Emotionale Gedenkfeier zum Volkstrauertag in Selters
In der Friedhofshalle des städtischen Friedhofs in Selters fand auch in diesem Jahr die zentrale Gedenkfeier zum Volkstrauertag statt. Viele Besucher fanden den Weg in die Friedhofshalle, um den Opfern der Kriege zu gedenken. Die Feuerwehr Selters, das DRK Selters und die Schützengesellschaft Selters waren ebenfalls mit Abordnungen vertreten.
Selters. Als Hauptredner sprachen Stadtbürgermeister Rolf Jung sowie Pfarrer Rainer Czekanskya von der evangelischen und Diakon Dieter Wittemann von der katholischen Kirche. Walter Frohneberg, der Vorsitzende des Kreisverbandes der Kriegshinterbliebenen (VdK) im Westerwald, ergriff als Letzter das Wort. Umrahmt wurde die Gedenkfeier durch Schüler/innen der IGS Selters, die Gedichte vortrugen und mit dem Bläser-Ensemble der Orchester-AG die Feier musikalisch umrahmten. Klaus Schnug blieb es vorbehalten, die Gedenkfeier an seinem Keyboard-Piano mit „Chacone“ von Jaques Chambonnières zu eröffnen. Der Chor „Schola“ der katholischen Kirchengemeinde, vervollständigte die Gedenkfeier mit zwei Liedern.
Alle Redner stellten die Absurdität von Kriegen und das damit verbundene, unermessliche Leid der Menschen in den Mittelpunkt ihrer Ansprachen. Rolf Jung bezeichnete die Meinungsfreiheit als hohes Gut, als wichtigstes Instrument zur Erhaltung von Demokratie und Frieden. Die Schüler/innen der IGS beendeten das Gedicht „Friedhof der steinernen Schwerter“ mit den gemeinsam gesprochenen Worten: „Tötet den Krieg, damit es Frieden wird.“
Pfarrer Czekansky nahm das berüchtigte S-Wort, für Schuld, in den Mund. Eingehend und eindringlich beschrieb er seine Gedanken zu diesem Thema und beendete seine Ansprache mit den Worten: „Passt auf, passt auf, dass nicht wieder gesagt werden kann, wir haben nichts davon gewusst!“
Diakon Dieter Wittemann legte den Schwerpunkt seiner Ansprache auf das Wort „Frieden“, unter anderem erwähnte er, dass im Libanon an einer dortigen Schule „Friedenslehre“ unterrichtet würde. Anschließend sprach er ein zu Herzen gehendes Friedensgebet und bat Pfarrer Czekansky zu sich, um den Gedanken der Ökumene zu bekräftigen. Gemeinsam sprachen beider Geistliche das „Vater unser“.
Walter Frohneberg forderte einen offenen Umgang mit unsrer Vergangenheit, der Volkstrauertag sollte ein Tag der Versöhnung und der Vergebung sein. Er wandte sich ausdrücklich gegen Vergessen durch untätiges Beobachten. Mit versagender Stimme schilderte Walter Frohneberg das Schicksal von zwei Menschen aus Montabaur, die wegen „Wehrzersetzung“ zum Tode verurteilt wurden, weil sie über Radio BBC gehört hatten, dass die Amerikaner bereits bei Neuhäusel standen. Um 11 Uhr wurden die Männer standrechtlich erschossen, um 12 Uhr marschierten die Amerikaner in Montabaur ein.
„Die jungen toten Soldaten“ war ein weiteres Gedicht, welches von Schülern/innen der IGS vorgetragen wurde. Die Schola der katholischen Kirche sang unter der Leitung von Joachim Menningen „Ein Gott der liebt“ und „Wasser meines Lebens“. Anne Opper dirigierte als Leiterin der Orchester- AG der IGS Selters die Bläserklasse zu „Über den Sternen“ und zur „Europahymne“. Nachdem Walter Frohneberg als letzter Redner seine Ansprache beendet hatte, intonierte die Bläserklasse die „Deutsche Nationalhymne“, die von den Anwesenden gemeinsam gesungen wurde.
Nach dem Ende der Gedenkfeier in der Friedhofshalle begaben sich alle Anwesenden nach draußen, um am Gefallenenehrenmahl nochmals der Opfer der Kriege zu gedenken. Die Bläserklasse der IGS Selters spielte „Ich hatt` einen Kameraden“. Das war der emotionale Höhepunkt einer würdevollen Gedenkfeier, die ohne Kitsch und Heldenpathos vonstattenging, deshalb bei vielen auf dem Nachhauseweg für ergriffene, nachdenkliche Mienen sorgte. wear
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