicht mehr vor den Toren Wiens stehen, sondern stattdessen gemütlich auf ihren Balkonen im Ruhrgebiet ganze Lämmer grillen.
Und nicht vergessen: Augenwimpern gehören nicht unter die Nase. Ein Damenbart ist da viel schöner. In ihrem Programm nimmt sie nicht nur „typische Migrantenthemen“ ins Visier, sondern sie greift so ziemlich alle Themen auf, die die Damenwelt (und ganz sicher auch den ein oder anderen Herrn der Schöpfung) bewegen. Die Komikerin war schon in zahlreichen Sendungen zu sehen wie zum Beispiel dem Satiregipfel, der Ladies Night und so weiter. Am Freitag, 22. November um 20 Uhr im Kulturzentrum “Zweite Heimat”.
Karten sind erhältlich unter Telefon: 02624/7257 oder online unter www.juz-zweiteheimat.de und kosten im Vorverkauf: 14 Euro, an der Abendkasse: 16 Euro. (PM)
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